Die wahre Kirche Jesu Christi

Views: 35

Aus dem Katechismus von Ambrosius Guillois

Wie heißt die wahre Kirche Jesu Christi?

Frage: Wie heißt die christliche Gemeinde oder Gesellschaft, die alle diese Merkmale oder Kennzeichen der wahren Kirche Jesu Christi in sich vereinigt?

Antwort: Sie heißt römische Kirche. Sie allein ist eine einige, heilige, katholische und apostolische. Daher ist sie die wahre Kirche Jesu Christi.

Erklärung: Weder die Protestanten noch die schismatischen Griechen (*), noch irgendeine andere, von der römischen Kirche getrennte Sekte darf sich rühmen, alle die wesentlichen Merkmale, welche der wahren, von Jesus Christus gegründeten Kirche zukommen, nämlich: die Einheit, die Heiligkeit, die Allgemeinheit (Katholizität) und das apostolische Ansehen (Apostolizität) in sich zu vereinigen.

Wie wir zeigen werden, vereinigt die römische Kirche allein diese vier wesentlichen Merkmale der wahren Kirche Jesu Christi in sich. Daher ist auch sie allein die wahre Kirche Jesu Christi, d. h. die geistige Gemeinde, die Jesus Christus gegründet hat.

(*) Es gibt schismatische und vereinigte Griechen. Die vereinigten Griechen sind die, welche stets in Gemeinschaft mit der römisch-katholischen Kirche geblieben sind.

*

Fr.: Was verstehst du unter der römischen Kirche?

Antw.: Unter der römischen Kirche verstehe ich diejenige Kirche, die als ihr sichtbares Oberhaupt den Papst, der in Rom seinen Stuhl hat, anerkennt.

Erklärung: Unter der protestantischen Kirche versteht man die von Luther und Calvin gegründete Kirche, die von Konsistorien regiert wird.

Die griechische Kirche ist diejenige, welche als ihr Oberhaupt entweder den Patriarchen von Antiochien oder den von Jerusalem oder den von Alexandrien anerkennt.

Die anglikanische Kirche heißt diejenige, welche als ihr Oberhaupt den König von Großbritannien ansieht etc. etc.

Die römische Kirche dagegen ist die, welche Jesum Christum als ihren Stifter und ihr unsichtbares Haupt, den Papst, der in Rom seinen Sitz hat, aber als ihr sichtbares Haupt anerkennt.

Fr.: Warum sagst du, dass die römische Kirche allein eine einige sei?

Antw.: Weil die römische Kirche die einzige ist, deren Glieder alle dieselbe Lehre bekennen und demselben Oberhaupt, welcher der Papst ist, gehorchen.

Erklärung: in den anderen christlichen Gesellschaften ist alles unbestimmt, schwankend, veränderlich, hinfällig in der Lehre; man glaubt heute nicht mehr wie gestern und vielleicht schon morgen nicht mehr wie heute. Z. B. Die Protestanten, ja sogar die Griechen sind in mehrere Sekten geteilt, von denen die einen behaupten, was die anderen verwerfen.

Es kann daher bei ihnen von keiner Einheit in der Lehre die Rede sein. Ebenso wenig von einer Einheit des Kirchenregiments. Die Griechen erkennen als ihr Oberhaupt teilweise den Patriarchen von Antiochien, teilweise den Patriarchen von Jerusalem, teilweise den Patriarchen von Alexandrien usw. usw. an.

Die Protestanten haben ebenso wenig ein höchstes, sie alle vereinigendes Oberhaupt: bald ist die höchste geistliche Herrschaft mit dem höchsten politischen Ansehen verbunden, wie z. B. das Haupt der anglikanischen Kirche in diesem Augenblick eine dreiundzwanzig-jährige Fürstin ist; bald stehen sie unter der Leitung von Konsistorien, d. h. gewisser Behörden, die teilweise aus einfachen Leuten zusammengesetzt sind.

