Autorität der päpstlichen Verurteilungen

Freimaurerei

Autorität der päpstlichen Beschlüsse zur Freimaurerei

Für Katholiken sind die päpstlichen Verurteilungen von Geheimgesellschaften endgültig und schlüssig. Aber auch für einen Nichtkatholiken, der die traditionelle Politik des Heiligen Stuhls kennt, die Vorsicht und Mäßigung, die er in seiner Gesetzgebung, besonders der strafrechtlichen, zu üben gewohnt ist, und die Umsicht, die sogar die Umstände der modernen Zeit, und die eifersüchtige Wachsamkeit der Feinde der Kirche die souveränen Päpste in ihren öffentlichen Verlautbarungen zwingen, müssen diese peremptorischen und uneingeschränkten Verurteilungen der Freimaurerei ein sehr auffallendes, wenn nicht gar schlüssiges Argument für ihre wesentliche und fast beispiellose Schlechtigkeit sein. Die Vermutung, daß die Päpste, einer nach dem anderen, im Laufe von fast zwei Jahrhunderten ohne ausreichende Kenntnis des Geistes und der Ziele des Freimaurerordens gehandelt haben, kann nicht aufrechterhalten werden. Dies war eine Angelegenheit, bei der kein Risiko eingegangen werden konnte. Selbst die gewöhnlichste Vorsicht würde die Päpste daran hindern, Anschuldigungen zu machen, die gegen eine so mächtige Körperschaft wie die Freimaurer nicht bewiesen werden konnten.

Außerdem waren die Päpste immer in der Lage, sich die genauesten Informationen zu verschaffen. Sie hatten die umfangreiche freimaurerische Literatur zur Hand und hatten Zugang zu den anderen Informationsquellen, auf die bereits im vorangegangenen Kapitel hingewiesen wurde. Sie verfügten stets über den Rat und die Mitarbeit zahlreicher fähiger und gelehrter Männer, deren Aufgabe es war, solche Fragen eingehend zu untersuchen, und die den Interessen der Kirche und dem Ansehen des Heiligen Stuhls nicht weniger verpflichtet waren als die Päpste selbst. Sie hatten außerdem das Zeugnis vieler Adepten des Handwerks, die die Reihen der verwerflichen Gesellschaft verlassen hatten und in den Schoß der Kirche zurückgekehrt waren. In jüngerer Zeit hatten Päpste wie Leo XIII. und Benedikt XV. außerdem die Geschichte der freimaurerischen Aktivitäten in allen Ländern Europas und Amerikas während der vorangegangenen zweihundert Jahre vor Augen, sowie die unzähligen Zeitungen, Zeitschriften und Magazine, die unter der Schirmherrschaft des Freimaurerordens herausgegeben wurden und aus denen die freimaurerischen Prinzipien und Aktivitäten zu einem großen Teil gelernt werden können.

Daher konnte Leo XIII. vor mehr als vierzig Jahren unter Bezugnahme auf die früheren Verurteilungen wahrheitsgemäß feststellen:

„Was von höchster Bedeutung ist, der Lauf der Ereignisse hat die Klugheit Unserer Vorgänger bewiesen. . . Die Sekte der Freimaurer hat im Laufe von anderthalb Jahrhunderten der Kirche, der Macht der Fürsten und dem öffentlichen Wohl genau den schweren Schaden zugefügt, den Unsere Vorgänger vorausgesagt hatten. Ein solcher Zustand ist erreicht worden, daß es von nun an ernsten Grund zur Furcht gibt, nicht in der Tat für die Kirche – ihre Fundamente sind zu fest, um durch die Bemühungen des Menschen umgestürzt zu werden -, sondern für jene Staaten, in denen die Macht vorherrscht, entweder von der Sekte, von der wir sprechen, oder von anderen Sekten, die ihr nicht unähnlich sind und sich ihr als Jünger und Untergebene anbiedern.“ (1)

(1) Humanum genus, 1884

Diese letzten Worte hätten gut vom Papst gesprochen werden können, wenn es ihm gegeben worden wäre, in die Zukunft zu blicken und den beklagenswerten Verlauf der Ereignisse während der letzten vierzig Jahre in einer Vision zu sehen: den systematischen Krieg gegen die Religion und die christliche Moral in Frankreich, der den endgültigen Ruin dieser großen Nation heraufbeschwört; die anhaltende Mordkampagne der Geheimgesellschaften gegen die katholische Dynastie der Habsburger sowie die Attentate auf das Leben des katholischen Königs von Spanien; die Revolution in Portugal mit all den Schrecken und Exzessen, die sie begleiteten; die Revolutionen in Spanisch-Amerika, in Kuba und auf den Philippinen; die verschiedenen anarchischen Versuche in Spanien selbst, und besonders der anarchische Aufstand in Barcelona (Juli 1909), und die darauf folgende Agitation, die von der freimaurerischen und jüdisch kontrollierten Presse in der ganzen Welt für die Organisation eines internationalen Kulturkampfes entfacht wurde; die furchtbare Tragödie Russlands; der ganze Verlauf der Revolutionen und Verfolgungen in Mexiko mit all ihren begleitenden Schrecken; die Gefahren, die jetzt die geordnete Gesellschaft in so vielen Ländern umgeben; die Irreligion, die Unmoral, der Rassen-Selbstmord, die Scheidung, das Jugendverbrechen, die Zerstörung des häuslichen Lebens; der Geist der Unruhe und Ausschweifung, die jetzt die Quellen des Lebens in der ganzen zivilisierten Welt beeinflussen, die alle zu einem großen Teil direkt oder indirekt auf den Einfluss und die Aktivitäten der gleichen finsteren, aber halb verborgenen Macht zurückzuführen sind, die nach Meinung vieler mit dem in der Heiligen Schrift vorhergesagten Antichristen identifiziert werden soll oder zumindest der Vorbote seines Kommens ist.

Daher können wir auch heute noch die Worte von Leo XIII. wiederholen, die er vor zweiundvierzig Jahren in Bezug auf die Freimaurerei schrieb: „Würden doch alle den Baum nach seinen Früchten beurteilen und den Keim und den Ursprung der Übel, die uns bedrängen, und der Gefahren, die uns drohen, erkennen, damit die Regierungen veranlasst werden, die repressiven Maßnahmen gegen diese Feinde Gottes und der Menschen zu ergreifen, die der Heilige Stuhl so oft und so dringend empfohlen hat.“ (1 Ibid., p. 99.) –
aus: Pater E. Cahill SJ – Freemasonry and the Anti-Christian Movement, 1930, S. 133 – S. 135

siehe auch die Auflistung aller Beiträge über die Freimaurerei: Katholische Beiträge zur Freimaurerei