Die Apokalypse des hl. Johannes – Kap. 18, 1-24
Der Fall Babylons und Wehklage der Kaufleute
1, 2. Der mächtige Engel ist wahrscheinlich ein großer Heiliger oder Prophet, der erweckt wurde, die Kirche durch seine Lehren zu erleuchten und die Zerstörung von Rom vorher zu sagen, wie Jonas den Fall von Ninive und Daniel den vom alten Babylon voraus sagten. Aber wenn „Engel“ wörtlich genommen wird, ist es wahrscheinlich St. Michael, der Beschützer der Kirche, oder St. Gabriel, der Mächtige Gottes.
Der Engel spricht vom Fall Roms als etwas, das bereits vollbracht wurde, um zu zeigen, dass es sicherlich geschehen muss. Es wird so verwüstet zurück gelassen, dass wilde Tiere es als geeignete Unterkunft finden werden und unreine Vögel um seine Ruinen schweben. So prophezeite auch Isaias in Bezug auf das alte Babylon: „Wilde Tiere werden dort hausen, und ihre Häuser werden gefüllt sein mit Schlangen… und Eulen werden sich dort in ihren Häusern antworten, und Sirenen in den Tempeln der Wollust.“ (1)
Einige Ausleger geben denWorten des Engels die Bedeutung, dass die Ruinen Roms gemäß den Worten von Christus zum lauernden Ort der bösen Geister werden: „Wenn ein unreiner Geist aus einem Menschen ausgefahren ist, geht er durch dürre Orte, um Ruhe zu suchen.“(2)
3. Die schreckliche Zerstörung und Verwüstung Roms ist eine Strafe für ihre vielen Sünden und für die Sünden, zu die sie andere Völker verführt hat. Die Könige und Kaufleute der Erde wurden zu den Sünden und Lastern Roms verführt, und mit ihr haben sie den Antichristen in seinen Bemühungen gegen die Kirche unterstützt.
4, 5. Eine andere Stimme aus dem Himmel, – eine Stimme der Barmherzigkeit, – warnt die Gläubigen vor dem drohenden Untergang und ermahnt sie, Sicherheit in der Flucht zu suchen. In ähnlicher Weise warnte unser Herr seine Jünger, aus Jerusalem zu fliehen bei Annäherung der römischen Armee. (3) Diese Worte der Warnung beachtend, flohen der Gläubigen nach Pella in Peraea und entkamen damit den schrecklichen Leiden der Belagerung.
6-8. Diese Verse sind ein Apostroph für die Gesandten der Gerichte Gottes, anscheinend die zehn Könige des vorangegangenen Kapitels. Sie sollen die boshafte und untreue Stadt für all die Übel bestrafen, die sie auf sie geschüttet hat, vermutlich die Übel, die sich aus der Apostasie und dem Festhalten an den Antichristen ergibt. Sie werden sie auch wegen ihrer eigenen Apostasie und ihrer Anbetung des Antichristen bestrafen: „Gebt ihr das Doppelte nach ihren Werken: in den Becher, den sie euch eingeschenkt hat, schenkt ihr doppelt ein.“
Der Untergang und die Verwüstung Roms wird von gleichem Ausmaß sein wie ihr früherer Ruhm, Reichtum und Macht. Die stolze Stadt, die als ‚eine Königin thront‘, ohne Angst und Sorge, wird in den Staub erniedrigt werden.
9, 10. Die Könige der Erde, die ihre Schuld geteilt haben, werden das Schicksal der Stadt beklagen, aber sie halten sich fern aus Angst, ihr zu Hilfe zu kommen. So ist normalerweise die Freundschaft zwischen Nationen!
11-16. Die Kaufleute der Erde, „die reich geworden sind, werden von ferne stehen vor Furcht ihrer Qual und weinen und wehklagen, und sagen: Weh! Weh! Die große Stadt, die bekleidet war mit feinen Linnen, und Purpur und Scharlach, und bedeckt mit Gold und Edelsteinen und Perlen. Denn in einer Stunde war all der große Reichtum dahin.“
17-19. In ähnlicher Weise beklagen diejenigen, die im Seehandel mit Rom Erfolg hatten, den Verlust ihrer Märkte: „Weh! Weh! diese große Stadt, in der reich wurden wegen ihrer Preise alle, die auf dem Meer Schiffe hatten; denn in einer Stunde ist sie verwüstet worden.“
20. Die Apostel und Propheten und alle Heiligen sind aufgerufen, sich über diese Offenbarung der Gerechtigkeit Gottes zu freuen. Die Gebete der Märtyrer (4) werden erhört und ihr Blut vergolten. Die Erwähnung der Apostel kann sich besonders auf die heiligen Petrus und Paulus beziehen, die in Rom unter Nero den Märtyrertod erlitten.
21-24. Diese Verse vervollständigen das Bild der Vernichtung, die über die reiche und mächtige Stadt gebracht wird. Sie wird zerstört werden, um für immer ein Trümmerhaufen zu bleiben. Denn durch sie sind alle Völker getäuscht worden, „und in ihr ist vorgefunden das Blut der Propheten und Heiligen und aller, die auf Erden erschlagen wurden.“ Das Blut der Märtyrer im ganzen Reich klagt zu Recht Rom an, von wo aus die Dekrete der Verfolgung ergangen sind.
(1) Is. 13, 21. 22..
(2) Matth. 12, 43.
(3) Matth. 24, 16-18.
(4) Kap. 6, 10. –
aus: Rev. E. Sylvester Berry, Die Apokalypse des heiligen Johannes [The Apocalypse of St. John, Columbus, OH: John W. Winterich, 1921], S. 175-178; mit Imprimatur; eigene Übersetzung