Von der Lehre der Kirche

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Aus dem Katechismus von Ambrosius Guillois

Von der Lehre der Kirche – Die lehrende und die lernende Kirche

Fr.: Sind wir verpflichtet, alles zu glauben, was die Kirche lehrt?

Antw.: Ja, wir sind verpflichtet, alles zu glauben, was die Kirche lehrt, weil sie unfehlbar ist.

Erklärung: Man teilt die Kirche in die lehrende Kirche und die lernende Kirche. –

Unter der lehrenden Kirche versteht man die Gesamtheit der ersten Hirten, welche der Papst und die von Jesus Christus mit der Predigt und Verteidigung der christlichen Wahrheiten beauftragten Bischöfe sind.

Die lernende Kirche, d. h. die, welche hört und gehorchen soll, besteht aus den Laien und den Hirten des zweiten Ranges. Diese letzten gehören zwar in gewissem Sinne zur lehrenden Kirche, weil sie unter der Aufsicht der Bischöfe an der Belehrung und Heiligung der ihrer Sorge anvertrauten Seelen arbeiten, aber sie sind keine Richter in Glaubenssachen, sie sind nicht zur Entscheidung von Glaubensfragen berufen; vielmehr empfangen sie den Gläubigen mitzuteilenden Lehre aus den Händen der obersten Hirten. –

Dass die lernende Kirche auf die lehrende Kirche zu hören hat, kann niemand bezweifeln, weil Jesus Christus zu den von ihm berufenen Aposteln gesprochen hat: „Wer euch hört, hört mich; wer auf die Kirche nicht hört, der soll wie ein Heide und Zöllner sein.“ Letztere Worte deuten auf den Abscheu hin, mit dem die Juden auf Heiden und Zöllner blickten, so dass sie ihnen nicht bloß den Zutritt in ihre Synagogen versagten, sondern auch jeden Verkehr, jede Vertraulichkeit mit ihnen mieden.

Wir müssen daher auf die Kirche hören und alles glauben, was sie lehrt. Auch sind wir dadurch gegen jeden Irrtum sichergestellt, denn die Kirche ist unfehlbar.

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Fr.: Was verstehst du unter der Unfehlbarkeit der Kirche?

Antw.: Ich verstehe darunter die Eigenschaft, vermöge der sie weder sich selbst noch irgendjemand täuschen kann.

Erklärung: Unfehlbar sein heißt, den Vorzug haben, weder sich selbst noch irgendjemand in irgendeiner Lehre fälschlich berichten; weder sich in der wahren Lehre Jesu Christi irren, noch sie absichtlich verändern und dadurch die Gläubigen irre führen zu können. Gott allein ist untrüglich seiner Natur nach; aber vermöge besonderer Gnadenerweisungen hat er die zur Belehrung der Menschheit von ihm Gesandten gegen jeden Irrtum sicherstellen können. Er hat es tun können; wir werden gleich sehen, dass er es auch wirklich getan hat.

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Fr.: Warum sagst du, dass die Kirche weder sich selbst noch irgendjemand täuschen kann?

Antw.: Die Kirche kann weder sich selbst noch irgendjemand täuschen, weil Jesus Christus versprochen hat, auf besondere Weise bei ihr zu sein bis ans Ende der Welt.

Erklärung: Die lehrende Kirche kann weder sich selbst noch irgendjemand täuschen, wenn es sich von Sachen des Glaubens und des sittlichen Lebens handelt. Aus folgenden Gründen:

1. Weil Jesus Christus gesagt hat: „Gehet hin und lehret alle Völker … Und siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.“ Wenn Jesus Christus, der die Wahrheit selbst ist, stets mit der Kirche ist, wie könnte sie je Irrtum predigen?

2. Jesus Christus hat auch gesagt, „dass die Pforten der Hölle seine Kirche nicht überwältigen sollen“; wenn aber die Kirche sich selbst oder irgend jemand täuschen könnte, so würde allerdings die Hölle etwas gegen sie vermögen. Denn mit den Pforten der Hölle ist die Macht des Teufels gemeint und alles, was der Geist der Finsternis an Kraft und Bosheit aufwendet, um das Haus Gottes, d. h. Die Kirche, zu vernichten, z. B. Verfolgungen, Irrlehren, sittliche Angriffe etc.

