Das Sakrament der Priesterweihe und Ehe

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F. X. Weninger SJ: Katholizismus, Protestantismus und Unglaube

Beiträge von Franz Xaver Weninger: österreichischer Jesuit, geistlicher Schriftsteller und Volksmissionar

Erster Abschnitt – Gegenüberstellung der Lehrsätze

9. Das Sakrament der Priesterweihe und Ehe

Der Christ, der mit lebendigem Glauben das Heiligtum der Kirche, die Heiligkeit des Opfers und der übrigen heiligen Sakramente betrachtet, fühlt von selbst das Bedürfnis und fühlt die Billigkeit, dass das Heilige auch geheiligten Händen übergeben und von denselben heilig verwaltet werde. –

Hatten doch die Heiden selbst für das Heiligtum ihrer Tempel, dem natürlichen Zug ihres Herzens folgend, überall eigene Diener und Priester bestellt. Auch im alten Testament, wenngleich alles nur vorbildlich geschah, wollte Gott, dass ein eigener Stand für den Dienst im Tempel ausgeschieden, und aus diesem wieder nur eine Familie für das Priestertum erkoren wäre, um dem Herrn das Opfer darzubringen. Um so mehr fordert die Heiligkeit des Heiligtums der Kirche eine solche Bestimmung und Weihe der Diener desselben. Anderseits ist es ein ebenso billiges Verlangen derjenigen, die diesem wichtigen und höchst verantwortlichen Dienst sich weihen, dass sie auch einen besonderen Beistand der Gnade für diesen ihren Beruf erhalten.

Hat Christus dafür in seiner Kirche gesorgt? Der katholische Glaube antwortet: Ja. Christus hat dafür in seiner Kirche das Sakrament der Weihe eingesetzt. – Wie feierlich und erhaben ist doch der Akt, mit dem die katholische Kirche ihre Diener aus der Menge der Menschenkinder sondert. –

Wie sehr wünschte ich, dass ihr alle einmal diesem feierlichen Akt beiwohntet, wenn ein Bischof die Priester und die übrigen Diener der Kirche weiht, und die Gebete hörtet und verständet, mit welchen die Kirche die sinnvollen Zeremonien dieses Aktes begleitet.

Welch eine hehre Majestät und übermenschliche Weihe durchdringt da jedes Zeichen und jedes Wort, mit welchem die Kirche ihre Diener an das hochwichtige Amt erinnert, welches sie denselben anvertraut, und jeder dieser Geweihten, der wohlvorbereitet das Sakrament der Weihe empfängt, zweifelt nicht, er fühlt die Salbung, die sich dabei in seine Seele ergießt und die ihn an den unermesslichen Zuwachs der Gnade mahnt, mit welcher er das Heiligtum des neuen Testamentes betritt und die ihn zu den betreffenden Amtsverrichtungen befähigt.

Der Priester wird sich auf früher nicht geahnte Weise bewusst, dass er wirklich aus der Menge des Volkes ausgeschieden und über dasselbe erhoben sei, um als Mittler zwischen Gott und der Gemeinde an Christi statt dazustehen, als der von Ihm bestellte Lehrer, Hirt, Freund und Vater der Gläubigen.

Wesentlich trägt zu dieser Stellung auch das enthaltsame Leben bei, welches die katholische Kirche von ihren Priestern verlangt. Diese Lebensweise macht ihn so ganz eigentlich zum Stellvertreter Christi, der da, wie der heilige Paulus lehrt, der Hohepreister ist, nach der Ordnung Melchisedechs, ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlechtsfolge (1. Hebr. 7, 3). So, und nur so allein kann er ein Leben führen, um mit dem heil. Paulus allen alles zu werden. So, und nur so allein wird er zum Vater in Christus für alle Glieder der Gemeinde und gewinnt ihr ganzes Vertrauen und kann ohne häusliche Hindernisse sich so ganz den Verpflichtungen seines heiligen Standes hingeben.

