Heilige Messe und Kommunion

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Una cum im Kanon der heiligen Messe: der Priester hebt nach der Wandlung die Hostie hoch

F. X. Weninger SJ: Katholizismus, Protestantismus und Unglaube

Beiträge von Franz Xaver Weninger: österreichischer Jesuit, geistlicher Schriftsteller und Volksmissionar

Erster Abschnitt – Gegenüberstellung der Lehrsätze

6. Heilige Messe und Kommunion

Die Gegenwart Jesu Christi im allerheiligsten Sakrament verbreitet aber noch andere Ströme der Tröstungen im Paradies der katholischen Kirche.

Das Allerheiligste Sakrament ist nämlich in der hl. Messe das Opfer des Neuen Testamentes und durch seinen Empfang in der hl. Kommunion unsere Seelenspeise.

Das aufrichtig gläubige Christenherz fühlt den Wunsch: Hätte ich doch meinen Heiland am Kreuz gesehen, als er mich durch seinen Tod mit dem himmlischen Vater versöhnte! Hätte ich doch alsdann mit Maria Magdalena das Kreuz umfangen dürfen, um es an mein reumütiges, dankerfülltes Herz zu drücken und dem himmlischen Vater zuzurufen: Siehe Vater in das Angesicht Deines Christus, der sich für mich Dir aufopfert.

Dieses Erlösungsopfer am Kreuz ist die Sonne des Christentums, es ist der Anker unserer Hoffnung. Es war auch der Gegenstand der Sehnsucht des ganzen Menschengeschlechtes, das gebunden mit den Ketten der Verwerfung sich nach seinem Befreier sehnte.

Vom Kreuz entsprang aus der geöffneten Seite des Herrn die Kirche selbst, im Sinnbild von Blut und Wasser, als Christus der himmlische Adam am Kreuz entschlief. Alle Gnaden der Welterlösung entströmen dieser Wunde und wurzeln in diesem Opfer. Wo ist ein gläubiges Herz, das nicht diejenigen, die das Glück haben, in das heilige Land zu pilgern, um diesen Trost beneidet, den das Herz derselben fühlen muss, wenn sie an die Stellen gelangen, an der einst das hl. Kreuz auf Golgatha gestanden, und jenen Boden küssen und mit ihren Tränen benetzen, auf welchen Jesus für uns einst als Heiland der Welt das Werk der Erlösung vollbracht und seinen Geist in die Hände seines himmlischen Vaters aufgegeben hat!

Amerikaner, wie mancher aus euch, der die Reise nach Jerusalem gemacht, hat die Gefühle, die ihn daselbst durchdrungen, selbst in öffentlichen Blättern kund gegeben. –

Erst kürzlich las ich folgendes Bekenntnis eines dieser Reisenden. „Ich habe, schreibt er seinen Freunden nach Amerika, nie meine Knie im Gebet gebeugt und nie eine Träne der Andacht geweint, doch als ich an die Stätte kam, wo einst das Kreuz gestanden, an welches einst mein Heiland für mich geheftet ward, da sank ich unwillkürlich nieder auf die Knie und – weinte.“

Wir Kinder der hl. Kirche brauchen die weite Reise in das hl. Land nicht zu machen, um die Süßigkeit dieses Trostes in seiner Quelle zu verkosten. –

Wo immer ein Altar ist, an welchem ein Priester der katholischen Kirche die hl. Messe feiert, da ist Jerusalem, da ist der Kalvarienberg, da opfert sich Christus immer von Neuem dem Vater auf, so wie er sich einst für uns am Kreuz aufgeopfert, und welche Anmutungen des Trostes und des Dankes erfüllen dabei das Herz des Gläubigen, der der hl. Messe im Geist der hl. Kirche beiwohnt!

