Die große Hure oder Babylon

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Die Apokalypse des hl. Johannes – Kap. 17, 1-18

Die große Hure oder Babylon Mutter aller Gräuel

Die große Hure oder Babylon, die Mutter aller Gräuel auf Erden, betrunken vom Blut der Märtyrer wird gerichtet.

1. Und es kam Einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen hatten, und redete mit mir und sprach: Komm, ich will dir die Verurteilung der großen Hure anzeigen, die auf vielen Wassern sitzt,
2. mit welcher die Könige der Erde gehurt haben, und von deren Hurenweine die Bewohner der Erde berauscht worden sind. (1)
3. Und er führte mich im Geiste in eine Wüste. (2) Und ich sah ein Weib sitzen auf einem scharlachroten Tier, welches voll Lästernamen war und sieben Köpfe und zehn Hörner hatte. (3)
4. Das Weib war bekleidet mit Purpur und Scharlach, bedeckt mit Gold, Edelsteinen und Perlen (4): und hatte einen goldenen Becher in ihrer Hand, voll Gräuel und Unreinigkeit ihrer Hurerei. (5)
5. Auf ihrer Stirne stand ein Name geschrieben: Geheimnis, das große Babylon, die Mutter der Hurerei und der Gräuel auf Erden. (6)
6. Und ich sah das Weib betrunken vom Blut der Heiligen und vom Blut der Zeugen Jesu: und ich verwunderte mich sehr, als ich dieselbe sah.
7. Und der Engel sprach zu mir: Warum verwunderst du dich? Ich will dir sagen das Geheimnis des Weibes und des Tieres, welches sie trägt, und sieben Köpfe und zehn Hörner hat. (7)
8. Das Tier, welches du gesehen hast, war und ist nicht, und wird heraus steigen aus dem Abgrund und ins Verderben fahren: und es werden sich verwundern die Bewohner der Erde (deren Namen nicht geschrieben sind im Buche des Lebens von Anbeginn der Welt), wenn sie das Tier sehen, das war, und nicht ist. (8)
9. Und dies ist der Sinn, der Weisheit enthält: Die sieben Köpfe sind sieben Berge, auf welchen das Weib sitzt, und sind auch sieben Könige.
10. Fünf sind gefallen, Einer ist, und ein Anderer ist noch nicht gekommen: und wenn er gekommen, muss er eine kurze Zeit bleiben.
11. Und das Tier, das war, und nicht mehr ist, das ist der achte: es ist aus den Sieben, und geht ins Verderben. (9)
12. Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, sind zehn Könige, die das Reich noch nicht empfangen haben: sie werden aber wie Könige Eine Stunde Macht empfangen nach dem Tiere. (10)
13. Diese haben Eine Absicht, und geben ihre Kraft und Macht dem Tiere. (11)
14. Sie werden mit dem Lamm streiten, aber das Lamm wird sie überwinden; denn es ist der Herr der Herren, der König der Könige, und die mit ihm sind, die Berufenen, die Auserwählten, die Gläubigen. (12)
15. Und er sprach zu mir: Die Wasser, die du gesehen hast, wo die Hure sitzt, sind Völker und Nationen und Sprachen. (13)
16. Und die zehn Hörner, die du sahest auf dem Tiere, diese werden die Hure hassen, und werden sie verwüsten und entblößen, und werden ihr Fleisch fressen, und sie mit Feuer verbrennen (14);
17. denn Gott hat es ihnen in ihr Herz gegeben, zu tun, was ihm gefällt, daß sie ihr Reich dem Tier gäben, bis die Worte Gottes vollendet sind. (15)
18. Und das Weib, das du gesehen hast, ist die große Stadt, welche die Herrschaft hat über die Könige der Erde. (16)
Anmerkungen:

