Die Apokalypse des hl. Johannes – Kap. 19, 1-21

Die Vertilgung des falschen Propheten

Hochzeit des Lammes. Schlußgesicht von der Vertilgung des Tieres, des falschen Propheten und des ganzen Heidentums.

1. Darnach hörte ich wie eine Stimme großer Scharen im Himmel, die sprachen: Alleluja! (1) Heil und Ehre und Kraft sei unserm Gott!
2. denn wahrhaftig und gerecht sind seine Gerichte, der gerichtet hat die große Hure, die die Erde verderbt hat durch ihre Unzucht, und hat gerächt das Blut seiner Knechte von ihrer Hand.
3. Und abermals sprachen sie: Alleluja! Und ihr Rauch steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit. (2)
4. Und es fielen nieder die vierundzwanzig Ältesten und die vier lebenden Wesen (3), und beteten Gott an, der auf dem Throne saß, und sprachen: Amen, Alleluja!
5. Und eine Stimme ging vom Throne aus, und sprach: Lobsinget unserm Gott alle seine Knechte, und die ihr ihn fürchtet, Klein und Groß.
6. Und ich hörte wie eine Stimme einer großen Schar und wie das Rauschen vieler Wasser und wie das Rollen starker Donner, die sprach: Alleluja! Es regiert der Herr, unser Gott, der Allmächtige. (4)
7, Lasset uns freuen und frohlocken und ihm die Ehre geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Braut hat sich bereitet. (5)
8, Und es ward ihr gegeben, daß sie sich kleide mit glänzendem, weißen Byssus (6); denn der Byssus ist die Gerechtigkeit der Heiligen. (7)
9. Und er sprach zu mit: Schreib: Selig, die zum Hochzeitsmahl des Lammes berufen sind. (8) Und er sprach: Dies sind die wahrhaftigen Worte Gottes. (9)
10. Und ich fiel vor seinen Füßen nieder, ihn anzubeten. Da sprach er zu mit: Tu es nicht, ich bin dein und deiner Brüder, die das Zeugnis Jesu haben, Mitknecht. Gott bete an! (10) Denn das Zeugnis Jesu ist der Geist der Weissagung. (11)
11. Und ich sah den Himmel offen, und siehe, ein weißes Pferd (12), und der darauf saß, hieß der Treue und Wahrhaftige (13), der da richtet und streitet mit Gerechtigkeit.
12. Seine Augen waren wie eine Feuerflamme, und auf seinem Haupte waren viele Kronen (14), er hatte einen geschriebenen Namen, den Niemand kennt, als er selbst. (15)
13. Und er angetan mit einem Kleide, das mit Blut besprengt war (16): und sein Name heißt: Wort Gottes. (17)
14. Und die Heere, die im Himmel sind, folgten ihm nach auf weißen Pferden (18), gekleidet mit weißem reinen Byssus. (19)
15. Und aus seinem Munde geht ein scharfes, zweischneidiges Schwert, daß er damit die Völker schlage. (20) Er wird sie regieren mit eisernem Zepter, und er tritt die Kelter des grimmigen Zornweines Gottes, des Allmächtigen. (21)
16. Auf seinem Kleid und seiner Hüfte (22) ist geschrieben: König der Könige, und Herr der Herren.
17. Und ich sah einen Engel in der Sonne stehen (23), und er schrie mit starker Stimme und sprach zu allen Vögeln, die mitten durch den Himmel flogen (24): Kommt und versammelt euch zum großen Mahle Gottes (25),
18. daß ihr esset das Fleisch der Heerführer, und das Fleisch der Starken, und das Fleisch der Pferde und ihrer Reiter, und das Fleisch aller Freien und Knechte, der Kleinen und Großen.
19. Und ich sah das Tier, und die Könige der Erde, und ihre Heere versammelt zu streiten mit, dem, der auf dem Pferde saß, und mit seinem Heer.
20. Und das Tier ward ergriffen und mit ihm der falsche Prophet, der die Zeichen vor ihm tat, durch die er verführt hatte, die das Malzeichen des Tieres annahmen, und sein Bild anbeteten. (26) Lebendig wurden diese zwei geworfen in den Feuerpfuhl, der mit Schwefel brennt.
21. Und die Übrigen wurden getötet von dem Schwert dessen, der auf dem Pferde saß, welches (Schwert) aus seinem Munde ging, und alle Vögel wurden gesättigt von ihrem Fleisch. (27)

Anmerkungen:

