Das allerheiligste Sakrament des Altars

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Das allerheiligste Sakrament des Altars: Tabernakel mit Expositionsnische in Dietfurt an der Altmühl

F. X. Weninger SJ: Katholizismus, Protestantismus und Unglaube

Beiträge von Franz Xaver Weninger: österreichischer Jesuit, geistlicher Schriftsteller und Volksmissionar

Erster Abschnitt – Gegenüberstellung der Lehrsätze

5. Das allerheiligste Sakrament des Altars

Das aufrichtig gläubige Christenherz liebt Jesum und denkt und fühlt mit dem großen Kirchenvater Augustin, der keinen größeren Wunsch in sich gefühlt als diesen: Hätte ich doch Christum den Herrn auf Erden gesehen und in seiner Nähe gelebt! Hatte doch Christus selbst zu seinen Jüngern gesagt: „Selig die Augen, die da sehen, was ihr seht.“

Wer sollte nicht umso mehr jene auf heilige Weise beneiden, denen es gestattet war, in der nächsten Nähe des Herrn zu leben. Welch ein Glück war es besonders für Maria, der es gestattet war, mit Ihrem göttlichen Sohn unter einem Dach durch dreißig Jahre zu leben. Kein Zweifel, wer immer Jesum als seinen Gott und Heiland erkennt und Ihn als solchen mehr liebt, als sich selbst, der seufzt auch im innersten Verlangen seiner Sehnsucht und Liebe:

O wäre doch Jesus noch hier auf Erden; wäre ich doch bei Ihm, könnte ich vor Ihm mein Herz ausgießen, wie Johannes beim letzten Abendmahl; könnte ich vor ihm niederfallen wie Maria Magdalena und vor Ihm meine Sünden beweinen, und mit Ihm reden, wie Moses mit dem Herrn in der Stiftshütte geredet, von Angesicht zu Angesicht, so wie ein Freund zu seinem Freund, wie ein Kind zum Vater, wie der Gerettete zu seinem Lebensretter und ein beglückter Armer zu seinem Wohltäter spricht, der ihn reich gemacht und von dem er alles hat.

Könnte ich mit meinem Jesus reden, wie ein Angeklagter mit seinem Richter spricht, in dessen Gewalt sein Endurteil liegt, das über sein Glück und Unglück, ja über sein Leben und Tod entscheidet?

Die katholische Kirche ruft uns zu: Dein Wunsch ist erfüllt. Hier in diesem Tabernakel im allerheiligsten Sakrament ist mit Fleisch und Blut, mit Leib und Seele, mit Gottheit und Menschheit derselbe Jesus gegenwärtig, so wahrhaft als er einst auf Erden in Jerusalem und Galiläa gewandelt, und nun im Himmel verherrlicht auf dem Thron der Glorie zur Rechten seines himmlischen Vaters thront.

Welch ein Trost für das seinen Heiland liebende Christenherz! Wo immer ein Tabernakel ist, in welchem das allerheiligste Sakrament aufbewahrt wird, da ist Jesus Christus persönlich gegenwärtig.

Wie geheiligt wird durch diese persönliche Gegenwart Jesu Christi, jedes Kirchlein der katholischen Welt. Es gilt für dasselbe das Wort des Propheten Aggäus, durch welches er, die über die Armut des zweiten Tempels trauernden Juden mit der Versicherung tröstet, dass dieser zweite Tempel doch bei weitem herrlicher sein werde als der erste, weil der Herr selbst in demselben erscheinen werde.

Wenn die vorübergehende Gegenwart Christi diesen zweiten Tempel so hoch über den ersten erhob, welch eine Fülle von Heiligung und Verherrlichung gewährt nicht erst die bleibende Gegenwart Jesu Christi im Allerheiligsten Sakrament auch dem ärmsten Kirchlein, das man bei einer dürftigen katholischen Landgemeinde findet.

Im Tempel des alten Bundes war nichts, als die Bundeslade mit den Gesetzestafeln und dem Manna der Wüste in dem Allerheiligsten, und dennoch war es nur dem Hohenpriester gestattet, einmal im Jahr in dasselbe einzutreten. Uns Kindern der wahren Kirche des neuen Testaments ist es gestattet, dies an jedem Tag und zu jeder Stunde zu tun, um mit dem Herrn zu reden von Angesicht zu Angesicht, der da ist der Gesetzgeber selbst und das verheißene Manna des Himmels, unser Gott und Erlöser.

Und wenn die Wolke, die sich bei der Tempelweihe im alten Bund in den Räumen des Heiligtums nieder gesenkt, Salomon und das ganze Volk mit dem trostreichsten Gefühl der Ehrfurcht, der Anbetung und des Vertrauens erfüllte, wie muss nicht erst das gläubige Christenherz, das mit lebendigem Glauben sich in der Nähe des unter der Wolke der sakramentalischen Gestalten gegenwärtigen Jesus fühlt, mit noch weit innigeren Anmutungen der Ehrfurcht, der Anbetung und des Vertrauens erfüllt werden?

Jesus im allerheiligsten Sakrament auf den Altären der katholischen Kirche gegenwärtig, ist für die Kinder derselben jene lichte Wolke, welche das Lager der Kinder Israel von jenem der Ägypter schied und die den ersteren Licht auf dem Wege in das gelobte Land ausstrahlte, während Unheil verkündigende Finsternis auf das Lager der Ägypter fiel. Wenn David schon wegen der Nähe der Bundeslade und des Schutzes, den sie gewährte, trosterfüllt ausrufen konnte: „Es ist kein Volk, dem sein Gott so nahe ist, als Gott sich uns naht“, wie groß darf nicht erst der Jubel der Kinder der Kirche im neuen Bund sein, wegen der bleibenden persönlichen Gegenwart Jesu Christi unter ihnen im allerheiligsten Sakrament?

Es ist dieses Sakrament die trostvollste buchstäbliche Erfüllung der Verheißung des Herrn: „Siehe ich bleibe bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt.“

Der Protestantismus raubt euch diesen Trost. – Er sagt: „Jesus ist nicht da. Amerikaner! Öffnet eure Meeting-Häuser (1) und zeigt uns den Platz, wo Jesus persönlich weilt. – Er ist nicht da. – Er ist fort aus eurer Mitte und ihr könnt ihn nicht nötigen zu euch zurückzukehren und bei euch zu bleiben: denn ihr erkennt kein Priestertum an, und wenn es einige aus euch tun, so haben sie doch keine wirklichen Priester, weil sie kein Sakrament der Weihe anerkennen und dasselbe, da sie keine wahren Bischöfe haben und es nicht in der rechten Form spenden, auch nie gültig erteilen können. Es ist niemand unter euch, der wirklich die Gewalt hätte, Brot und Wein in das Fleisch und Blut Christi zu verwandeln.

Erbaut, wenn ihr wollt, Kathedralen größer als die St. Peterskirche in Rom, und Türme höher als die von Freiburg, Straßburg und Wien, – der Herr wohnt nicht mehr unter euch. Lieber eile ich in das kleinste katholische Bretterkirchlein in dem ärmsten Stadtteil und nahe mich vor dem Tabernakel persönlich meinem Heiland, als dass ich in euren Christusleeren Basiliken, auf samtenen, goldverbrämten weichen Kissen ruhend, verweilen sollte.

(1) Gottesdienstliche Versammlungsorte.

aus: F. X. Weninger, Katholizismus, Protestantismus und Unglaube. Ein Aufruf an alle zur Rückkehr zu Christentum und Kirche, 1869. S. 22 – S. 25

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