3. Der heilige Paulus nennt die Kirche die Säule und die Stütze der Wahrheit. Aber wäre sie das, wenn sie je Irrtümliches lehren könnte?

4. Hätte Jesus Christus, der der Gründer und Baumeister der Kirche ist, sich weise und geschickt in diesem seinem Tun gezeigt, wenn der Wind des Irrtums sein Gebäude über den Haufen zu werfen vermöchte? Gliche er nicht vielmehr einem unverständigen, sinnlosen Baumeister, der, anstatt auf Felsengrund, auf Sand bauen wollte? „Da fiel ein Platzregen, es kamen Wassergüsse, es bliesen die Winde und stießen an jenes Haus, und es stürzte ein und sein Fall war groß“ (Matth. 7, 26).

5. War zur Erhaltung der christlichen Gemeinde überhaupt eine regierende Autorität notwendig, so musste diese ebenso notwendig auch unfehlbar sein. Nur vermöge dieser Eigenschaft konnte sie allen Ansprüchen, die man mit Recht an sie machte, genügen. Hätte sie sie nicht, wäre sie nicht unfehlbar, würde auch die Lehre der Gefahr der Verderbnis und Entstellung ausgesetzt sein, und wir müssten jeden Augenblick besorgen, dass die Fackel des Glaubens verlösche und Finsternis an die Stelle des allein wahren Lichtes trete.

Somit bürgt uns die Weisheit Gottes für die Unfehlbarkeit des von ihr zur Aufrechthaltung des Christentums und zur Fortpflanzung der reinen Lehre eingesetzten Kirchenregiments.

Die Kirche kann weder sich selber noch irgendjemand täuschen. Daraus folgt nicht, liebe Kinder, dass sich in ihrem Schoß überhaupt keine Irrtümer erheben könnten. Nein, nur so viel, dass diese Irrtümer nie die ganze Kirche anstecken können, dass sie vielmehr schnell als solche verdammt werden, so dass sie die Wahrheit der Kirchenlehre nicht im Geringsten zu beeinträchtigen vermögen.

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Fr.: Welche Wahrheiten soll die Kirche lehren?

Antw.: Die Kirche soll alle Wahrheiten lehren, die sie von Jesus Christus empfangen hat.

Erklärung: Jesus Christus hat seinen Aposteln und in ihrer Person allen rechtmäßigen Nachfolgern derselben in der Ausübung des heiligen Berufes gesagt: „Gehet hin und lehret etc.“ Diese Worte sind ganz im Allgemeinen gesprochen und enthalten keine Ausnahme, keine Beschränkung. Desgleichen hat der göttliche Erlöser gesagt: „Ich habe euch alles offenbart, was mich der Vater gelehrt hat … Ich sende euch, gleichwie mein Vater mich gesandt hat.“ Die Kirche soll somit den Gläubigen alle Wahrheiten bringen, die sie von Jesus Christus erhalten hat.

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Fr.: Wo finden sich alle die Wahrheiten, welche die Kirche von Jesus Christus erhalten hat?

Antw.: In der heiligen Schrift, auch Bibel genannt, und in der Tradition.

Fr. Was verstehst du unter der heiligen Schrift?

Antw. Ich verstehe unter der heiligen Schrift das Wort Gottes, das aufgezeichnet ist in der heiligen, d. h. unter Eingebung (Inspiration) des heiligen Geistes verfassten Schriften.

Erklärung: Alle Wahrheiten, welche die Kirche von Jesus Christus empfangen hat, um sie den Menschen zu lehren, sind in der heiligen Schrift und in der Tradition begriffen. Die heilige Schrift ist das in den vom heiligen Geist eingegebenen Schriften niedergelegte Wort Gottes. Sie wird eingeteilt in das alte Testament und in das neue Testament.

Der Text, der jetzt bei Guillois folgt, beinhaltet das Thema über das alte und neue Testament sowie über die Tradition. Siehe im folgenden Beitrag: Die heilige Schrift und die Tradition.

Fr.: Müssen wir auch alles tun, was die Kirche uns befiehlt?

Antw.: Ja, wir müssen auch alles tun, was die Kirche uns zu tun befiehlt.

