P. Joseph Deharbes größere Katechismuserklärung
Vom apostolischen Glaubensbekenntnis – Zweiter Glaubensartikel
§ 2. Jesus Christus wahrer Gott

Woher wissen wir, daß Jesus Christus wahrer Gott ist?

1. Gottheit Jesu Das Zeugnis der Propheten

1. Aus den Weissagungen der Propheten, 2. aus dem Zeugnis seines himmlischen Vaters, 3. aus seinem eigenen Zeugnis, 4. aus der Lehre der Apostel, 5. aus der Lehre der katholischen Kirche.

Was sagen die Propheten über die Gottheit des Erlösers?

Sie nennen den verheißenen Erlöser „Gott, Gott mit uns, den Wunderbaren, den Vater der Zukunft“. Jesajas sagt von ihm: „Gott selbst wird kommen und euch erlösen“; und Jeremias: „Dieses ist der Name, womit man ihn nennen wird: Jahwe, unser Gerechter.“

Der königliche Prophet David nennt den Messias im 44. Psalm zu wiederholten Malen Gott, indem er zu ihm spricht: „Dein Thron, o Gott, steht immer und ewig. Du liebst Gerechtigkeit und haßt das Unrecht; darum hat dich, o Gott, dein Gott (nämlich Gott der Vater) mit Freude gesalbt.“

Jesajas (7,15) nennt ihn „Emmanuel“, d.h. soviel als Gott mit uns: „Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären, und seinen Namen wird man Emmanuel nennen.“ Ihn als das Licht der Welt bezeichnend, spricht derselbe (9,2.6): „Denen, die im Lande des Todesschatten wohnen, geht ein Licht auf… Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt, auf dessen Schultern Herrschaft ruht, und man nennt seinen Namen: Wunderbarer, Ratgeber, Gott, starker Held, Vater der Zukunft, Friedensfürst; auf dem Throne Davids wird er sitzen von nun an bis in Ewigkeit.“

Und das niedergeschlagene Volk durch die Verheißung des Messias tröstend, spricht er anderswo (35,4-6): „Saget den Kleinmütigen: Seid getrost und fürchtet nicht … Gott selber kommt und erlöst euch. Dann öffnen sich der Blinden Augen, der Tauben Ohren tun sich auf usw..“ Und wiederum (40,9-11): „Saget den Städten Judas: Seht euer Gott! Seht, Gott der Herr kommt mit Macht … Wie ein Hirt wird er seine Heide weiden, in seinen Armen die Lämmer sammeln, auf seinem Schoß sie heben.“ – Alle diese Stellen beziehen sich anerkanntermaßen auf den Messias. Was die letzte anbelangt, so liegt der Beweis hierfür noch besonders darin, daß Jesajas unmittelbar zuvor auf „die Stimme des Rufenden in der Wüste“, den Vorläufer Christi, hingewiesen hatte.

Ebenso klar sind die Worte des Propheten Jeremias (23,5.6): „Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, daß ich dem David einen gerechten Sprössling erwecke: ein König wird herrschen, der weise ist und Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden. In jenen Tagen wird Juda erlöst werden und Israel sicher wohnen; und dies ist der Name, womit man ihn nennen wird. ‚Jahwe (Jehova), unser Gerechter!'“ Der Name Jahwe wird in der Hl. Schrift keinem anderen als Gott beigelegt: „Ich bin Jahwe, das ist mein Name; meine Ehre gebe ich keinem andern.“ (Is. 42,8)

In diesen und anderen Stellen bezeichnen die Propheten den kommenden Messias klar und unzweideutig als wahren Gott, nicht bloß als Gesandten Gottes oder als „Sohn Gottes“ in einem uneigentlichen Sinn. Wenn es nun nach dem Vorausgehenden fest steht, daß Jesus von Nazareth der von den Propheten vorher verkündigte Messias ist, dann steht es durch das Zeugnis derselben Propheten gleichfalls fest, daß er wahrer Gott ist.

Quelle: P. Joseph Deharbes größere Katechismuserklärung, Bd. 1, 1911, S. 318 – S. 319

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