Die Kirche lehrt uns, dass die hl. Messe dasselbe Opfer sei, welches Christus am Kreuz dargebracht. Nicht als ob Christus zweimal stürbe und sich zweimal opferte, sondern kraft der hl. Wandlung nehmen wir in jeder heiligen Messe wahrhaft und wesentlich an jenem Einen, welterlösenden, ewig gültigen Opfer teil, welches Christus blutig am Kreuz dargebracht hat, das er ewig im Himmel seinem Vater als unser Erlöser und Mittler vorstellt und das alle Opfer erfüllt; kurz, die heilige Messe ist jenes Opfer, durch welches Christus unblutig den Wert des Kreuzesopfers fort und fort, zu jeder Zeit und an jedem Ort, dem himmlischen Vater für uns aufopfert.

Die heilige Messe ist durch diese Verbindung mit dem Kreuzesopfer jenes einzig gotteswürdige Opfer, das durch das Opfer Melchisedechs in Wein und Brot angedeutet und vorgebildet, und zugleich durch den Propheten Malachias als jenes reine Opfer vorausgesagt wurde, das vom Anfang bis zum Untergang dem Herrn werde dargebracht werden. (1)

(1) Mal. 1, 11: „Vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang wird mein Name groß werden unter den Völkern, und an allen Orten wird meinem Namen geopfert, und ein reines Opfer dargebracht werden.“

So herrlich und feierlich auch der Lobgesang der anbetenden Seraphim vor dem Throne der ewigen Herrlichkeit Gottes im Himmel ertönt, so heilig und feierlich auch die Akte der Anbetung, der Lobpreisung, des Dankes und der Liebe sind, welche alle himmlischen Heerscharen Gott dem Dreieinigen seit dem ersten Augenblick ihrer Schöpfung dargebracht haben und durch alle Ewigkeit darbringen, so ist dennoch dieser Akt wahrer Gottesverehrung und geistigen Opfers, welches die Engel bringe, weil in sich immer nur endlich, unendlich geringer als das Lob, der Dank, die Verherrlichung und die Bitte, mit der Christus der menschgewordene Sohn Gottes aus Liebe sich im heiligen Messopfer dem himmlischen Vater aufopfert.

Das ist der dreimal heilige Akt unendlicher Gottesverehrung auf Erden, mit dem wir dann auch unsere Anbetung durch den vor uns gegenwärtigen und sich für uns opfernden Sohn Gottes vereinigen.

So verwandelt das heilige Messopfer jedes Kirchlein auf Erden in jenes himmlische Jerusalem, wo dasselbe Lamm Gottes, wie Johannes bezeugt, geopfert erscheint und vor welchem die anbetenden Engel und Heiligen ihre Huldigung darbringen, indem sie rufen: „Würdig ist das Lamm, das getötet worden ist, zu empfangen Macht und Gottheit und Weisheit und Ehre und Preis und Lob (Offenb. Joh. 5, 12): denn du bist getötet worden und hast uns erkauft mit deinem Blut, aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen.“ (Offenb. Joh. 5, 9)

Durch dieses Opfer ist der ganze Gottesdienst des Neuen Testamentes durchleuchtet und durchwärmt und von jener Gotteswürdigkeit und Majestät überstrahlt, deren Eindruck auch Protestanten fühlen, wenn sie unsere Kirche betreten und dem katholischen Gottesdienst beiwohnen.

Diesen Eindruck nehmen aber besonders diejenigen in seiner ganzen Fülle in sich auf, welche über die geistige Bedeutung aller Zeremonien gehörig unterrichtet sind, mit welchen die heilige Kirche dieses hochheilige Opfer darbringt, und die sich letztlich alle auf Christus selbst in seinem Leben, Leiden und Sterben beziehen, der sich für uns auf unseren Altären als lebendiges Lob-, Dank-, Bitt- und Sünungsopfer darbringt, und zwar für das Heil der ganzen Welt und doch zugleich für das Heil jedes einzelnen, der sich Ihm in diesem Opfer naht, als wäre er der einzige in der Welt, für den er sich opfert. –

Welch unaussprechlicher Trost liegt doch in dieser Lehre der heiligen Kirche!

