Anna Katharina sitzt, an zwei dicken Kissen angelehnt, im Bett, der Kopf ist verbunden, sie hält und betrachtet ein Kruzifix, das sie in der Hand hält

Die Visionen der Anna Katharina Emmerich

Versuche der Zerstörung der Kirche durch die Freimaurerei

27. Dezember 1819

Am Fest des hl. Johannes Ev. erblickte sie die römische Kirche glänzend wie eine Sonne. Es strömten Strahlen von ihr aus, die sich über die ganze Welt verbreiteten. Es wurde ihr gesagt, es beziehe sich dies auf die Offenbarung des Johannes, über welche in der Kirche Einzelne Licht empfangen sollen, und dies Licht werde ganz auf die Kirche fallen. (*) Sie hatte ein sehr bestimmtes Bild, konnte es aber nicht aussprechen.
Während der ganzen Festoktav hatte sie fortwährend Bilder von der Kirche, konnte jedoch nur folgende mit einiger Ausführlichkeit erzählen. Den inneren Zusammenhang, in welchem diese Anschauungen zu jenen vom Prophetenberg standen, vermochte sie nicht näher anzugeben; doch läßt sich aus den kurzen Andeutungen wohl entnehmen, daß der Pilger wenigstens Bruchstücke von dem großartigsten Zyklus von Gesichten hier gerettet hat.

„Ich sah die Peterskirche und eine ungeheure Menge Menschen, welche beschäftigt waren, sie niederzureißen; aber auch andere, welche wieder an ihr herstellten. Es zogen sich Linien von handlangenden Arbeitern durch die ganze Welt, und ich wunderte mich über den Zusammenhang. Die Abbrechenden rissen ganze Stücke hinweg, und es waren besonders viele Sektierer und Abtrünnige dabei.

Wie nach Vorschrift und Regel aber rissen Leute ab, welche weiße, mit blauem Band eingefaßte Schürzen mit Taschen trugen und Kellen im Gürtel stecken hatten. (***) Sie hatten sonst Kleider aller Art an, und es waren große und dicke vornehme Leute mit Uniformen und Sternen dabei, welche aber nicht selbst arbeiteten, sondern mit der Kelle nur an den mauern Stellen anzeichneten, wo und wie abgebrochen werden sollte. Zu meinem Entsetzen waren auch katholische Priester dabei. Manchmal aber, wenn sie nicht gleich wußten, wie abbrechen, nahten sie, um sicher zu gehen, einem der Ihrigen, welcher ein großes Buch hatte, als stünde die ganze Art des Baues und Abbruches darin verzeichnet. Und dann zeichneten sie wieder eine Stelle genau mit der Kelle an, die abgerissen werden sollte, und schnell war sie herunter. Diese Leute rissen ganz ruhig und mit Sicherheit ab, aber scheu und heimlich und lauernd.

Den Papst sah ich betend und von falschen Freunden umgeben, die oft das Gegenteil von dem taten, was er anordnete. Ich sah einen kleinen schwarzen, weltlichen Kerl in voller Tätigkeit gegen die Kirche. Während die Kirche auf der einen Seite so abgebrochen wurde, ward auf der andern Seite wieder daran gebaut, aber sehr ohne Nachdruck. Ich sah viele Geistliche, die ich kannte. Der Generalvikar machte mir viel Freude. Er ging, ohne sich stören zu lassen, gerade durch die Abbrechenden durch und ordnete zur Erhaltung oder Herstellung an. Ich sah auch meinen Beichtvater einen großen Stein mit weitem Umweg herbeischleppen. Andere sah ich träge ihr Brevier beten und dazwischen etwa ein Steinchen als große Rarität unter dem Mantel herbeitragen oder andern hinreichen. Sie schienen alle kein Vertrauen, keine Lust, keine Anweisung zu haben und gar nicht zu wissen, um was es sich handle. Es war ein Jammer. Schon war der ganze Vorderteil der Kirche herunter, und nur das Allerheiligste stand noch. Ich war sehr betrübt und dachte immer, wo bleibt denn der Mann, den ich sonst mit rotem Kleide und weißer Fahne rettend auf der Kirche stehen sah?
Da erblickte ich aber eine majestätische Frau über den großen Platz vor der Kirche wandeln. Ihren weiten Mantel hatte sie mit beiden Armen gefasst und schwebte leise in die Höhe. Sie stand auf der Kuppel und breitete weit über den ganzen Raum der Kirche ihren Mantel, der wie vom Golde strahlte. Die Abbrechenden hatten eben ein wenig Ruhe gegeben. Nun wollten sie wieder heran, konnten sich aber auf keine Weise dem Mantelraume nähern. Aber von der andern Seite entstand eine ungeheure Tätigkeit der Aufbauenden. Es kamen ganz alte, krüppelige, vergessene Männer und viele kräftige, junge Leute, Weiber und Kinder, Geistliche und Weltliche, und der Bau war bald wieder ganz hergestellt. Nun sah ich einen neuen Papst mit einer Prozession kommen. Er war jünger und viel strenger als der vorige. (**) Man empfing ihn mit großer Feierlichkeit. Es war, als solle er die Kirche einweihen, aber ich hörte eine Stimme, es brauche keine neue Weihe, das Allerheiligste sei stehen geblieben. Es sollte eben ein doppeltes, großes Kirchenfest sein, ein allgemeines Jubiläum und die Herstellung der Kirche. Ehe der Papst das Fest begann, hatte er schon seine Leute vorbereitet, welche aus den Versammelten ganz ohne Widerspruch eine Menge vornehmer und geringer Geistlichen ausstießen und forttaten. Und ich sah, dass sie mit Grimm und Murren die Versammlung verließen. Und er nahm sich ganz andere Leute in seinen Dienst, geistliche und auch weltliche. Dann begann die große Feierlichkeit in der St. Peterskirche.

Die mit der weißen Schürze arbeiteten immer in der Stille und mit Umsicht, scheu und lauernd, wenn die Andern nicht zusahen.“

aus: K. E. Schmöger CSsR, Das Leben der gottseligen Anna Katharina Emmerich, Zweiter Band, 1873, S. 167-169; Hervorhebungen hinzugefügt

(*) siehe dazu die Beiträge von

(**) Die Päpste, die Anna Katharina Emmerich gesehen hat und auch gesehen haben könnte

Pius VII. Geb. 14. 08. 1742 Pontifikat von 1800-1823 Krönungs-Alter: 58

Leo XII.  Geb. 20. 08. 1760 Pontifikat von 1823-1829 Krönungs-Alter: 63

Pius VIII. Geb. 20. 11. 1761 Pontifikat von 1829-1830 Krönungs-Alter: 68

Gregor XVI. Geb. 18. 09. 1765 Pontifikat von 1831-1846 Krönungs-Alter: 66

Pius IX. Geb. 13. 05. 1792 Pontifikat von 1846-1878 Krönungs-Alter: 54

Leo XIII. Geb. 02. 03. 1810 Pontifikat von 1878-1903 Krönungs-Alter: 68

Pius X. Geb. 02. 06. 1835 Pontifikat von 1903-1914 Krönungs-Alter: 68

(***) siehe die Freimaurer Schürzen mit den Farben weiß und blau