(1) Die auf vielen Wassern sitzende Hure ist die Stadt Rom, die Beherrscherin vieler Völker (Vers 15), wie deutlich aus Vers 3 und 9 hervor geht, wo sie als Hauptstadt des römischen Weltreiches, und auf sieben Hügeln gebaut, vorgestellt ist. Es kann nur die Frage sein, ob darunter Rom vor oder nach dem Falle des heidnischen Reiches, des Heidentums zu verstehen sei. Offenbar das Letztere; denn sie ist schon gedemütigt, sitzt in der Wüste (Vers 3) und von dem heidnischen Reich heißt es eben zu der Zeit, da über sie Gottes Gerichte ergehen, daß es nicht mehr sei (Vers 8). Wir haben uns also in dem Folgenden die Schicksale Roms nach Konstantins des Großen Übertritt zur Christus-Religion zu denken.
(2) Rom befand sich zu dieser Zeit in einer Wüste; denn das heidnische Reich war gefallen, und Konstantin hatte sogar den Sitz der Regierung von Rom nach Konstantinopel (Byzanz) verlegt.
(3) Das Tier ist das heidnische Reich (siehe Kap. 13, 1ff), es ist scharlachrot vom Blut der Märtyrer. Unter dem darauf sitzenden Weibe ist deutlich seine Hauptstadt vorgestellt.
(4) Bild des Reichtums und der Üppigkeit.
(5) Die Stadt kredenzt den Becher der Hurerei, d. i. des Götzendienstes, sie sucht den Götzendienst mit seinen Lastern überall hin zu verbreiten.
(6) d. i. sie trägt den Namen „geheimnisvolles Babylon“, d. i. unter ihr ist nicht das alte Babylon, sondern im geheimnisvollen Sinne eine Stadt verstanden, die ebenso wie einst Babylon die Abgötterei aufs höchste getrieben, und die auserwählten Gottes verfolgt hat – Rom.
(7) Ich will dir offenbaren, was weiter mit Rom und dem heidnischen Reich geschieht.
(8) Das Tier (das heidnische Reich), welches du gesehen hast, ist gewesen, hat eine geraume Zeit in voller Macht bestanden, und ist nicht, besteht in diesem Augenblick so gut wie gar nicht mehr, befindet sich in dem ohnmächtigsten Zustande: aber es wird wieder kommen aus dem Abgrund, d. h. wird sich von seinem tiefen Fall erholen, und mit neuer Macht auftreten, und dann wird es dahin fahren ins Verderben, gänzlich zerstört werden. Darüber werden sich die Reichsgenossen wundern, wenn sie das Tier wieder kommen und so schnell wieder untergehen sehen. Das Griechische hat: wenn sie das Tier sehen, das da sein wird. Unter dem Wiederkommen des Tieres ist zunächst die Regierung des abtrünnigen Kaisers Julian zu verstehen, der, nachdem das Christentum schon Staatsreligion geworden war, davon abfiel, und als der bitterste Feind desselben mit aller Macht das Heidentum wieder einzuführen suchte. Er regierte aber keine vollen zwanzig Monate, und mit seinem Ableben verschwand das Heidentum für immer aus dem römischen Staatsleben. Neben dieser nächsten Beziehung scheinen aber die Worte „und wird herauf steigen aus dem Abgrund“, zugleich das Heidentum der letzten Zeit und den letzten Beförderer desselben, den Antichrist zu verstehen zu geben, der nach einer kurzen Schreckens-Periode mit seinem Anhang von Gott auf ewig vernichtet werden wird.
(9) Sinn der Verse 9-11. Das ist die sinnvolle Bedeutung des Weibes auf dem Tier. Die sieben Köpfe des Tieres bezeichnen ihre sieben Berge, und zugleich sieben ihrer Könige. Von diesen Königen sind fünf schon gefallen. Einer regiert jetzt und ein Anderer wird kommen, und wenn er gekommen, wird er nur kurze Zeit regieren (und dann ins Verderben fahren). Durch die sieben Berge ist deutlich die Sieben-Hügel-Stadt Rom bezeichnet. Siehe Vers 18. Welche sieben Könige, römische Kaiser der Apostel verstehe, das auszumitteln hängt davon ab, zu wissen, in welchen Zeitpunkt er den Einen setze, von dem er sagt, daß er sei, zur Zeit regiere. Die fünf reihen sich nämlich dann als seine unmittelbaren Vorgänger an. Da es ausdrücklich heißt, daß das Tier wie nicht mehr sei (Vers 8) und das Weib in einer Wüste erscheint (Vers 3), so muss der Sechste, der als der damals Regierende bezeichnet wird, jener sein, der nach dem Verfall des heidnischen Reiches, nachdem Konstantin das Christentum angenommen, und ein christliches Reich errichtet hatte, noch heidnischer Cäsar war. Dies ist Licinius, der noch einige Zeit, dem Heidentum getreu mit Konstantin herrschte, bis er von diesem im Jahre 324 n. Chr. Geburt besiegt wurde. Die fünf vorher gehenden Kaiser sind demnach Diokletian, Maximian, Galerius, Maximinus, mit den Zunamen Daja, und Maxentius, welche alle umkamen in den Jahren 311-313, kurz vor dem Verfall des heidnischen Reiches. Es frägt sich nun, welches der siebente sei? Davon heißt es: „- ein Anderer ist noch nicht gekommen.