(1) d. i. Lobet Gott!
(2) Das römische Heidentum bleibt für ewig vernichtet!
(3) Siehe Kap. 4, 10: 5, 14.
(4) Jetzt, nachdem das Heidentum vernichtet ist, regiert Gott, ist das sichtbare Reich Gottes gekommen.
(5) So lange das Heidentum noch in der Welt herrschte, hielt es den größten Teil der die zeit seines Sturzes erlebenden Völker ab, sich an die kleine Gemeinde, die Christus bisher aus Juden und Heiden gesammelt hatte, anzuschließen und mit Christo zu verbinden. Als es aber gefallen war, und nicht mehr hemmend dem Christentum entgegen trat, da eilten jene auserwählten Christo zu, die Braut in die Arme des Bräutigams. Darum wird nun nach dem Siege von der Hochzeit von der Hochzeit des Lammes und von der Zubereitung der Braut gesprochen. Darauf wird noch einmal der Sieg über das Heidentum in einem großen Bild dargestellt (Vers 11-21), teils um damit alle Gerichte zusammen zu fassen, die bisher über das heidnische Weltreich, das falsche Propheten- und Priestertum und Alle, die ihnen anhingen, ergangen sind; teils um anzuzeigen, daß die innige Verbindung mit Christus, welche von nun an die Menschheit feiert, mit der beständigen Bekämpfung alles Widerchristlichen, so weit es noch fortbesteht, verbunden ist, und daß sie in dem Kampf mit einem vollkommenen Sieg gekrönt wird. Über die bräutliche Verbindung Christi mit seinen Seelen sieh das hohe Lied und dessen Erklärung.
(6) Siehe Kap. 18 Note 9.
(7) Der Zustand der Rechtfertigung, der Entsündigung und Heiligung – das hochzeitliche Kleid. Siehe Matth. 22, 11.
(8) Das Hochzeitsmahl wird bereitet aus den geschlachteten Feinden (Vers 17), d. h. ist eine Frucht der Besiegung aller Feinde des Heiles, ist die ewige Glückseligkeit.
(9) Dies, daß die Sieger selig werden, sagt Gott selbst; es trifft also gewiß ein.
(10) Tu das nicht, ich bin nur dein und deiner Glaubensbrüder Mitknecht, so wie Aller derer, die das Zeugnis Jesu haben, die von Jesu mit Worten und Werken Zeugnis geben. Nur Gott gebührt die Ehre der Anbetung.
(11) Von Jesu Zeugnis geben, steht so hoch als Weissagen; denn Beides ist eine Wirkung Eines und desselben Geistes, folglich sind wir von Einem Geist getrieben, Brüder, einander gleich.
(12) Sinnbild des Sieges (oben Kap. 6, 2) Vergleiche oben Note 5.
(13) Jesus Christus, siehe Kap. 3, 14.
(14) denn er ist ein vielfacher Sieger; Sünde, Hölle, Tod, Judentum, Heidentum, Alles liegt unter seinen Füßen.
(15) Wort Gottes (Vers 13). Dieses göttliche Wort kennt, versteht, begreift kein endliches Wesen; nur Gott selbst vermag sich zu denken und zu begreifen.
(16) Zeichen seines blutigen Versöhnungstodes.
(17) Siehe Johannes 1, 1.
(18) denn sie siegen mit ihm.
(19) Siehe oben Note 7.
(20) Sein Wort der Wahrheit überwindet und richtet (Hebr. 4, 12).
(21) Er führt die göttlichen Strafgerichte unerbittlich an seinen widerspenstigen Feinden aus. Das Keltertreten ist Bild der Vertilgung. Siehe Isaias. 63, 3.
(22) auf dem Kleide und dem Gürtel, d. h. sein ganzes Äußere verkündet den höchsten König.
(23) Der Engel steht in der Sonne, um anzudeuten, daß das, was der Engel verkündet, der ganzen Schöpfung bekannt werden soll.
(24) So heißt es, weil das Gesicht in die Räume des Himmels versetzt ist.
(25) Die Raubvögel werden eingeladen, sich am Abendmahl Gottes zu sättigen. Die Raubvögel sind nicht besonders zu deuten; sie gehören zum Bild der Niederlage, welche die Feinde Gottes erleiden. Abendmahl heißt das Gericht, weil die Morgenländer ihre Haupttafel des Abends zu halten pflegen.
(26) Über das Tier und den falschen Propheten siehe Kap. 13, 1 ff. und Vers 11 ff.
(27) Das Werfen in den Feuerpfuhl und das Töten mit dem Schwert, sind Bilder der gänzlichen Ausrottung des römischen Heidentums. Vielleicht daß auch damit angedeutet ist, daß die Urheber der heidnischen Gräuel härter bestraft werden, als die Verführten. Es ist übrigens nicht außer Acht zu lassen, daß nur das römische Heidentum und der falsche Prophet, sofern er dieses befördert, dem Verderben übergeben worden. Ein anderes Heidentum und ein anderer Prophet erscheinen nach der apostolischen Lehre (2. Thess. 2) am Ende der Zeit in der Person des Antichristes und seines Anhanges als die letzten Anstrengungen des Satans wider das göttliche Reich. Siehe Kap. 20. –
aus: Joseph Franz Allioli, Die Heilige Schrift des alten und neuen Testamentes. Aus der Vulgata, 6. Bd. 1838, S. 483 – S. 486