Der Protestantismus raubt euch diesen Trost, er verwirft das Sakrament der Priesterweihe. – Seine Amtsdiener sind ohne höhere Weihe und Befähigung und sind bei ihrem Amtsantritt gerade nur so wie jeder andere. Ihre Sendung geht von der Gemeinde aus, nicht von Gott. Sie sind die geistlichen Beamteten der Gemeinde. Sie bezahlt selbe und entlässt sie, wenn es ihr gefällt. Gibt ein solcher Prediger sein Amt als Prediger auf, so sieht er in jedem nur seinen Gleichen. Wie weihelos und ganz weltlich erscheint dieser Stand im Gegensatz zu dem des Priesters in der katholischen Kirche. –

Da diese Prediger keinen besonderen Charakter der Weihe besitzen, so steht der Eintritt in ihre Reihen jedem offen. Wir sehen es oft genug, besonders hier in Amerika, namentlich bei den verhältnismäßig zahlreicheren Methodisten, dass Farmer, Schreiner, Schmiede, Kaufleute die Woche über im weltlichen Beruf arbeiten und an den Sonntagen den Prediger spielen, und das nicht nur auf dem Lande, sondern selbst in den Städten, ja in New York selbst. –

Kein Wunder, dass man an dieselben auch keine höheren Anforderungen des Lebens stellt, sondern denselben ohne Bedenken zugesteht, was Fleisch und Blut verlangt. Sie heiraten und fallen mit Weib und Kindern der Gemeinde zur Last, für ihre Familie haben sie mehr zu sorgen, als für die Gemeinde selbst. –

Las ich doch sogar in einem eurer Zeitungsblätter, wie ein protestantischer Bischof sich beklagt, dass er eines oder das andere fahren lassen müsse, entweder seine Frau oder seine bischöflichen Visitationen, von welchen sein eifersüchtiges Weib nichts wissen wolle.

Die Ehe

Das Sakrament der Ehe: Die Hochzeit zu Kana

Gleich wie der Priesterstand als geistlicher Vaterstand seine wichtigen Pflichten und Beschwerden hat, und eines eigenen Beistandes der Gnade bedarf, ebenso der eheliche Stand – der Vaterstand in irdischer Beziehung. Der Christ, der sich zu diesem Stand berufen fühlt, erkennt es und verlangt diesen besonderen Beistand, denn es handelt sich bei dem Antritt dieses Standes um sein zeitliches Lebensglück, und selbst um die größere Sicherstellung oder Gefährdung seines Heiles für die Ewigkeit.

Hat Christus dafür in seiner Kirche gesorgt? Der katholische Glaube antwortet: Ja; denn er hat die Ehe selbst in seiner Kirche zum Sakrament erhoben. –

Dieser Stand, der vielen ganz irdische und weltlich erscheint, ist in der katholischen Kirche geheiligt, ja er ist sogar zur Würde eines Sakramentes erhoben, das als Sinnbild der Vereinigung Christi mit seiner Kirche gelten sollte. So durchdringt in der Auffassung der katholischen Kirche die Gnade der Erlösung alle Verhältnisse des menschlichen Lebens – erhöht und heiligt sie.

Mit welcher Achtung steht durch diese Heiligung der Ehe der christliche Ehemann dem christlichen Eheweib gegenüber; besonders da die Kirche lehrt, dass das Eheband die Gatten unauflösbar verbindet, gleichwie Christus mit seiner Kirche ewig vereinigt ist und sich nie mehr von ihr trennt. Diese Heiligung des Ehestandes heiligt von selbst den ganzen Stand der christlichen Familie.

Der Protestantismus raubt den Gatten und der Familie den Trost dieser Heiligung, denn er verwirft die Ehe als Sakrament. – Daher betrachtet er denn auch die Ehe nicht als unauflösbar, sondern erachtet als erlaubt, sich wieder mit anderen zu verehelichen, so dass es in der Macht eines jeden steht, wenn er schlecht sein will, nach Wohlgefallen das Eheband durch Herbeiführung eines Scheidungsgrundes zu lösen und sich mit einer anderen Person zu verheiraten.

Ist da nicht den schlimmsten Übelständen Tor und Tür eröffnet? Aus dieser Zerstörung der übernatürlichen Heiligkeit, welche Christus der Ehe verlieh, erklärt es sich, dass wir selbst solchen Sekten begegnen, welche die Einheit der Ehe nicht mehr anerkennen. Schon im Reformationszeitalter führten die Wiedertäufer Vielweiberei ein, und in unserer Zeit und nächsten Nähe sehen wir dasselbe bei den Mormonen wieder; haben ja selbst Luther, Bucer und Melanchthon einigen deutschen Fürsten das Privilegium zweier Frauen gestattet. –
aus: F. X. Weninger, Katholizismus, Protestantismus und Unglaube. Ein Aufruf an alle zur Rückkehr zu Christentum und Kirche, 1869. S. 41 – S. 44

Folgebeitrag: Die guten Werke

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Bildquelle

Die guten Werke im Protestantismus
Das Sakrament der letzten Ölung