Dagegen ist in der römischen Kirche alles übereinstimmend, fest, stetig, bestimmt und unwandelbar. Überall bekennt man dieselbe Lehre, und was heute geglaubt wird, wurde schon vor achtzehn Jahrhunderten geglaubt. Überall erkennt man nur ein und dasselbe unsichtbare Oberhaupt, den Papst, den Nachfolger des heiligen Petrus, an. Die römische Kirche ist somit die einzige, die eine einige ist.

*

Fr.: Warum sagst du, dass die römische Kirche allein eine heilige ist?

Antw.: Weil die römische Kirche die einzige ist, deren Heiligkeit in Lehre und Leben durch Wundertaten bewiesen ist.

Erklärung: Man versteht unter Wunder, liebe Kinder, diejenige in die Sinne fallende Erscheinung oder Handlung, welche entweder unabhängig von den gewöhnlichen Naturgesetzen oder wider dieselben ist. –

Ein Wunder kann sich nicht ereignen ohne ein unmittelbares Eingreifen Gottes in Natur und Geschichte oder ohne eine ausdrückliche Zulassung Gottes, des Schöpfers und Erhalters der Welt. Gott allein hat die Macht, die von ihm zur Erhaltung und Regierung der Welt entworfenen Gesetze aufzuheben oder zu beschränken. –

Sobald daher ein Wunder geschieht, wird es von Gott gewirkt, der dadurch seine Macht zeigen will, und es gibt keinen sichereren Beweis für die Wahrheit der Behauptung der Göttlichkeit einer Lehre, als wenn der Mensch, der seine Lehre für eine göttliche ausgibt, zum Beweis dessen wahrhaftige Wunder verrichtet, durch das bloße Wort Kranke heilt und Tote erweckt. –

Ist dem wirklich so, dann dürft ihr euch überzeugt halten, dass er die lautere Wahrheit geredet hat? Nun sind aber, liebe Kinder, eine große Anzahl von Wundern in der römischen Kirche zugunsten ihrer Lehre verrichtet worden. Diese Lehre muss daher auch wahr und heilig sein, so gewiss Gott weder die Lüge bezeugen noch den Irrtum durch Erweise seiner Allmacht bekräftigen kann. Die römische Kirche ist folglich heilig in ihrer Lehre. –

Aber sie ist es auch in ihrem Leben, in dem Leben vieler ihrer Glieder, denn die Heiligkeit aller ist ihr nie versprochen worden. Diese haben geglänzt und glänzen noch jetzt in der Welt, gleich hell strahlenden Lichtern, im Feuer ihrer Liebe und ihrer übermenschlichen, wahrhaft göttlichen Werke. Sogar Protestanten, z. B. Baldäus, Tavernier und andere, räumen ein, dass Gott in der römischen Kirche Wunder gewirkt habe, um die Heiligkeit einiger ihrer Mitglieder zu bezeugen. Sie geben zu, dass der heilige Franz Xaver große Wunder getan und ein heiliges Leben geführt habe; so auch der heilige Bernhard und der heilige Bonaventura. (**) –

(**) Ein solches Geständnis findet sich im 13. Artikel der Apologie der Augsburger Konfession. (A.d.Verf.)

Dürfen die Protestanten – und dasselbe gilt von den Griechen – gleich der römischen Kirche sich rühmen, die Heiligkeit ihrer Kirche in Lehre und Leben aus Wundern beweisen zu können? Sie können uns nicht eine einzige im Schoß ihrer Kirche zu Gunsten der Lehre derselben gewirkte Wundertat anführen, oder uns den Heiligen zeigen, den sie erzeugt! Mögen sie uns sagen, welche aus ihrer Mitte je Wunder verrichtet haben oder gegenwärtig verrichten! Vergeblich suchen sie nach solchen; die Protestanten selbst machen kein Hehl daraus. Die römisch-katholische Kirche ist somit die einzig heilige.

*

Fr.: Warum sagst du, dass die römische Kirche allein eine allgemeine oder katholische sei?

