Lehrschreiben der Päpste
Die Stimme der Päpste zu Keuschheit und Zölibat
Aus: Pius XII. Sollemnis conventus – Ansprache an die Kleriker
Das Ganzopfer des Zölibates
1293 Der Priesterberuf verlangt von euch besondere Opfer. Das größte ist die restlose Hingabe an Christus im Zölibat. Prüft euch selbst! Und sollte sich der eine oder der andere diesem Opfer nicht gewachsen fühlen, dann beschwören wir ihn, das Seminar zu verlassen und sich nach etwas anderem umzusehen, um anderwärts ein ehrbares und gedeihliches Leben zu führen, an statt mit Widerwillen im Heiligtum zu verbleiben, nicht ohne die Gefahr übrigens, ewig verloren zu gehen und der Kirche Schande zu bereiten. Jene aber, die dem Priesterstande bereits angehören oder zum Beitritt entschlossen sind, ermahnen Wir zur großmütigen und vorbehaltlosen Selbsthingabe.
Lasst euch im Opfermut nicht von den zahllosen Gläubigen übertreffen, die heute alles, selbst das bitterste Ungemach geduldig auf sich nehmen zur größeren Ehre Gottes und für den christlichen Glauben. Geht ihnen vielmehr in diesen Kämpfen mit dem guten Beispiel voran und scheut weder Mühe noch Arbeit, um ihnen im Leben und im, Sterben die Gnade Gottes zu bringen.
Aus: Pius X. Haerent animo – Mahnwort an den Klerus
Die Zierde der Keuschheit
1212 Haltet also die Keuschheit, diese auserlesene Zierde unseres Standes, hoch in Ehren und bewahrt sie zeitlebens unversehrt! Ihr Glanz macht den Priester den Engeln ähnlich, sichert ihm die Hochachtung der Gläubigen und verleiht seinem Wirken übernatürliche Segenskraft. Wachsen und ständig erstarken mögen in Euch Ehrfurcht und Gehorsam, die ihr einst jenen feierlich versprochen habt, die der Heilige Geist zu Vorstehern der Kirche bestellt.
Aus: Pius XI. Ad catholici sacerdotii – Rundschreiben über das Priestertum
Angemessenheit des Zölibates
1248 Die höchste Angemessenheit des Zölibates und des Gesetzes, das ihn den Dienern des Altares zur Pflicht macht, wird schließlich auch durch die Erhabenheit selbst oder – nach einem Ausdruck des heiligen Epiphanius – durch die „unglaubliche Ehre und Würde“ des christlichen Priestertums, die Wir schon dargelegt haben, erwiesen. Wenn jemand ein Amt hat, das in gewisser Hinsicht selbst jenes der reinsten Geister überragt, die vor dem Herrn stehen, ist es dann wohl nicht das Richtige, daß er auch möglichst wie ein reiner Geist leben muss? Wer ganz in dem sein muss, was des Herrn ist (Luk. 2, 49; vgl. 1. Kor. 7, 32), muss der dann nicht auch entsprechender Weise von den irdischen Dingen gänzlich, muss sein Wandel nicht immer im Himmel sein? Wenn jemand eifrig in der Sorge um das Heil der Seelen das Werk des Erlösers fortführen soll, ist es dann nicht wohl angemessen, daß er sich freihält von den sorgen um eine eigene Familie, die einen großen Teil seiner Tätigkeit in Anspruch nähme?
Aus: Pius XII. Menti nostrae – Ermahnung über die Förderung der Heiligkeit des Priesterlebens
1333 Das Wirken des Priesters vollzieht sich in der Ordnung jener Dinge, die das übernatürliche Leben betreffen, da er für das Wachstum eben dieses übernatürlichen Lebens zu sorgen und es dem mystischen Leib Christi mitzuteilen hat. Darum muss er allem entsagen, was von dieser Welt ist, um sich nur um das zu kümmern, was des Herrn ist. (1. Kor. 7, 32, 33) Da er also von allen irdischen Sorgen frei sein und sich ganz dem göttlichen Dienst widmen muss, hat die Kirche das Gesetz des Zölibates eingeführt, damit alle immer deutlicher erkennen, daß er ein Diener Gottes und Vater der Seelen ist. Durch den gebotenen Zölibat gibt der Priester keineswegs das Amt der Vaterschaft auf, er steigert es vielmehr ins Unermeßliche, da er nicht für dieses irdische und vergängliche Leben Nachkommenschaft zeugt, sondern für das himmlische und ewige Leben.
