Die wirksamsten Lockmittel der Irrlehrer

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Der 2. Petrusbrief

Der zweite Petrusbrief (Kap. 2, Vers 17-19): Die wirksamsten Lockmittel der Irrlehrer

Zwei Vergleiche aus der Natur warnen die Leser vor einer bitteren Enttäuschung, die sie an den Irrlehrern erleben werden, wenn sie sich von ihnen verführen lassen (vgl. Jud. 12). Diese Männer versprechen viel, um die Leichtgläubigen zu betören. Wer aber die christliche Wahrheit preisgibt, wer „den Quell lebendigen Wassers verlässt“ (Jer. 2, 13), an dem er nach Herzenslust den Durst seiner Seele stillen durfte, der sucht vergeblich an den „wasserlosen Quellen“ der Irrlehrer nach Erquickung. In ihren rissigen Brunnenstuben ist längst alles Wasser versickert.

Wie Nebelwolken dem Landmann Hoffnung auf einen ersehnten Regen für die Saaten machen, dann aber vom Sturmwind verjagt werden, ohne dass ein Tropfen zur Erde fällt, so geht es denen, die von den Irrlehrern etwas zu ihrem Heil erwarteten. Den Lehrern der Wahrheit verheißt das Buch Daniel, dass sie leuchten wie die Sterne in alle Ewigkeit, und den Frommen, dass sie glänzen wie der strahlende Himmel (Dan. 12, 3).

Wer das Böse meidet und den Willen Gottes tut, dessen Licht erstrahlt in der Finsternis, und sogar sein Dunkel ist wie der helle Mittag (Is. 58, 10); für die Gesetzesverächter dagegen ist „die dunkelste Finsternis aufbewahrt“. Der schauerliche Abgrund der Hölle wird einmal ihr Aufenthaltsort sein (Matth. 8, 12; 22, 13; 25, 30). Wer zu ihnen hält auf Erden, wird auch ihr Los im Jenseits zu teilen haben.

Vom Bild kehrt die Kennzeichnung der Irrlehrer zur Wirklichkeit zurück. Ihre hochtrabenden, von Selbstbewusstsein aufgeblähten Reden klingen im Brustton der Überzeugung und bleiben nicht ohne Eindruck auf die Urteilslosen, kommen diesen sogar bedeutsamer vor als die nüchternen, sachlichen Worten der Missionare, die nur die Wahrheit verkünden. Und doch steckt nichts in den hohlen Phrasen als Eitelkeit und Selbstsucht.

Während die Lehrer der christlichen Wahrheit an ihre Hörer strenge sittliche Forderungen stellen und ihnen klar machen, dass das Reich Gottes in Kraft, nicht in Worten besteht (1. Kor. 4, 20), lassen die Irrlehrer den fleischlichen Begierden und Ausschweifungen freien Lauf. Das ist ihr wirksamstes Lockmittel, und vor allem jene werden dadurch eingefangen, die noch nicht lange Christen und in der Tugend noch wenig gefestigt sind. Die Aussicht, getauft zu sein und dann weiter wie ein Heide leben zu dürfen, besticht sie so, dass sie gar nicht merken, wie sie in die Irre geführt werden und praktisch ins Heidentum zurücksinken.

Die Neubekehrten haben noch nicht genügend Erfahrung und Menschenkenntnis gesammelt, um von vorne herein misstrauisch zu sein, wenn so viel von Freiheit die Rede ist. Denn von diesem hohen Gut pflegen jene am meisten zu sprechen, die etwas ganz anderes darunter verstehen als „das vollkommene Gesetz der Freiheit“, zu der uns Christus berufen hat (Jak. 1, 25; 2, 12; Röm. 8, 21; 1. Kor. 10, 29; 2. Kor. 3, 17; Gal. 2, 4; 4, 31). Sie sagen Freiheit und meinen Ungebundenheit, Zügellosigkeit der fleischlichen Gelüste (Gal. 5, 13; 1. Petr. 2, 16). Diese aber rauben dem Menschen die wahre Freiheit, machen ihn zum Sklaven seiner Triebe und überantworten ihn dadurch dem Verderben.

Nur der Überwinder ist frei, der Unterlegene dagegen wird Sklave dessen, der ihn überwindet. Das ist alterprobte Erfahrung und Rechtsauffassung. Die Sklaverei aber ist um so schmachvoller, je niedriger der steht, von dem man sich die Freiheit rauben ließ, während es höchste Ehre bedeutet, Gott zu dienen. Es war das Recht des Siegers in den Kampfspielen, dem geschlagenen Gegner zum Zeichen der völligen Obergewalt den Fuß auf die Brust zu setzen und ihm dann entweder den Todesstoß zu versetzen oder ihn als Sklaven aus der Arena abzuführen (vgl. 1. Kor. 6, 12; 9, 27).

Was Petrus hier vom Vorgehen der Libertinisten sagt, „gibt eine gute, wenn auch fast unbekannte Schilderung des Bedürfnisses aller Sünder, andere in die Gewalt der Sünde zu ziehen, indem sie den Vorwand, sie zu befreien, vorzuschützen suchen“ (Friedr. Niebergall). –
aus: Herders Bibelkommentar, Die Heilige Schrift für das Leben erklärt, Bd. XVI/1, 1950, S. 313 – S. 315

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