Gottvater, ein Engel mit dem Flammenschwert zu Eva gewandt, ein anderer Engel mit einem Zweig zu Maria gewandt

P. Joseph Deharbes größere Katechismuserklärung
IV. Von der Übertretung der Gebote oder von der Sünde
§ 2. Von den verschiedenen Gattungen der Sünde
2. Von den sünden wider den Heiligen Geist

Ein verstocktes Herz haben trotz Mahnungen

Als heilsame Ermahnungen sind zunächst alle inneren Erleuchtungen, Anregungen zum Guten und Warnungen vor dem Bösen zu betrachten, wie sie der Hl. Geist durch seine Gnade täglich an unser Herz richtet. Es gehören dahin aber auch die vielfachen äußeren Mahnungen, die er durch den Mund der Priester, der Eltern und Vorgesetzten oder anderer Menschen, auch durch verschieden artige Ereignisse und Vorkommnisse des Lebens, z. B. Krankheiten, plötzliche Todesfälle oder öffentliche Drangsale, Rückkehr zu Gott auffordern, sind Winke des Hl. Geistes. Wer denselben hartnäckig sein Herz verschließt, der verdient, von dem Spender der Gnade, dem hl. Geist, verlassen und den Folgen der eigenen Bosheit anheim gegeben zu werden. Das Ende kann dann selbstverständlich nur zeitliches und ewiges Verderben sein. – Diese Sünde beging Pharao, dessen herz ungeachtet der staunenswerten Wunder und Zeichen, wodurch Gott ihn aufforderte, die Israeliten aus der Knechtschaft zu entlassen, hart und verstockt blieb. (2. Mos. 7)

Ein sehr reicher Kaufmann, welcher ein schlechter Christ war, wohnte im Hafen von Kean. Seit einiger Zeit hatte er seine rechtmäßige Gattin verlassen, um eine andere zu nehmen, mit welcher er zum großen Ärgernis der Christen und selbst der Heiden lebte. Oft hatte ich ihn ermahnt und einige Male wegen des großen Verbrechens, welches er beging, bitter getadelt. Ich hatte ihm mit den Zorne Gottes gedroht. Aber alle meine Ermahnungen und Drohungen blieben fruchtlos. Der Verstockte konnte sich nicht entschließen, jenes unglückselige Weib zu entlassen. Da legte Gott die Hand darein, indem er ihm eine schwere Krankheit schickte. Aber noch war der Sünder starrsinnig genug, ihm zu widerstehen. Als sein Leiden den höchsten Stand erreicht hatte, ließ er mich rufen und sagte, er wolle sich jetzt durch die Beichte mit Gott und der Kirche versöhnen. Ich erklärte ihm entschieden, solange er die Person, welche ihn von Gott getrennt habe, nicht aus dem Hause gewiesen hätte, könne er nicht zu Gott zurückkehren, noch die Lossprechung von seinen Sünden erlangen. Er versprach mir dieses, solange er glaubte, daß er dem Tode nicht entrinnen werde, zögerte aber immer und immer, bis er von seiner Krankheit genesen war und nun Gottes spottete, weil er Gottes nicht mehr zu bedürfen wähnte. Aber jetzt spottete Gott auch seiner. Ein schrecklicher Sturm erhob sich auf dem ganzen Meere und Gebiete von Kochinchina; die Verwüstung war so groß, daß mehrere Schiffe auf der hohen See untergingen und viele Häuser auf dem Festland einstürzten. Allenthalben wurden Personen entweder von den Wogen verschlungen oder unter den Trümmern der Häuser begraben. Durch Gottes Gnade wurde keiner unserer Christen in dieses Unglück verwickelt mit Ausnahme jenes Elenden, der noch in der Genesung begriffen war. Schon glaubte er, der Gefahr entronnen zu sein, weil er sich in eines seiner Häuser hatte tragen lassen; aber Gott wußte ihn zu finden. Das Haus, vom Sturm ohne dies schon gerüttelt, wurde nach einigen Tagen durch einen starken Regen zum Einsturz gebracht. Alle übrigen Bewohner konnten sich noch retten, dieser Unglückliche allein wurde von Gott gleichsam verfolgt, nachdem er dessen Barmherzigkeit lange genug von sich gewiesen hatte: er wurde unter den Trümmern des Hauses verschüttet und seine Seele in die Hölle begraben. Wenigstens war er ohne Sakramente und im Ungehorsam gegen Gott und Kirche gestorben. Das war ein wirksames Beispiel, um alle übrigen durch die Furcht vor einem so augenfälligen Gottesgericht in den Schranken ihrer Pflicht zu erhalten.

Bericht von P. Alexander von Rhodes aus seinen Missionsreisen in Tonking und Kochinchina –
aus: Joseph Deharbes größere Katechismuserklärung, Bd. 2, 1912, S. 361-362; S. 552-553