“ Dieser Andere war also zur Zeit, da der Sechste war, noch nicht geboren, wenigstens noch nicht Cäsar, noch nicht zur Regierung bestimmt. Nun waren zur Zeit, da Licinius mit Konstantin herrschte, die drei Söhne des Konstantin – Constantin, Constans und Constantius schon am Leben, und eben darum auch schon künftige Cäsaren, nicht aber Julian, der 369 n. Chr. von den Soldaten zu Paris noch zu Lebzeiten des Constantius zum Kaiser ausgerufen ward. Dieser ist also der Siebente. Er stellte da Heidentum wieder her, regierte aber nicht einmal zwei Jahre, und nahm ein elendes Ende. Ein achter Kaiser wird nicht mehr angegeben, sondern nur das Tier selbst wird so genannt. Ganz der Natur der Sache gemäß! Denn ein heidnischer Kaiser regierte nicht mehr nach Julian, dem Abtrünnigen, wohl aber dauerte das Heidentum, wenn auch nicht als herrschende Macht, aber versteckt noch fort, besteht jetzt, und wird fortdauern bis ans Ende der Welt. Es heißt davon, daß es mit den Sieben ist, d. h. daß es den Charakter der sieben hat, also das Christentum haßt und verfolgt. Immer, zu allen Zeiten gibt es widerchristliche Menschen, und leider lehrt auch die Geschichte, daß selbst die christlichen Reiche oft diesen Charakter annahmen, und die Kirche Gottes nicht schützten, sondern drückten und verfolgten. Aber dieses Heidentum wird ins Verderben gehen, nicht nur werden es von Zeit zu Zeit dieselben Strafen treffen, die über das römische Heidentum ergangen sind (vergleiche 18, 4), zuletzt am Ende der Zeit wird es völlig vernichtet werden, und das Christentum einen vollkommenen Sieg darüber feiern.
(10) Darunter sind die heidnischen Könige zu verstehen, welche sich bald nach Julian der verschiedenen Provinzen des römischen Reiches bemächtigten. Sie sind Hörner an dem Tiere, nicht weil sie dem römischen Reich unterworfen, sondern weil sie Heiden waren. Die Zahl zehn ist eine runde Zahl, und faßt sie überhaupt Alle zusammen. „Sie haben das Reich noch nicht empfangen“, weil sie zu der Zeit, von welcher diese Weissagung handelt, noch nicht bestanden. „Sie haben wie Könige Eine stunde Macht nach dem Tier“, d. h. sie verfolgen die Christen gleich den römischen Königen eine kurze Zeit nach der Verfall des römischen Reiches. So erzählen Augustin und Orosius, daß unter Athanarich, einem heidnischen Gotenkönig, viele Märtyrer ihr Blut vergossen. Das Griechische hat: empfangen mit dem Tiere (d. i. so ferne es noch besteht.)
(11) die Könige waren Eines Sinnes in Befeindung der Kirche Jesu, und haben so mit dem römischen Heidentum gehalten, ihm gleichsam ihre Kraft gegeben.
(12) Wer wider die Christen kämpft, kämpft wider das Lamm (Apg. 9, 4. 5). Das Lamm aber mit den Seinigen siegte. Es überwand sie mit dem Schwert seines Mundes. Diese wilden Völker nahmen das Wort an, aus Rudeln reissender Wölfe wurden Herden sanfter Schafe. Orosius erzählt in der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts, man habe die Kirchen Jesu Christi angefüllt gesehen von Hunnen, Sweven, Wenden, Burgundern und vielen andern Völkern zur Schmach der Römer, welche mitten unter Christen in ihrem Irrtum beharrten.
(13) Die Wasser, die du gesehen (Vers 1) worauf sie sitzt, zeigen an, daß noch viele Völker Eines Sinnes mit ihr sind. Diese Einschaltung steht hier, um zu erklären, wie es nach schon erfolgtem Falle des Heidentums noch Christenverfolger geben könne.
(14) Und seine Könige werden Rom bekriegen, verwüsten, aufs schrecklichste mißhandeln und gänzlich zerstören und verbrennen. Rom wurde im Jahre 410 von Alarich, König der Goten, 455 vom König der Vandalen Genserich, 465 von Odoaker, im Jahre 472 von Ricimer und 547 von Totila eingenommen und verwüstet, folglich in 137 Jahren fünfmal, so daß sie ihren ehemaligen Glanz verloren und allmählich zu einer Wüste herab gesunken ist (siehe Kap. 18, 2). Zur Zeit, als diese barbarischen Völker die Stadt überfielen, war zwar schon eine bedeutende Anzahl Christen darin, aber immer hielt sich noch nebenbei das Heidentum, und erst zwischen dem fünften und sechsten Jahrhundert waren alle heidnischen Tempel zerstört; auch musste die Stadt die alten Sünden büßen.
(15) Denn Gottes Wille war es, im Plan seiner Weltregierung lag es, daß jene Völker eine Zeit lang das Heidentum mit ihrer Macht unterstützten bis nämlich die Beschlüsse Gottes zur Züchtigung Roms vollzogen werden sollten, da gebrauchte er sie als Werkzeuge seiner Strafgerechtigkeit.
(16) Bemerke den Zeitpunkt, in dem Rom in dieser Weissagung aufgefaßt wird; es ist der, da Licinius herrschte (Vers 10), und Rom noch die Beherrscherin vieler Völker war. –
aus: Joseph Franz Allioli, Die Heilige Schrift des alten und neuen Testamentes. Aus der Vulgata, 6. Bd. 1838, S. 478 – S. 481

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