Die Visionen der Anna Katharina Emmerich
Auch Geistliche am Zerstörungswerk beteiligt
Der Kampf um die Zerstörung der Kirche
März 1820.
„Ich kam auf meinem Wege nach Frankfurt (*) und sah in einem großen Hause, nicht ferne von der großen Kirche, eine Gesellschaft sich versammeln, die Schlechtes beraten will. Ich sah auch geistliche darunter. Es saßen Teufel unter den Stühlen.“ …
(*) Genau zu jener Zeit wurden von geistlichen und weltlichen Abgesandten aus den deutschen Kleinstaaten zum zweiten Male Beratungen aufgenommen, um die Maßregeln zu ersinnen, durch welche die katholische Kirche (in fünf Sprengeln) dem allmählichen Erlöschen entgegen geführt werden sollte.
„Ich kam auf einer Reise wieder nach dem großen Hause. Vor dem Eingang lag der Satan in Gestalt eines Hundes, schwarz mit roten Augen und schlief. Ich stieß ihn mit dem Fuß und sagte: auf Satan, was schläfst du hier! Er sagte: hier kann ich ruhig schlafen. Die drinnen tun meine Arbeit selbst.“
Sie hatte auch ein Bild von den Folgen, welche die Beschlüsse dieser unheiligen Ratsversammlung für die Beratenden selber haben würden.
22. März 1820
Am Mittwoch nach dem Passions-Sonntag, dem 22. März 1820, hatte jene Gesellschaft in Frankfurt ihre erste förmliche Sitzung abgehalten, um zu beratschlagen, wie sie Jesum mit List gefangen setzen und und dem Tode überliefern könnten. Sie sprachen aber: nur nicht am lichten tage, damit der Papst nichts davon merke und uns kein Aufsehen mache! Während sie aber so Rat hielten, war das Auge der Jungfrau nach ihnen gewendet, die nun den Kampf wider sie aufnehmen sollte.
„Ich trage“, sagte sie, „eine ungeheure Last auf der rechten Schulter. Ich habe mir zu viel an Leiden und Genugtuung für andere aufgeladen. Ich erliege schier. Ich erhalte gegenwärtig traurige Bilder vom Zustand der Menschen und besonders der Geistlichkeit (*), daß ich mich dann nicht mehr enthalten kann, mir immer noch mehr aufzuladen. Ich betete, Gott möge doch die Herzen seiner härtesten Feinde bewegen, daß sie diese heiligen Ostern doch ein wenig sich zum Besseren wenden möchten. Ich sagte zu Gott, ich wollte die härtesten aussuchen, die ich kenne; oder wenn Er wisse, welche meiner Leidensarbeit noch mehr bedürften, so solle Er mir für diese die Peinen schicken. Nun fühlte ich mich auf einmal in die Höhe gehoben und es war, als sei ich zwischen Himmel und Erde. Ich schien mir anfangs in einem leuchtenden Schiff, und es durchzogen mich Schauer von ganz feinen, unbeschreiblichen Schmerzen, welche noch nicht aufhören; dabei lag der Druck auf der linken Schulter wachsend auf mir. Wenn ich nieder sah, übersah ich durch einen trüben Flor ganz deutlich die mannigfaltigsten Irrtümer, Irrwege und Sünden der Menschen, und wie ganz dumm und boshaft sie gegen alle Vernunft und Wahrheit handeln. Ich sah Bilder aller Art und sah auch wieder das ganz elende Schiff mit den sehr vortrefflich sich dünkenden und auch von Anderen dafür gehaltenen Menschen auf einem gefährlichen Wasser neben mir vorbei ziehen und erwartete jeden Augenblick dessen Untergang. Ich kannte darunter auch Priester und litt vom Herzen, ihnen zu einiger Erkenntnis zu helfen.“
(*) „Ich sehe“, sprach sie einmal, „so viele Geistliche im Bann, die es gar nicht achten oder nicht wissen scheinen. Und doch sind sie es, da sie in Händel und Verbindungen sich einlassen und an Meinungen halten, auf welchen der Bann steht. Ich sehe solche mit einem Nebel, einer Scheidung umgeben. Da sieht man, wie strenge Gott die Aussprüche, Befehle und Verbote des Kirchenoberhauptes nimmt und in Kraft erhält, wenn auch die Menschen sich nicht darum kümmern, sie leugnen und verspotten.“ (S. 297 – 299)
