Die ganze Verheerung des Unglaubens

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Anna Katharina sitzt, an zwei dicken Kissen angelehnt, im Bett, der Kopf ist verbunden, sie hält und betrachtet ein Kruzifix, das sie in der Hand hält

Die Visionen der Anna Katharina Emmerich

Die ganze Verheerung des Unglaubens zu ihrer Zeit

Umfassender noch war das folgende Gesicht, in welchem ihr die ganze Verheerung des Unglaubens an der Kirche ihrer Zeit und die künftige Erneuerung gezeigt wurde. Es ward ihr dabei gesagt, daß das Gesicht sieben Zeitabschnitte umfasse; sie war jedoch bei der Erzählung nicht im Stande, diese Abschnitte näher zu bezeichnen, welche Szenen und Teile desselben in ihre Lebenszeit und welche später fallen würden.

„Ich sah die Erde wie eine runde Fläche, die von Dunkelheit und Finsternis überzogen wurde. Alles verdorrte und war im Absterben. Ich sah dies in unzähligen Einzelheiten an allen Geschöpfen, an Bäumen, Gesträuchern, Pflanzen, Blumen und Feldern. Ja, es war, als werde selbst das Wasser in Bächen, Brunnen, Flüssen und Meeren aufgesaugt oder ziehe sich in seinen Ursprung zurück. Ich wandelte über die verwüstete Erde und sah die Flüsse wie feine Linien, die Meere als schwarze Abgründe, in deren Mitte nur noch schmale Streifen Wassers zu erblicken waren. Alles andere war ein trüber, dicker Schlamm, in welchem ich allerlei ungeheure Tiere und Fische stecken und mit dem Tode ringen sah. Ich kam so weit herum, dass ich deutlich das Meeresufer erkennen konnte, wo ich einmal St. Clemens versenkt werden sah. Ich sah auch Orte und Menschen in trübem, traurigem Gewühl und Verderben und sah mit dem Bilde der wüst und wasserlos werdenden Erde gleichmäßig die dunklen Werke der Menschen wachsen. Ich sah sehr viele Gräuel ganz im einzelnen, erkannte Rom und sah die Bedrängnis der Kirche und ihr Sinken von innen und außen.

Ich sah nun aus mehreren Gegenden große Scharen gegen einen Punkt hinströmen und alles im Kampf. Ich sah in der Mitte zwischen ihnen einen großen schwarzen Fleck wie ein ungeheures Loch, und die Kämpfenden um dasselbe immer dünner werden, als stürzten sie ganz unvermerkt hinein. Währenddessen sah ich wieder mitten in dem Verderben die zwölf Menschen in den verschiedensten Gegenden getrennt, ohne voneinander zu wissen, Strahlen des lebendigen Wassers empfangen. Ich sah, dass sie alle dasselbe von verschiedenen Seiten bearbeiteten, und dass sie nicht wussten, woher sie es bekamen, und dass, wenn das eine vollendet war, sie das andere erhielten. Es waren wieder zwölf, keiner über vierzig Jahre alt, und drei Geistliche darunter und einige, die es werden wollten. Ich sah auch, als berühre ich mich manchmal mit einem, oder er sei mir bekannt oder nah. Sie waren nicht bedeutend gekleidet, sondern ein jeder nach seiner Landesart und jetziger Sitte, und ich sah, dass sie alles von Gott wieder erhielten, was verloren gegangen, und dass sie nach allen Seiten zum Guten wirkten, sie waren alle katholisch.

Ich sah auch bei den dunkeln Verderbern falsche Propheten und Leute, welche gegen die Schriften dieser zwölf neuen Apostel arbeiteten. Ich sah sie oft im Getümmel verschwinden und immer wieder heller hervortauchen. Ich sah auch wohl an hundert Weibspersonen wie in Entzückung sitzen und Männer bei ihnen, welche an ihnen magnetisierten, und sah, dass sie prophezeiten. Aber ich hatte einen Gräuel an ihnen und Abscheu, und da ich glaubte, die Münsterische Person zu sehen (vgl. 1. Bd. S. 357) dachte ich ängstlich, der Pater werde doch nicht bei ihr sein. Als die Reihen der um den schwarzen Abgrund her Streitenden immer mehr sich lichteten, und da während des Streites eine ganze Stadt (d.i. der Bau der Widerkirche mit ihrem Anhang) verschwunden war, gewannen die zwölf apostolischen Männer immer größeren Anhang, und aus der andern Stadt (der wahren Stadt Gottes: Rom) ging wie ein leuchtender Keil in die dunkle Scheibe hinein. Ich sah über der klein gewordenen Kirche eine herrliche Frau in weit ausgebreitetem himmelblauen Mantel mit einer Sternenkrone auf dem Haupte. Von ihr aus ging das Licht und drang immer weiter in die trübe Finsternis. Wo dies Licht eindrang, wurde alles neu und blühend. In einer großen Stadt sah ich eine Kirche, welche die geringste war, die erste werden. (*) Die neuen Apostel kamen alle in dem Lichte zusammen; ich glaubte mich mit andern, die ich kannte, vorne in der Spitze zu sehen (d.i. mit jenen, welche ähnlich wie sie Anteil an dem Verdienst der Erneuerung hatten.) Es blühte nun alles wieder auf. Ich sah einen neuen, strengen Papst und den schwarzen Abgrund immer enger werden; endlich war er nur so groß, daß ein Wassereimer ihn bedecken konnte. Zuletzt sah ich noch drei Scharen oder Gemeinden mit dem Lichte sich vereinigen. Sie hatten gute, erleuchtete Leute bei sich und gingen in die Kirche ein. Nun war alles neu. Die Wasser füllten sich wieder. Alles ward grün und blühend. Ich sah Kirchen und Klöster bauen. Noch in der finsteren Dürre ward ich über eine grüne Wiese getragen, welche voll der weißen Blumen war, die ich einmal hatte pflücken müssen. Nachher fand ich eine Dornenhecke, an der ich mich in der dunklen zeit sehr gerissen hatte, voll Blüten und drang fröhlich in sie ein.“

(*) Deutet auf die Entstehung der Erzbruderschaft vom heiligsten und unbefleckten Herzen Mariä, als auf den Anfang der Erneuerung des christlichen Lebens. Die geringste Kirche in Paris, Maria von den Siegen, ist in Wahrheit eine der ersten Kirchen des Erdkreises und das Unterpfand geworden, daß Maria dem Unglauben und der Ketzerei das Haupt zertreten wird.

(Anm.: Notre-Dame-des-Victoires; die Erzbruderschaft des heiligen u. unbefleckten Herzens Mariä wurde von Abbé Desgenettes gegründet 16.12.1836 an dieser Kirche zu Paris, 24.4.1838 durch Papst Gregor XVI. zur Erzbruderschaft für die ganze Welt erhoben; die Mitglieder beten täglich 1 Gegrüßet seist du, Maria zur Bekehrung der Sünder)
aus: K. E. Schmöger CSsR, Das Leben der gottseligen Anna Katharina Emmerich, Zweiter Band, 1873, S. 307-309

Category: Mystik
Tags: Kirche, Schmöger
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