Die Kirche Jesu Christi
Was heißt Kirche Jesu Christi?
Kirche heißt: Versammlung oder Gesellschaft.
Erklärung:
Unter dem Wort Kirche versteht man erstens eine Versammlung oder Gesellschaft von Personen, die durch gemeinsame Bande vereinigt sind. Zweitens den Ort, wo der Gottesdienst begangen wird und die Gläubigen sich versammeln, um die wichtigsten Pflichten der Religion zu erfüllen. Wir nehmen Kirche hier im ersten Sinn.
Warum nennt man die Gesellschaft der Christen Kirche Jesu Christi?
Weil sie Jesus Christus zum Gründer hat.
Erklärung.
Kirche Jesu Christi heißt so viel, als die die von Jesus Christus gegründete und gestiftete Kirche. Der Name Jesu Christi reicht hin, um die Herrlichkeit, zu der seine Bekenner bestimmt sind, auszudrücken. – Keinem Menschen, sondern einem Gottmenschen verdankt diese Gesellschaft ihren Ursprung. Jesus Christus ist`s, der sie gegründet, der ihren Grundstein gelegt hat. Deshalb trägt sie seinen Namen und wurde seine Kirche genannt.
Wie hat Jesus Christus seine Kirche gegründet?
Jesus Christus gründete seine Kirche, indem er seine Apostel erwählte und den heiligen Petrus zum Haupt derselben bestellte.
Woher weißt du, daß Jesus Christus den heiligen Petrus zum Haupt der Apostel bestellte?
Weil Jesus Christus zum Petrus sagt: „Du bist Petrus und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen“ (Matth. 16, 18).
Erklärung.
Als Jesus Christus seine Jünger befragt hatte über das, was die Juden und sie selbst von ihm dächten, nahm Simon das Wort und erwiderte: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ – Jesus antwortete: „Selig bist du, Simon, Jonas Sohn, dein Fleisch und Blut hat dir das nicht offenbart, sondern mein Vater, der im Himmel ist. Und ich sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen.“ –
Gleichwie einst der Herr, als er mit Abraham einen Bund schließen und ihn zum Vater der Gläubigen machen wollte, damit begann, Abraham`s Namen zu verändern, so verändert auch Jesus Christus den Namen seines Apostels, als er ihn zum Vater und zum Haupt aller wahrhaft Gläubigen erwählte. Und wie ausdrucksvoll und bezeichnend ist der Name, den er ihm gibt: Du bist Petrus! Das aus dem griechischen stammende Wort Petrus läßt sich im Deutschen durch Felsenmann übersetzen und ist ein aus der Natur entlehnter bildlicher Ausdruck zur Bezeichnung der Stärke und Dauer, der einzigen Materie, die allen Elementen widersteht, der einzigen, die die Gewalt des Sturmes aufhält. Du bist Petrus; der Gottmensch gibt dem Simon, dem Sohn des Jonas, diesen Namen, um anzudeuten, daß er ihn zur Basis und zum Grundstein seiner Kirche bestimme. Vergeblich werden die Mächte der Hölle diesen unerschütterlichen Felsen zu erschüttern suchen: Petrus, zwischen Himmel und Hölle auf der Erde gegenwärtig, öffnet jenen und schließt diese. Es soll daher von nun an sein eigentlicher Name Petrus sein: Du bist Petrus. „Und dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben“, fügt der Erlöser hinzu; „was immer du binden wirst auf Erden, das soll auch im Himmel gebunden sein; und was immer du lösen wirst auf Erden, das soll auch im Himmel gelöst sein.“ Die Schlüssel sind in der heiligen Schrift das Bild und Symbol der höchsten Macht. Also seine ganze Macht übergibt Gott an Petrus, ohne Ausnahme und ohne Einschränkung; er stellt ihn statt seiner hin, um zu binden und zu lösen; er setzt ihn gewissermaßen in alle Rechte ein. Der, welcher von sich sagte: „Alle Macht ist mir gegeben im Himmel und auf der Erde“, vertraut Petrus diese außerordentliche, unermessliche und unendliche Macht an, die bis ans Ende der Zeiten die Stärke und das Heil der Kirche sein soll. –
Endlich, als Jesus Christus nach seiner Auferstehung den heiligen Petrus fragt: „Simon, Sohn des Jonas, liebst du mich mehr als diese?“ antwortet er: „Ja, Herr, du weißt, daß ich dich liebe.“ Worauf Jesus Christus zu ihm spricht: „Weide meine Lämmer.“ Zum zweiten Mal fragte er ihn: „Simon, Sohn des Jonas, liebst du mich?“ Petrus gibt ihm dieselbe Antwort, worauf der Herr spricht: „Weide meine Lämmer.“ Zum dritten Mal fragte Jesus; betrübt, daß sein göttlicher Meister an seiner Liebe zu ihm zu zweifeln scheine, antwortete er: „Herr, du weiß Alles, du weißt, daß ich liebe.“ Und Jesus spricht zu ihm: „Weide meine Schafe.“ –
Könnt ihr noch zweifeln, liebe Kinder, daß der heilige Petrus wirklich vom Herrn zum Hirten der Kirche, und zwar der ganzen Kirche, eingesetzt sei? – Nicht bloß die Lämmer, auch die Schafe, die Kleinen wie die großen, die Väter und die Mütter, sogar die Hirten selbst, soll er weiden; denn alle, die in Beziehung auf die Herde Hirten sind, sind in Beziehung auf den heiligen Petrus doch nur Schafe. Zur Herde Petri gehören folglich alle Christen, sowohl die Diener des Wortes, wie die Gläubigen, die Kleriker und die Laien. Die ganze Welt ist sein Sprengel. Nichts in der Kirche entzieht sich seiner Macht. Kein anderer Apostel hat je solche Vollmachten erhalten, so ausgedehnte und unbeschränkte. Es ist daher gewiß, daß der heilige Petrus ausdrücklich von Jesu Christo zum Haupt und Fürsten der Apostel bestimmt und eingesetzt worden ist.
Was ist also die Kirche Jesu Christi?
Die Kirche Jesu Christi ist die Gemeinschaft aller auf der ganzen Erde lebenden Christen, die unter der Leitung der rechtmäßigen Hirten nur Einen Leib bilden, dessen unsichtbares Haupt Jesus Christus, dessen sichtbares Haupt aber der Papst, sein Statthalter auf Erden, ist.
Erklärung:
Die Kirche ist die Gemeinschaft der Christen etc., d. h. die Gemeinschaft aller derer, die getauft sind und an die von Jesus Christus geoffenbarten Lehren glauben, seine Vorschriften und Gebote erfüllen und den Hirten untertan sind, die er an seiner Statt auf der Erde eingesetzt hat. Alle diese Christen bilden zusammen nur Ein Ganzes, nur einen Leib, dessen unsichtbares Haupt Jesus Christus ist. Wir sehen den göttlichen Erlöser nicht; dennoch ist er´s, der die Kirche schützt und regiert. Der römische Bischof, der Papst, ist sein Stellvertreter, sein Vikar, das sichtbare Haupt der Kirche. Man sieht ihn in Rom, wo er seinen Sitz hat. –
aus: Ambrosius Guillois, Erklärung des Katechismus, Bd. 1, 1848, S. 396 – S. 403