Der Protestantismus raubt euch denselben. Er leugnet das Opfer, stürzt die Altäre und nimmt dem Gottesdienst seinen göttlichen Charakter und seinen unendlichen Wert. – Anstatt der Altäre erbaut der Protestantismus Kanzeln, und stellt auf dieselben anstatt Christus einen Menschen, der durch Menschenwort und Gesang die Gegenwart Christi im allerheiligsten Sakrament ersetzen soll. Kein Wunder, Amerikaner, dass eure Kirchen so wenig besucht werden und verödet dastehen, ja wohl an heißen Sommertagen gänzlich geschlossen werden. –

Ich begreife das; denn in der Tat, was geschieht bei eurem Gottesdienst in euren Kirchen, was nicht bei jedem aus euch auch zu Hause und zwar ebenso gut oder wohl noch besser geschehen kann. – Der Prediger predigt im Meetinghaus. – Ihr könnt auch zu Hause eine Predigt lesen und zwar eine solche, die vielleicht besser ist als jene, die ein Mann ohne göttliche Sendung und Autorität euch nach seinem Sinn und Ermessen hält. Der Prediger betet ein Gebet vor, man sagt es ihm nach. Das alles könnt ihr ebenso gut mit euren Familien zu Hause tun.

Es fehlt in euren Meetinghäusern, was eine Kirche zur Kirche macht und was keine Andacht zu Hause ersetzen kann, nämlich es fehlt daselbst der Altar und das Opfer. –

Ihr habt ganz recht, wenn ihr eure Kirchen gewöhnlich nur Meetinghäuser, d. h. Versammlungsplätze und eure gottesdienstliche Feier nur Meeting, d. h. Versammlung nennt, in der Wirklichkeit sind sie auch nichts anderes.

Was soll ich überdies sagen von den vielen Festen, welche die Kirche im Kirchenjahr feiert und die das Herz ihrer Kinder mit so innigem Trost erfüllen? Das Christenherz sehnt sich darnach, bei den wichtigsten Ereignissen, die Gott für unser Heil gewirkt, gegenwärtig gewesen zu sein. Dieser Wunsch wird, so weit es möglich ist, in der katholischen Kirche erfüllt. –

Die Kirche feiert die Erinnerung an jene Ereignisse so, als ob das alles sich erst jetzt ereignete. Der Kreislauf der Feste im Kirchenjahr ist wie ein Fruchtbaum, der jährlich zur bestimmten Zeit seine Früchte bringt, welche die Kinder der heiligen Kirche mit jenem Trost pflücken, als wären sie die persönlichen Zeugen jener Ereignisse gewesen, an welche sie das Kirchenfest erinnert. Lest die Kirchengebete, welche die heilige Kirche zu solchen Zeiten, namentlich bei der heiligen Messe spricht, so werdet ihr euch von der Wahrheit dessen, was ich soeben gesagt, überzeugen.

Was ist euch von diesen Festen geblieben? Kaum einige Spuren weltlicher Freude und auch das nur von einigen Festen. – Ihr feiert Weihnachten, aber mehr zu Hause, als in der Kirche, und so auch Ostern. So können auch Juden unsere Christenfeste feiern und es gibt Orte, wo sie ihren Kindern, wie ihr tut, Christbäume zu Weihnachten aufrichten. Wie ärmlich ist alles das gegen die Feier, mit welcher die katholische Kirche den Advent, Weihnachten, die heilige Fastenzeit, Ostern, Pfingsten, Fronleichnam, Allerheiligen und Allerseelen begeht, sowie die vielen anderen Feste des Herrn und seiner gebenedeiten Mutter und anderer Heiligen feiert.

Euch rinnt an jenen Tagen oft nur der heiße Arbeitsschweiß über die Stirne, während die eifrigen Kinder der heiligen Kirche im Frieden heiliger Betrachtung ruhen und sich mit dem Brot der Engel erquicken.