Je heller die priesterliche Keuschheit erstrahlt, desto mehr wird der Priester mit Christus zusammen „ein reines, ein heiliges, ein makelloses Opfer“. (Römisches Missale, Canon)
1334 Um aber diese Keuschheit als unschätzbares Gut mit aller Sorgfalt unversehrt bewahren zu können, ist es angezeigt und nützlich, jener Ermahnung des Apostelfürsten zu folgen, die wir täglich im Stundengebet wiederholen: Seid nüchtern und wachsam. (1. Petr. 5, 8)
Ja, wacht, geliebte Söhne, denn eure Keuschheit ist von vielen Gefahren bedroht, sowohl durch den allgemeinen Sittenzerfall, als auch durch die Verlockungen der Laster, die euch heute allzu leicht umlauern, wie endlich durch die große Freiheit im Verkehr zwischen den beiden Geschlechtern, die sogar in die Ausübung des heiligen Amtes einzudringen wagt. Wachet und betet (Mark. 14, 38) und vergeßt nie, daß ihr Gott geweiht seid und nur ihm allein dienen dürft. Selbst die Kleidung, die ihr tragt, erinnert euch daran, daß ihr nicht der Welt, sondern Gott lebt. Bemüht euch daher mit aller Kraft und allem Eifer, daß ihr täglich unter dem mütterlichen Schutz der jungfräulichen Gottesmutter „rein, unbefleckt und keusch seid, wie es Dienern Christi und Spendern der göttlichen Geheimnisse ziemt“. (Römisches Pontificale, Diakonatsweihe)
1393 Wachsame und kluge Sorge muss aufgewendet werden, damit die Rekruten des heiligen Dienstes die Keuschheit hoch schätzen, sie lieben und in ihrem Herzen bewahren; denn an ihr liegt es zum großen Teil, daß sie diesen Lebensstand erwählen und darin verharren. Da diese Tugend im Umgang mit den Menschen zahlreichen Gefährdungen ausgesetzt ist, muss sie im Herzen der Anwärter auf die Priesterwürde schon früh und tief verwurzelt werden. Die Kleriker sollen daher nicht allein in zweckdienlicher Weise belehrt werden über Wesen und Pflichten des priesterlichen Zölibates und der standesgemäßen Keuschheit (Vgl. Cod. jur. Can., c. 132), sondern sie sollen auch vor den Gefahren gewarnt werden, die ihnen diesbezüglich drohen können. Ebenso müssen die Priesteramts-Kandidaten ermahnt werden, schon in ganz jungen Jahren, um den gefahren vorzubeugen, zu jenen Mitteln in der Bekämpfung der Leidenschaften ihre Zuflucht zu nehmen, die ihnen die Lehrmeister des geistlichen Lebens empfehlen. Denn je fester und standhafter die Begierden in Zucht genommen werden, desto größere Fortschritte wird die Seele in den übrigen Tugenden machen, und desto erfolgreicher wird sich ihr priesterliches Wirken gestalten. Erweist es sich bei einem Kleriker, daß er auf diesem Gebiet zum Bösen neigt, und vermag er innert einer angemessenen Probezeit dieser schlimmen Neigung nicht Herr zu werden, muss er unbedingt vor dem Empfang der heiligen Weihen aus dem Seminar entlassen werden. –
aus: Anton Rohrbasser, Heilslehre der Kirche, Dokumente von Pius IX. bis Pius XII., 1953