Der Antichrist und die Zeit der Apostasie

Der Antichrist wird von jüdischem Stamm sein

2. Sodann glaubten die Väter, daß der Antichrist von jüdischem Stamme sein werde. Dies war die Meinung des heiligen Irenäus, des heiligen Hieronymus, und des Verfassers von dem Werke De Consummatione Mundi, welches dem heiligen Hippolyt zugeschrieben wird, und des Verfassers eines Kommentars über den Brief an die Thessalonicher, welchen der heilige Ambrosius verfaßt haben soll, und vieler anderer, die noch hinzusetzen, daß er aus dem Stamme Dan sein werde, wie z.B. der heilige Gregor der Große, Theodoret, Aretas von Cäsarea und viele Andere. Dies ist auch die Meinung Bellarmins, der behauptet, es sei gewiß. Lessius sagt, daß die Väter mit Einstimmigkeit als unzweifelhaft lehren, der Antichrist werde ein Jude sein. Ribera wiederholt diese Ansicht und fügt hinzu, daß Aretas, der heilige Beda, Haymo, der heilige Anselm und Rupertus behaupten, aus diesem Grunde werde der Stamm Dan nicht unter diejenigen gerechnet, die in der Apokalypse versiegelt sind. Biegas sagt dasselbe, indem er andere Gewährsmann anführt. Dies wird sich auch als wahrscheinlich ergeben, wenn wir erwägen, daß der Antichrist kommen wird, um die Juden zu täuschen nach der Weissagung unseres Herrn: „Ich bin in meines Vaters Namen gekommen, und ihr nehmet mich nicht auf; ein anderer wird in seinem eigenen Namen kommen, den werdet ihr aufnehmen“, welche Worte von den Vätern einstimmig auf den falschen Messias gedeutet werden, der sich bei den Juden als den wahren Messias ausgeben wird.

Und dies ist ferner die einstimmige Auslegung der Väter, sowohl der Morgen- als der Abendländischen, z. B. des heiligen Cyrillus von Jerusalem, des heiligen Ephräm, des heiligen Gregor von Nazianz, des heiligen Gregor von Nyssa, des heiligen Johannes Damascenus und auch des heiligen Irenäus, des heiligen Cyprian, des heiligen Hieronymus, des heiligen Ambrosius und des heiligen Augustin. Die Wahrscheinlichkeit dieser Meinung wird sich auch zeigen, wenn wir weiter erwägen, daß einem falschen Christus die erste Bedingung des Erfolges fehlen würde, wenn er nicht aus dem Hause Davids wäre; daß die Juden nach seiner Ankunft harren; daß sie sich für die Täuschung empfänglich gemacht haben durch die Kreuzigung des wahren Messias, und daher kommt es, daß die Väter von dem wahren Messias und dem falschen die Worte des heiligen Paulus an die Thessalonicher auslegen: „Weil die die Liebe der Wahrheit nicht angenommen haben, um selig zu werden, deshalb wird Gott den Irrtum auf sie wirksam sein lassen, so daß sie der Lüge glauben.“ (2, Thess. 2,10)
Nun aber halte ich dafür, daß Niemand die Zerstreuung und providentielle Erhaltung der Juden unter allen Nationen der Welt, die unzerstörbare Lebenskraft ihrer Rasse betrachten könne, ohne zu glauben, daß sie für irgendeinen künftigen Akt seines Gerichtes und seiner Gnade aufbewahrt sind. Dies wird wiederholt im Neuen Testament vorausgesagt, z. B. in den Briefen an die Römer und an die Korinther. –
aus: Heinrich Eduard Manning, Kardinal, Der Antichrist oder die gegenwärtige Krise des heiligen Stuhls, im Lichte der Weissagung betrachtet, 1861, S. 35 – S. 37

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