Zu sehen ist die Tiara des Papstes, Bischofsstab, Schlüssel und Palmzweige sind hinter der Tiara des Papstes kreuzweise angeordnet

Lehrschreiben der Päpste

Die Kirche ist keusche Braut Christi

Aus: Pius XII. Mystici Corporis – Die Kirche der geheimnisvolle Leib Christi

Wenn man aber in der Kirche einiges wahrnimmt, was die Schwäche unserer menschlichen Natur verrät, so fällt das nicht ihrer rechtlichen Verfassung zur Last, sondern vielmehr der beklagenswerten Neigung der einzelnen zum Bösen. Diese Schwäche duldet ihr göttlicher Stifter, auch in den höheren Gliedern seines Mystischen Leibes, deswegen, damit die Tugend der Herde und der Hirten erprobt werde und in allen die Verdienste des christlichen Glaubens wachsen. Denn, wie oben gesagt, Christus wollte die Sünder aus der von ihm gegründeten Gemeinschaft nicht ausgeschlossen wissen. Wenn also manche Glieder an geistlichen Gebrechen leiden, so ist das kein Grund, unsere Liebe zur Kirche zu vermindern, sondern vielmehr mit ihren Gliedern größeres Mitleid zu haben.

Ohne Fehl erstrahlt unsere verehrungswürdige Mutter in ihren Sakramenten, durch die sie ihre Kinder gebiert und nährt, im Glauben, den sie jederzeit unversehrt bewahrt, in ihren heiligen Gesetzen, durch die sie alle bindet, und in den evangelischen Räten, zu denen sie ermuntert, endlich in den himmlischen Gaben und Charismen, durch die sie in unerschöpflicher Fruchtbarkeit (Cf. Conc. Vat., Sess. III, Const. de fide cath., cap. 3) unabsehbare Scharen von Martyrern, Jungfrauen und Bekennern hervorbringt. Ihr kann man es nicht zum Vorwurf machen, wenn einige ihrer Glieder krank oder wund sind. Sie fleht ja in deren Namen selber täglich Gott an: „Vergib uns unsere Schulden“, und widmet sich ihrer geistlichen Pflege mit mütterlich starkem Herzen unablässig. Wenn Wir also den Ausdruck „Mystischer“ Leib Christi gebrauchen, so liegen schon in der Bedeutung dieses Wortes sehr ernste Lehren für uns. Solche Mahnung klingt an in den Worten des heiligen Leo: „Erkenne, Christ, deine Würde, und der göttlichen Natur einmal teilhaft geworden, kehre nicht durch unwürdiges Betragen zum alten erbärmlichen Zustand zurück! Denke daran, wessen Hauptes und wessen Leibes Glied du bist!“ (Sem., XXI, 3; Migne, P.L. LIV, 192 – 193).

Wir möchten jetzt, Ehrwürdige Brüder, in ganz besonderer Weise über unsere enge Verbindung mit Christus im Leibe der Kirche sprechen. Ist diese – wie mit Recht der heilige Augustinus sagt (Cf. August. Contra Faust., 21, 8: Migne, P.L., XLII, 392.) – etwas Erhabenes, Geheimnisvolles und Göttliches, so wird sie doch oft gerade aus diesem Grund von einigen falsch verstanden und dargestellt. Zunächst ist es klar, dass diese Verbindung mit Christus sehr innig ist. In der Heiligen Schrift wird sie dem Band einer keuschen Ehe, mit der lebensvollen Einheit von Weinstock und Rebzweigen und mit dem Organismus unseres Leibes verglichen (vgl. Eph 5,22f; Joh 15,1- 5; Eph 4,16). Sie wird als so tiefinnerlich dargestellt, dass es nach dem Wort des Völkerapostels: „Er (Christus) ist das Haupt des Leibes, der Kirche“ (Kol 1,18) die uralte, ständig von den Vätern weitergegebene Lehre ist, der göttliche Erlöser bilde zusammen mit Seinem gesellschaftlichen Leibe nur eine einzige Mystische Person, oder, wie Augustinus sagt, „den ganzen Christus“ (Cf. Enarr. in Ps,, XVII, 51 et XC, II, 1: Migne, P.L., XXVI, 154 et XXXVII, 1159). Ja, unser Heiland selbst zögerte nicht, in seinem hohepriesterlichen Gebet diese Vereinigung mit jener wunderbaren Einheit zu vergleichen, durch die der Sohn im Vater ist, der Vater im Sohn (Joh 17,21-23). –
aus: Anton Rohrbasser, Heilslehre der Kirche, Dokumente von Pius IX. bis Pius XII., 1953, S. 501-503

Aus: Pius XI. Mortalium animos – Über die Förderung der wahren Einheit im Glauben

Die mystische Braut Christi ist ja im Laufe der Jahrhunderte niemals befleckt worden, und sie kann nie befleckt werden nach den schönen Worten Cyprians: „Zum Ehebruch lässt sich die Braut Christi nicht führen, sie ist unbefleckt und züchtig. Nur ein Haus kennt sie, die Heiligkeit eines Schlafgemaches bewahrt sie in keuscher Scham“ (Cyprianus, De catholicae Ecclesiae unitate, 6. CV 3, 1, 214. PL 4, 502). Dieser heilige Märtyrer wunderte sich deshalb auch mit Fug und Recht, wie jemand glauben konnte, „diese der göttlichen Festigkeit entstammende und mit himmlischen Geheimnissen eng verbundene Einheit könne bei der Kirche zerrissen und durch den Widerstreit einander widerstrebender Meinungen aufgelöst werden“ [(Cyprianus, loc. cit.)]. –
aus: Anton Rohrbasser, Heilslehre der Kirche, Dokumente von Pius IX. bis Pius XII., 1953, S. 408