Die heilige Kommunion

Das wahrhaft gläubige, Jesum liebende Christenherz sehnt sich nach der möglichst innigsten Vereinigung mit Christus. – Es seufzt mit dem Jünger der Liebe: „Komm, o Jesu!“ und verlangt mit der Sehnsucht eines heil. Paulus: „aufgelöst zu werden und bei Christus zu sein.“ Doch der Herr erfüllt dieses Verlangen schon in der Zeit unseres Wandels auf Erden in einer Weise, dass wir mit demselben Apostel ausrufen dürfen: „Ich lebe, aber nicht ich, sondern Christus lebt in mir“, nämlich durch seine Vereinigung mit uns in der heiligen Kommunion.

Die katholische Kirche lehrt und behauptet, dass durch die heilige Kommunion Jesus sich uns persönlich mitteile und zwar in einer Vereinigung, welche sich durch keine Worte ausdrücken lässt. Die heiligen Väter pflegen diese Vereinigung mit jener Einigung zu vergleichen, mit der das Wachs im Wachs zerfließt und mit der das Licht die Luft durchdringt. Sie bemerken dabei, dass diese Vereinigung mit dem Fleisch und Blut Christi durch die heilige Kommunion in uns den Keim einer um so herrlicheren Verklärung des Leibes für den Tag der Auferstehung und umso größeren Verherrlichung im Reich der Glorie lege, je öfter und würdiger wir Jesum in uns aufnehmen.

Wer den Herrn so in seinem Herzen umfängt, der darf mit David ausrufen: „Was habe ich im Himmel, und was verlange ich auf Erden als Dich, o Gott meines Herzen.“ Jesus ich bin ganz Dein – und Du bist ganz mein!

Der Protestantismus raubt euch die Süßigkeit und den Trost dieses Besitzes und dieses Bekenntnisses. Die einen aus euch sagen, die Kommunion bedeute nur den Empfang des Fleisches und Blutes Christi; die anderen sagen, man empfange denselben, aber nur durch den Glauben; die dritten sagen: es werde der Leib Christi, aber nur im Augenblick des Empfangens. Es gibt sogar einige, die von einer Allgegenwart Christi auch seiner Menschheit nach reden. Zu solchen sich völlig widersprechenden Extremen führt die Zerfallenheit eigenmächtiger Privatauslegungen der heiligen Schrift. –

Doch mögen die Protestanten in noch so verschiedene Meinungen in Hinsicht auf die persönliche Gegenwart Jesu Christi im allerheiligsten Sakrament sich spalten, oder auch geradezu das glauben, was in dieser Beziehung die katholische Kirche selbst lehrt, sie haben doch in keinem Fall das Glück, Jesum selbst zu empfangen; denn sie haben, wie wir bereits bemerkt, keine gültig geweihten Priester, die das Sakrament konsekrieren.

Wart ihr je bei der Kommunion? Was habt ihr da empfangen? Wahrlich nicht das Fleisch und Blut des Herrn, sondern nichts als Brot und Wein. Kein Wunder, dass euch das Abendmahl auch keinen wahren Trost gewährt und das nur so wenige aus euch dasselbe empfangen, freilich ohne dadurch einen reellen Verlust zu erleiden. –

Nur eines ist schade und nie genug zu bedauern, nämlich, der unersetzliche Verlust, den ihr zu beklagen habt, weil man euch das höchste Gut des Lebens dadurch beraubt hat, dass man euch von jener Kirche getrennt, die wirklich einen Altar besitzt, von dem der heil. Paulus (Hebr. 13, 10) versichert: Wir haben einen Altar, von dem denjenigen nicht erlaubt ist zu essen, die draußen sind; nämlich den Ungläubigen und den von der wahren Kirche Getrennten. –
aus: F. X. Weninger, Katholizismus, Protestantismus und Unglaube. Ein Aufruf an alle zur Rückkehr zu Christentum und Kirche, 1869. S. 25 – S. 31

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Folgebeitrag: Die Buße

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Die Buße und der Ablass
Das allerheiligste Sakrament des Altars