10. September 1820
„Ich sah die Peterskirche, welche bis an den Chor und den Hauptaltar abgebrochen war. Michael stieg geschnürt und gerüstet in die Kirche nieder und wehrte mit seinem Schwert vielen schlechten Hirten, die in sie eindringen wollten. Er trieb sie in einen dunklen Winkel, da saßen sie nun und schauten sich an. Das Abgebrochene an der Kirche ward in wenigen Augenblicken mit leichtem Flechtwerk wieder zugebaut, daß der Gottesdienst vollkommen gehalten werden konnte. Von außen her aber wurden von Priestern und Laien aus der ganzen Welt die Mauern wieder von Steinen aufgeführt, denn die festen Grundsteine hatten die Abbrechenden nicht erschüttern können.“ (S. 273 – 274)
Auch in der Ferne hatte sie ein Gesicht von einer verwahrlosten Diözese, unter dem Bild einer geschändeten Kirche. „Ich sah das schreckliche Elend, wie in der Kirche gespielt, getrunken, gebuhlt, geschwätzt, kurz alle Gräuelgetrieben wurde. Es war, als sei mitten durch sie eine Kegelbahn angebracht worden. Die Priester ließen Alles gewähren und lasen die hl. Messe sehr unerbietig. Ich sah nur wenige, die noch fromm waren und etwas verstanden. Ich sah auch Juden unter der Kirchentüre stehen. Ich war sehr betrübt. Da legte mein himmlischer Bräutigam mit ein Band um, so wie er selbst damit an die Säule gebunden gewesen, und sagte: so wird die Kirche noch gebunden, so enge wird sie noch geschnürt werden, ehe sie wieder empor kommen kann.“ (S. 275 – 276)
4. Oktober 1820
„… Es war nur noch der Boden und das Hinterteil, das andere war Alles von der geheimen Sekte und den Kirchendienern selbst abgebrochen. Sie trugen die Kirche auf einen anderen Platz, und es war, als säßen mehrere Paläste wie Ährenfelder vor ihnen nieder.“
„Als ich die Peterskirche in ihrem abgebrochenen Zustand sah und wie so viele Geistliche auch an dem Werk der Zerstörung arbeiteten, ohne daß es einer vor dem andern öffentlich wollte getan haben, da empfand ich solche Betrübnis darüber, daß ich heftig zu Jesus schrie, Er solle sich erbarmen.
Und ich sah meinen himmlischen Bräutigam vor mir, wie einen Jüngling. Und er sprach lange zu mir. Er sagte auch, dieses Wegtragen der Kirche bedeute, dass sie scheinbar ganz sinken werde, dass sie aber auf diesen Trägern ruhe und aus ihnen wieder hervorgehen werde; auch wenn nur ein katholischer Christ mehr übrig sei, könne die Kirche wieder siegen, denn sie sei nicht im Verstande und Rate der Menschen gegründet. Er zeigte mir nun, wie es nie an Betern und Leidenden für die Kirche gefehlt. Er zeigte mir alles, was Er für die Kirche gelitten, und wie Er den Verdiensten und Arbeiten der Märtyrer Kraft gegeben und wie Er nochmals Alles leiden würde, so Er noch leiden könnte. Er zeigte mir auch in unzähligen Bildern das ganze elende Treiben der Christen und Geistlichen in immer weiteren und weiteren Kreisen durch die ganze Welt bis zu meiner Heimat und ermahnte mich zu ausharrendem Gebet und Leiden. Es war dieses ein unbeschreiblich großes, trauriges Bild, das nicht auszusprechen ist. Es wurde mir auch gezeigt, dass schier keine Christen im alten Sinne mehr da sind…“ (S. 279) –
aus: K. E. Schmöger CSsR, Das Leben der gottseligen Anna Katharina Emmerich, Zweiter Band, 1873, S. 273 – 299)