Antw.: Weil die römische Kirche allein sich ununterbrochen in der ganzen Welt ausgebreitet hat, und weil sie stets zahlreicher gewesen ist als jede andere christliche Gesellschaft.

Erklärung: Unter den Gesellschaften, die sich christlich nennen, gibt es keine, die hinsichtlich der Zahl ihrer Bekenner und der räumlichen Ausdehnung nicht weit von der römischen Kirche übertroffen wird. Wenn man von ihr auch nicht behaupten darf, dass ihr die ganze Welt gehorche, so ist doch so viel zu sagen erlaubt, dass sie in allen Teilen der Erde Bekenner zähle. Ist ein Gleiches der Fall bei den von ihr getrennten Sekten? Zudem diese als Fremde oder gar als Feinde sich gegenüberstehen und sich gegenseitig in den Bann tun, hat jede ihr besonderes Gebiet.

Keine von ihnen allein besitzt auch nur einen Schatten jener Katholizität und Universalität, welche die Prophezeiungen des alten Bundes und der Erlöser selbst der wahren Kirche beigelegt haben. Die protestantische Kirche ist in vielen Ländern gar nicht einmal gekannt, und selbst da, wo sie herrscht, bildet sie nicht ein ganzes, sondern eine große Anzahl einzelner Körperschaften, die von keinem gemeinschaftlichen Haupt regiert werden. Auch fehlt viel, dass die griechische Kirche über die ganze Erde verbreitet sei, und dass die Bekenner derselben an Zahl den römischen Katholiken gleichkämen. Die römische Kirche ist somit die einzig katholische.

*

Fr.: Warum sagst du, dass die römische Kirche allein eine apostolische sei?

Antw.: Weil sie allein ihre Lehre den Aposteln verdankt, und weil ihre Hirten allein in ununterbrochener Reihenfolge bis auf die Apostel zurückgehen.

Erklärung:

1) Die römische Kirche verdankt alles, was sie lehrt, den Aposteln. Sie glaubt im 19. Jahrhundert, was sie im 18-ten glaubte, im 18-ten, was im 17-ten, usw., bis auf die Apostel zurück. Mögen ihre Feinde sie immerhin des Irrtums zeihen! Ihre Geschichte und ihre Lehrer beweisen das Gegenteil. Wie Jesus Christus, ihr Gründer, bietet sie ihren Anklägern Trotz und spricht ihnen jede Hoffnung ab, sie je einer Pflichtverletzung überführen zu können.

2) Ihre Hirten gehen in ununterbrochener Reihenfolge bis auf die Apostel zurück. Von Pius IX., der jetzt auf dem päpstlichen Stuhl sitzt, kann sie mit leichter Mühe seine Vorgänger bis auf den heiligen Petrus, der den Stuhl Roms gründete, verfolgen. Jede einzelne, mit dieser ersten Kirche der Welt vereinte Kirche besitzt ein Verzeichnis ihrer Bischöfe, das bis auf die apostolischen Männer, von denen sie gegründet wurde, und die ihre Mission von einem Apostel oder Apostelschüler empfingen, zurückweist.

So ist die Kirche von Mans, liebe Kinder, vom heiligen Julian gegründet worden, den der Papst gesandt hatte, um die Fackel des Glaubens in diese Gegenden zu tragen; und von ihm an bis auf den gegenwärtigen Bischof kennt man die Namen aller derer, die das Bistum verwaltet und die alle im Auftrag der Nachfolger des heiligen Petrus gelehrt und gewirkt haben.

Aber nicht so verhält es sich mit von ihr abgefallenen Sekten; am wenigsten mit den Protestanten. Wenn sie sich unterfangen, die Leiter der Jahrhunderte hinabzusteigen, können sie nicht weiter kommen als bis auf jene Zeit, da Luther die Lehre und das Regiment der Kirche, in der er geboren war, entstellte unter dem Vorwand, es zu verbessern, d. h. bis aufs Jahr 1517. Unmöglich können sie die Kette ihrer Hirten weiter verfolgen wollen.

