F. X. Weninger SJ: Katholizismus, Protestantismus und Unglaube
Erster Abschnitt – Gegenüberstellung der Lehrsätze
4. Die Sakramente sind Mittel des Heils
Dass der Mensch mit unfehlbarer Sicherheit den Weg des Heiles erkenne, ist eine unabweisbare Bedingung für die Beruhigung seines Herzens; doch was nützte es, diesen Weg zu wissen, wenn er sich zu schwach fühlt, denselben auch zu wandeln. Und in der Tat fühlt das Menschenherz diese Schwäche und verlangt und ruft nach Hilfe, nach Mitteln, um auf dem Wege des Heils auch gestärkt und wohlgemut bis an das ersehnte Ziel zu wandeln.
Gibt es solche durchaus genügende Mittel?
Die katholische Lehre antwortet: Ja. Sie lehrt, dass Gott für jedes allgemeine Seelenbedürfnis der Menschen ins einer Kirche eigene Mittel eingesetzt habe, die wir Sakramente nennen. Es sind derselben sieben, und sie stehen mit den natürlichen Bedürfnissen des Menschen in merkwürdiger Harmonie.
Der Mensch wird geboren, wächst heran, braucht Nahrung, und wenn er erkrankt, Heilmittel. Er braucht eine besondere Befähigung für seinen Lebensstand und verlangt besonders nach Beistand auf dem Sterbebett.
So wird der Mensch durch das Sakrament der Taufe geistig geboren; durch das Sakrament der Firmung geistig gestärkt; durch das Sakrament des Altars geistig genährt; durch das Sakrament der Buße geheilt. Er erhält durch das Sakrament der Ehe Gnade für seinen Beruf als irdischer Gatte und erhält durch das Sakrament der Weihe Gnade für seinen Beruf asl geistlicher Vater im gottgeweihten Priestertum der Kirche. Er wird endlich gestärkt durch das Sakrament der Ölung für seinen Übergang in die selige Ewigkeit. –
Diese Mittel der Stärkung sind zugleich für die Kinder der Kirche ebenso viele unversiegbare Quellen des Trostes.
Von diesen sieben Hauptmitteln der Gnade besitzen die Protestanten nur zwei, oder richtiger gesagt, auch diese nicht rechtmäßig; denn, wenn sie auch die Taufe und das Sakrament des Altars annehmen, so haben sie doch das letztere nicht, weil sie keine Priester haben, die es konsekrieren; und was die Taufe betrifft, so gehört diese nicht ihnen an, sondern der katholischen Kirche, deren Glied jeder wird, wenn er recht getauft ist, wie wir dies sogleich ausführlicher nachweisen werden. Jedenfalls aber raubt auch diesen Sakramenten die Ansicht der protestantischen Lehre fast allen Trost. Das wird um so deutlicher werden, wenn wir die Bedeutung eines jeden dieser Sakramente im einzelnen genauer betrachten.
Die Taufe
Was erstlich die Taufe betrifft, so lehrt die katholische Kirche, dass dieselbe wirklich jede Makel der Erbsünde und jeder persönlichen Sünde vollkommen tilge und dass der Mensch, aus dem Wasser und dem heiligen Geist wiedergeboren, wahrhaft und wirklich in den Stand der übernatürlichen heiligmachenden Gnade eintrete und durch dieselbe aufgenommen werde in den glorreichen Stand der Kinder Gottes, die als solche berechtigt sind, Gott den Schöpfer zugleich ihren Vater zu nennen, und deren Erbe und Anteil der Himmel ist, wo sie den nie gefallenen himmlischen Geistern gleich gestellt, ja vielleicht selbst durch die Krone ihrer auf Erden erworbenen Verdienst über dieselben erhoben werden sollen. – Welch ein Trost für den Getauften!
Der Protestantismus raubt den Seinigen diesen Trost. Denn wenn er auch die Taufe als Sakrament anerkennt, so bekennt er doch durch die Taufe keine eigentliche Sündenvergebung, sondern nur, wie wir oben bereits bemerkt (siehe: Von der Erlösung des Menschen), eine Sündenzudeckung. Wie viele Sekten, die unter den Protestanten die Taufe überdies nicht einmal als ein Sakrament, sondern nur als eine Zeremonie betrachten, durch welche der Mensch sich zur christlichen Religion bekennt, ohne dass irgendeine innere Wirkung dabei für seine Seele erfolge.
Kein Wunder, dass auch deshalb in der Neuzeit eine Menge von Protestanten mit der größten Gleichgültigkeit auf die Taufe hinblickt, dieselbe vernachlässigt, oder nur sehr spät, und dann noch aus Mangel der gehörigen Disposition des Empfeängers, oder aus Mangel der rechten Ausspendung gültig empfängt.
Das geht besonders euch an, Amerikaner! Wie viele unter euch nennen sich Protestanten nach dieser oder jener Sekte und sind gar nicht getauft. Es sind christliche Heiden. Deren gibt es unter euch eine Menge. (*)
Von den übrigen Sakramenten aber, welche Christus für die Kinder seiner Kirche eingesetzt, habt ihr gar keines. Wer kann es ermessen, welch unzählige Tröstungen ihr dadurch verloren?
(*) In Amerika ist eine unermessliche Anzahl Protestanten nicht getauft.
Die Firmung
Das aufrichtige Christenherz verlangt dem Glauben, den es bekennt, auch durch ein wahrhaft gläubig frommes Leben Zeugnis zu geben; was nützte sonst der Glaube allein. Es fühlt seine eigene Schwäche und verlangt nach einer besonderen Stärkung. Gibt es dafür ein eigenes Mittel der Gnade?
Die katholische Kirche antwortet: Ja. Es ist dies das Sakrament der Firmung. Durch dasselbe wird nach der katholischen Lehre der Getaufte zum eigentlichen Kämpfer als Kind der streitenden Kirche Gottes gestärkt, und wird in besonderer Weise ein lebendiger Tempel des hl. Geistes. – Das tröstet.
Der Protestantismus raubt euch diese Hilfe und diesen Trost, denn er leugnet dieses Sakrament. Er handelt darin ganz konsequent, denn, da er keine Fähigkeiten im Menschen anerkennt, durch freie Wahl und freien Entschluss Gutes zu tun, und überhaupt gute Werke zum Heil nicht als notwendig erachtet, wozu brauchte er wohl ein eigenes Mittel, um nach dem Glauben zu leben. Ihm gilt der Grundsatz: Der Glaube allein macht selig.
Was man bei Protestanten Konfirmation nennt, ist nur eine spätere Anerkennung, dass man als Protestant leben und sterben wolle; dazu hat fürwahr Christus kein Sakrament eingesetzt. –
aus: F. X. Weniger, Katholizismus, Protestantismus und Unglaube. Ein Aufruf an alle zur Rückkehr zu Christentum und Kirche, 1869. S. 19 – S. 22
Folgebeitrag: Das allerheiligste Sakrament des Altars
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