Gottvater, ein Engel mit dem Flammenschwert zu Eva gewandt, ein anderer Engel mit einem Zweig zu Maria gewandt

P. Joseph Deharbes größere Katechismuserklärung
IV. Von der Übertretung der Gebote oder von der Sünde
§ 2. Von den verschiedenen Gattungen der Sünde
2. Von den sünden wider den Heiligen Geist

In der Unbußfertigkeit vorsätzlich verharren

Dieser Sünde macht sich derjenige schuldig, welcher trotz aller heilsamen Ermahnungen und Warnungen nicht nur tatsächlich in der Sünde verharrt, sondern auch den ausdrücklichen Vorsatz faßt, bis zum Tode darin zu verharren. Bei solchen tritt also zur eben besprochenenVerstocktheit noch der Entschluß hinzu, allzeit verstockt zu leiben. Der Unbußfertige stürzt sich sonach mit offenen Augen in den Abgrund des ewigen Verderbens. So weit kann der Mensch in seiner Bosheit kommen, wenn er anfängt, der Stimme des Hl. Geistes kein Gehör zu schenken. Darum lassen wir uns gesagt sein das Mahnwort des Psalmisten (Ps. 94, 8): „Heute, wenn ihr seine Stimme höret, verhärtet eure Herzen nicht.“ „Einem harten Herzen“, sagt der Geist Gottes selbst, „wird es zuletzt übel ergehen.“ (Sir. 3, 27) „Über einen Mann, welcher Ermahnungen hartnäckig verachtet, kommt plötzliches Verderben, und ihm wird nimmer zu helfen sein.“ (Spr. 29, 1)

Nicht selten ereignet sich der Fall, daß diejenigen, welche in Unbußfertigkeit leben, in Verzweiflung sterben. Ein Mann aus der Stadt Talabera (so erzählt ein Zeitgenosse, der berühmte spanische Prediger Jos. v. Barzia), dessen Leben eine ununterbrochene Kette von Sünden und Ausschweifungen war, erkrankte schwer. Ein tugendhafter Priester, der ihn kannte, besuchte ihn, stellte ihm die Gefahr, worin er sich befand, vor Augen und ermahnte ihn dringend, entweder ihm oder einem andern beliebigen Priester reumütig zu beichten. „Ja, ja, ich will beichten“, erwiderte der Kranke, und als der Beichtvater ihn beschwor, dieses aller notwenigste Geschäft nicht aufzuschieben, bis es zu spät sei, antwortete jener, „Ihnen selbst will ich beichten.“ Der Priester schickte sich demnach an, seine Beichte anzuhören. Der Kranke blieb aber stumm; endlich sprach er in einem Mark und Bein durchdringenden Ton die furchtbaren Worte des Psalms (Ps. 111,10): „Der Sünder wird die Augen öffnen und zürnen.“ Hierauf zog er rasch die Bettdecke über sein Haupt und schwieg still wie zuvor. Voll Besorgnis nahm der eifrige Priester die Decke hinweg und sagte: „Freund, es ist keine Zeit mehr zu verlieren, beichten Sie doch unverzüglich!“ – Ja, ja, ich will beichten“, entgegnete der Unglückliche und setzte jene schreckliche Schriftstelle fort: „Er wird mit den Zähnen knirschen und vergehen.“ Zum zweiten Mal sich zudeckend und zum zweiten Male vom Beichtvater wieder aufgedeckt und zur schleunigen Beichte aufgefordert, sprach er: „Ja, ja, wir wollen beichten“, und vollendete dann mit der Stimme und dem Blick eines Verzweifelnden den angeführten Text der Schrift: „Die Wünsche der Sünder werden zunichte.“ Mit diesen Worten gab er seinen Geist auf. –
aus: Joseph Deharbes größere Katechismuserklärung, Bd. 2, 1912, S. 362; S. 457