Erklärung: Die Lehre des Gottmenschen besteht aus zwei scharf unterschiedenen Teilen: einmal aus Wahrheiten, die man glauben muss, sodann aus Vorschriften, Geboten, Lebensregeln, denen man pünktlich nachkommen soll. Beides, sowohl die Wahrheiten, die geglaubt, als die Regeln, die befolgt werden sollen, hat Jesus Christus seiner Kirche anvertraut. Er hat sie nicht bloß beauftragt, jene Wahrheiten den Gläubigen zu verkündigen, sondern auch diese Vorschriften ihnen zur strengen Beobachtung einzuschärfen. Wir sollen somit nicht nur glauben, was die Kirche lehrt, sondern auch tun, was sie zu tun gebeut (gebietet).

Fr.: Warum sind wir gehalten, alles zu tun, was die Kirche gebeut?

Antw.: Weil Jesus Christus zu seiner Kirche gesprochen hat: „Wer euch hört, hört mich, und wer euch verachtet, verachtet mich.“

Erklärung: Auf die Kirche hören heißt, Jesus Christus hören; die Kirche verachten heißt, Jesus Christus verachten. Der göttliche Erlöser sieht als ihm erwiesen, alles an, was denen, die hienieden seine Diener, seine Stellvertreter, seine Gesandten sind, erwiesen wird. Konnte er eindringlicher und gebieterischer die uns obliegende Verpflichtung aussprechen, diesen Dienern, Stellvertretern und Gesandten zu gehorchen und alles zu tun, was sie befehlen?

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Fr.: Wer sind die, die in der Kirche mit der Belehrung der Gläubigen beauftragt sind?

Antw.: Dies sind der Papst nebst den Bischöfen, mögen sie einzeln für sich oder im Namen Jesu Christi zu einem Konzil versammelt sein.

Erklärung: Die, welche in der Kirche mit der Belehrung der Gläubigen beauftragt sind, sind:

1) der Papst, der in der Person des heiligen Petrus von Jesus Christus den Befehl erhalten hat, die Lämmer und die Schafe, d. h. nicht bloß die Laien, sondern auch die Hirten, die Geistlichen selbst, zu weiden;

2) die Bischöfe, welche der heilige Geist eingesetzt hat, die Kirche Jesu Christi zu lenken und zu regieren. – Mögen nun Papst und Bischöfe im Namen Jesu Christi zum Konzil vereint sein, oder mögen sie, ohne ein solches, übereinstimmend diesen oder jenen Irrtum verdammen, oder diese oder jene Wahrheit als Dogma des katholischen Glaubens aussprechen, immerhin hat ihre Entscheidung das gleiche Ansehen, weil die allgemeine Kirche, sei sie nun versammelt oder nicht, immer gleich unfehlbar ist. –

Was sollen daher die Gläubigen tun, wenn der Papst allein gesprochen, wenn er von den Stufen seines Thrones herab diesen oder jenen Irrtum verdammt, diese oder jene Wahrheit verkündet? Sich gehorsam und gläubig unterwerfen, ohne Furcht, irregeleitet zu werden.

Wie sollte er auch Irrtümliches lehren können, er, zu dem in der Person des heiligen Petrus gesprochen worden ist: „Ich habe für dich gebeten, damit dein Glaube nicht geschwächt werde“? Er, an den die Worte ergingen: „Habe Sorge, deine Brüder zu befestigen“? Er, zu dem er gleichfalls gesagt hat: „Du bist der Felsen, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche gründen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen“? (Luk. 22, 32; Matth. 16, 18) –

Aber würde der Glaube an Petrus nicht Gefahr leiden, wenn der Nachfolger des heiligen Petrus bei der Belehrung der Gläubigen sich irren könnte? Wie vermöchte er, seine Brüder im Glauben zu stärken, wenn er selbst dem Irrtum in Glaubenssachen ausgesetzt wäre? Was würde aus der Kirche werden, wenn der, welcher der Grundstein derselben ist, wanken und ein Spiel des Geistes der Finsternis und der Lüge werden könnte?

aus: Ambrosius Guillois, Historische, dogmatische, moralische und liturgische Erklärung des Katechismus, Bd. 1, 1848, S. 441 – S. 444; S. 452 – S. 454

Siehe die Beiträge aus der Katechismuserklärung von A. Guillois zu dem Thema:

Weitere Beiträge aus dem Katechismus von Ambrosius Guillois siehe auf katholischglauben.info:

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