Die Apokalypse des hl. Johannes – Kap. 12, 10-18
Satans letzte Anstrengung gegen die katholische Kirche
10, 11. St. Michael und seine Engel preisen Gott für den Sieg der Kirche, der durch die Macht des kostbaren Blutes erreicht wird, das zur Erlösung des Menschen vergossen wurde. Der Satan ist besiegt gemäß dem Zeugnis Christi, daß die Pforten der Hölle niemals gegen seine Kirche die Oberhand haben werden. (Matth. 16, 18) Der Sieg wurde auch durch den unbesiegbaren Mut der Gläubigen ermöglicht, die nicht zögerten, ihr Leben zur Verteidigung der Kirche zu geben. Es werden Tage großer Verfolgung sein, in denen die Kirche alle Schrecken der frühen Epochen erleiden wird, aber sie wird auch mit der Herrlichkeit unzähliger Märtyrer gekrönt sein.
12, 13. Die Kirche ist aufgerufen, sich über die Niederlage des Drachen und das herrliche Martyrium ihrer Kinder zu freuen; aber wehe der Erde und dem Meer – die ganze Menschheit. Satan erkennt, daß die Zeit seiner Macht kurz ist, und wird nun in letzter Anstrengung gegen die Kirche seinen ganzen Zorn und seine Wut auf die Erde abfeuern. Sein Versuch, sie von innen zu zerstören, ist gescheitert, und er wird versuchen, sie durch Haß und Verfolgung von außen zu vernichten.
14. In dieser neuen Gefahr wird die Kirche die Flügel eines Adlers erhalten, um sie zu verteidigen und an den Zufluchtsort zu bringen, den Gott vorbereitet hat. Die Flügel sind wahrscheinlich zwei Armeen, die zur Verteidigung der Kirche von einer Nation geschickt werden, die treu bleibt. Diese Interpretation scheint durch Vers 16 gerechtfertigt zu sein.
In spiritueller Hinsicht sind die zwei Flügel Glaube und Gebet. Im Glauben und Gebet ihrer Kinder und besonders im kontemplativen Leben religiöser Orden wird die Kirche eine Zuflucht desTrostes finden, die Satan nicht stören kann. Die Verwüstung dieser dreieinhalb Jahre kann mit der der drei Tage nach dem Tod unseres Herrn am Kreuz verglichen werden. Der Glaube und die Gebete Mariens, der heiligen Frauen und der Apostel leisteten den einzigen Trost in diesen Tagen der Qual.
Dieses Kapitel zeigt, daß die Kirche bei zwei verschiedenen Gelegenheiten für dreieinhalb Jahre Zuflucht finden wird; die eine während des inneren Krieges gegen die Kirche und die andere nachdem der Drache vertrieben wurde. Es ist möglich, daß der zweifache Angriff auf die Kirche gleichzeitig durchgeführt wird, wodurch die in Vers 6 erwähnte Zuflucht mit der hier erwähnten übereinstimmt. Der gesamte Kontext scheint jedoch gegen eine solche Interpretation zu sein.
15, 16. Der Drache versucht nun, die Kirche mit einer regelrechten Flut von Trübsalen zu überwältigen, aber eine gläubige Nation oder Nationen (die Erde) kommt zu ihrer Rettung. Dieser Vers beweist, daß der von St. Paul (2. Thess. 2, 3) erwähnte große Aufstand der Nationen nicht universell sein wird. Gott wird mindestens eine Nation zur Verteidigung der Kirche in dieser Stunde erhalten, wenn menschlich gesehen alles hoffnungslos erscheint.
17, 18. Satan erkennt jetzt, daß der Sieg schwierig sein wird. Sein erster Versuch scheiterte kläglich. In diesem zweiten Konflikt müssen neue Taktiken angewandt werden. Er wird nun versuchen, die Gläubigen durch einen falschen Messias, den er in der Person des Antichristen erheben wird, in die Irre zu führen. Dieser neue Gegner soll aus dem Meer entspringen – die Nationen sind bereits feindselig gegen die Kirche – daher tritt Satan am Ufer auf, um den Mann der Sünde, den Sohn des Verderbens, zu rufen. (2. Thess. 2, 3) Es ist ein feierlicher Moment der Angst und der Erwartung dessen, was auf die ganze Welt kommen wird. (Luk. 11, 26) –
aus: Rev. E. Sylvester Berry, Die Apokalypse des heiligen Johannes [The Apocalypse of St. John, Columbus, OH: John W. Winterich, 1921], S. 126-128; mit Imprimatur; eigene Übersetzung