Was soll ich auch von seiner Lehre sagen? Wie leicht begreift man, dass sie mit der apostolischen nichts gemein hat. Kein verständiger Mensch wird je den Aposteln die Behauptung Schuld geben: Buße und gute Werke seien unnütz; habe man den Glauben, so könne einem die Gerechtigkeit vor Gott nicht entgehen, selbst wenn man sich den größten Ausschweifungen hingebe.

Die römische Kirche ist somit die einzig apostolische. Sie ist aber auch die einzige, die einig, heilig und allgemein ist, also die einzige, die alle wesentlichen Merkmale der wahren Kirche Jesu Christi hat. Folglich ist sie allein die wahre Kirche, außerhalb der es kein Heil gibt.

*

Fr. Wie nennt man gewöhnlich die wahre Kirche Jesu Christi?

Antw.: Man nennt sie gewöhnlich die katholische oder die römische, auch die römisch-katholische.

Erklärung: Inmitten aller Sekten behält die römische Kirche den Namen der katholischen bei, den ihr selbst ihre Feinde nicht versagen. Wenn ihr, liebe Kinder, z. B. in London nach dem Ort fragt, wo die Katholiken ihren Gottesdienst halten, dürft ihr gewiss sein, dass der, an den ihr diese Frage richtet, und wäre er der eifrigste Protestant, euch nie in einen Tempel seiner Sekte den Weg zeigen wird.

Die Mitglieder der römischen Kirche sind unter dem Namen Katholiken in London ebenso gut gekannt wie in Paris. Und so überall; so war`s von jeher. Keine ketzerische Sekte hat je die römische Kirche des Namens der allgemeinen oder katholischen berauben, noch ihn mit ihr teilen können. (*)

(*) Es ist zwar seit neuester Zeit, wie vormals einst, in Deutschland abermals eine neue Kirche aufgestanden, die von einem exkommunizierten Priester namens Ronge gegründet zu werden anfängt, und die sich fälschlicherweise den Namen katholisch, nämlich deutsch-katholisch beilegt. Aber fragt nach der katholischen Kirche, wo ihr wollt, man wird euch eben an die römisch-katholische und nicht an die deutsch-katholische Kirche verweisen, ja man wird euch nicht einmal erwidern, welche katholische Kirche ihr denn meint, so wenig wird dieser angemaßte Name den Abtrünnigen nur vom gemeinen Volk belassen.

Das kommt daher, weil die Leute wohl wissen, dass sich die katholische Kirche den Namen der römisch-katholischen erste beilegte, nachdem sie bereits katholisch, d. h. allgemein war, während jene Abtrünnigen noch nicht einmal nur eine Kirche haben, sich also katholisch nennen, weil sie es werden möchten, aber doch nur deutsch-katholisch, d. h. Deutsch-allgemein, was ein hölzernes Schüreisen, also ein lächerliches Unding ist.

Alles Gesagte wird euch leicht und gründlich überzeugt haben, dass ihr der wahren Kirche Jesu Christi angehört. –

Ihr dürft bloß so schließen: der Pfarrer eines Ortes steht in innigster Verbindung mit dem Herrn Bischof; der Herr Bischof mit Sr. Heiligkeit dem Papst, dem Nachfolger des heiligen Petrus; der heilige Petrus ist aber von Jesus Christus, dem Haupt seiner Kirche, eingesetzt. Wenn ich also mit dem Pfarrer eines Ortes in inniger Verbindung stehe, muss ich notwendig zur wahren Kirche Jesu Christi gehören.

aus: Ambrosius Guillois, Historische, dogmatische, moralische und liturgische Erklärung des Katechismus, Bd. 1, 1848, S. 411 – S. 419

Siehe die Beiträge aus der Katechismuserklärung von A. Guillois zu dem Thema:

Weitere Beiträge aus dem Katechismus von Ambrosius Guillois siehe auf katholischglauben.info:

katholisch glauben und leben: Kreuz mit Dornenkrone
Von der Lehre der Kirche
Die Merkmale der wahren Kirche Heiligkeit