Zeugnis aller allgemeinen Konzilien des Morgen- und Abendlandes für die apostolische Vollmacht des Papstes
VI. Allgemeines Konzil von Konstantinopel III.
Papst Agatho war es, der auf Anhalten des Kaisers Konstantin des Bärtigen dasselbe zusammen berief. Agatho sandte seine Legaten mit dogmatischen Briefen an die Synode, mit dem Verbot: „irgend etwas zu ändern, sondern die Überlieferung des apostolischen Stuhles, so wie sie von den Päpsten gehalten ward, einfach nach dem von Ihm nun bezeichneten Umfang auszusprechen.“
Diese apostolische Kirche, sagt Agatho in seinem Schreiben an den Kaiser, ist niemals vom Weg der Wahrheit in was immer für einen Weg des Irrtums abgewichen. „Haec apostolica Ecclesia nunquam a via veritatis in qualibet erroris parte deflexa est“, dem Ausspruch derselben, als des Fürsten der Apostel, pflichtete immer die ganze Kirche mit all ihren Konzilien bei. „Dies ist die wahre Glaubensregel“, „Haec est verae fidei regula“, an welche die geistige Mutter, die katholische Kirche Christi in günstigen sowohl als widrigen Umständen sich gleich kräftig hält. Und mit Hinweisung auf die Worte des Herrn, Lukas XXII. 31. 32., „Simon Petrus, ich habe für dich gebetet, damit dein Glaube nicht wanke, und du einst stärke deine Brüder“ – fährt Agatho fort:
„Eure kaiserliche Güte bedenke, dass es der Herr ist, dem wir glauben, und der von dem Glauben Petrus verheißen, dass er nicht abnehmen werde, und denselben ermahnt hat, seine Brüder zu stärken, was auch, wie wir alle wohl wissen, die apostolischen Päpste, stets getreulich getan etc. Diese apostolische Richtschnur des orthodoxen Glaubens, die da gegründet ist auf den festen Fels dieser Kirche des Apostelfürsten Petrus, durch dessen Hut sie stets von allem Irrtum frei bleibt, soll demnach die Gesamtzahl der Bischöfe und Priester mit dem ganzen Klerus, und den Völkern einstimmig, um dem Gott der Wahrheit zu gefallen, mit uns nach der Formel der apostolischen Tradition bekennen und verkünden.“
In dem Brief an das Concilium schrieb Agatho: „Er habe seine Legaten an sie gesendet, damit sie ihnen seine Unterweisung, in welcher er ihnen das Bekenntnis seines apostolischen Glaubens ausgesprochen, vortragen, in Betreff dessen es ihnen also nicht gestattet ist, als von etwas noch Ungewissem zu streiten, sondern vielmehr obliege, dasselbe als gewiss und unveränderlich zu bekennen, und einfach dahin zu trachten und zu befehlen, dass eben dasselbe von allen allenthalben gepredigt und gehalten werde.“
Es kommen auch noch viele andere Stellen in diesem Sendschreiben vor, aus denen ersichtlich ist, dass der Papst als Lehrer des Glaubens dem Konzil gegenüber gestanden, und demselben die Richtschnur und Weisung seiner Aussprüche gegeben. Und die Väter des Konzils, weit entfernt darin eine Anmaßung zu erblicken, feierten im Gegenteil mit noch weit stärkeren Ausdrücken die Machtfülle des apostolischen Stuhles und seiner Glaubens-Entscheidungen, als der Papst selbst es getan. So als der Brief Agathos ihnen gelesen ward, riefen sie alle dem Kaiser entgegen: „Der oberste Fürst der Apostel stritt mit uns, denn seinen Nachahmer und Nachfolger auf dessen Stuhl haben wir zum Beschützer gehabt. Es schien Papier und Tinte, und durch Agatho hat Petrus gesprochen.“ „Charta et atramentum videbatur, et per Agathonem Petrus loquebatur.“
Demetrius aber, Bischof von Prusias, rief aus: „Die von unserem heiligsten Vater Agatho, Erzbischof des apostolischen und Hauptsitzes des alten Roms, an uns gerichteten Unterweisungen, nehme ich an und umfasse ich, als vom heil. Geist durch den Mund des heiligen und seligsten Apostelfürsten Petrus diktiert, und durch den Finger des oben genannten seligsten Papstes Agatho geschrieben.“ „Tamquam ex Spiritu Sancto dictatas per os beatissimi Petri Principis apostolorum ex digito beatissimi Papae Agathonis.“
Ja, das ganze Konzil nennt denselben Brief, in der Rede an den Kaiser, von Gott geschrieben. Und in ihrem Brief an Agatho schreibt die Synode also: „Daher überlassen wir Dir, als dem Vorsteher des ersten Stuhles der allgemeinen Kirche, was zu tun sei, der Du auf dem festen Felsen des Glaubens stehst.“ „Itaque tibi – quid gerendum sit relinquimus – stanti supra firmam fidei petram.“ –
Sie erklären sein dogmatisches Schreiben, weil von der höchsten apostolischen Autorität ausgehend, durch göttliche Eingebung geschrieben: „Divinitus praescriptas agnovimus.“
Auch der Kaiser, um die Verbreitung der Entscheidungen des Konzils zu befördern, teilte dieselben seinen Reichsuntertanen durch ein Edikt mit, in welchem er als höchste Norm der Glaubens-Gewissheit nicht das Ansehen des Konzils, sondern des apostolischen Stuhles bezeichnet, indem er von allen den Glaubens-Entscheidungen schließlich sagt: „So bewahrt es unverfälscht der Fels des Glaubens und das Haupt der Apostel; zu diesem Bekenntnis ermahnen wir also euch alle.“ Und an Agatho schreibt er: „Er und alle hätten sein dogmatisches Schreiben wie Petrus in Person mit offenen Armen umfangen, als er bekannte: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Dasselbe Konzil nennt Papst Damasus „fidei adamus“, den Glaubens-Diamant.“ –
aus: F. X. Weninger SJ, Die Unfehlbarkeit des Papstes als Lehrer der Kirche, 1869, S. 163 – S. 167