Katholische Dogmatik
Gibt es einen katholischen Gott ?
Die katholische Lehre von der allerheiligsten Dreifaltigkeit
Das hochheilige Geheimnis erschlossen durch Jesus Christus
Die drei göttlichen Personen gaben sich in feierlicher Weise kund, sobald der Heiland sein öffentliches Lehramt antrat. Bei der Taufe Christi öffnete sich der Himmel über ihm, und der Geist Gottes schwebte in Gestalt einer Taube über ihn herab. „Und siehe, eine Stimme erscholl vom Himmel: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe.“ (Matth. 3, 16 und Luk. 3, 21. 22) Da hören wir den Vater in der vom Himmel kommenden Stimme, sehen den Sohn in der Gestalt eines Menschen und den Hl. Geist in der Gestalt einer Taube. Damit begann der Heiland, aber dabei blieb er nicht stehen. Während der drei Jahre seines Lehramtes redete er unzählige Male bald von Gott, seinem Vater, bald von sich, dem Sohne, der eins sei mit dem Vater, bald vom Hl. Geist, dem Geist der Wahrheit, den der Vater und er in die Welt senden würden. Besonders merkwürdig sind die Worte Christi (bei Joh. 14, 16. 17): „Ich will den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Tröster geben… den Geist der Wahrheit“; und an derselben Stelle (V. 26) „Der Tröster, der Hl. Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, derselbe wird euch alles lehren.“ Hier ist offenbar von drei verschiedenen Personen die Rede. Denn unstreitig ist der Vater, der gebeten wird, ein anderer als der Sohn, der bittet, und der Hl. Geist, der gesandt werden soll, wiederum ein anderer. Endlich vor dem Hintritt aus dieser Welt schloß Christus sein göttliches Lehramt mit den ebenso bestimmten als feierlichen Worten: „Gehet hin, lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes.“ (Matth. 28, 19) Hier werden die drei göttlichen Personen klar und bestimmt nebeneinander gestellt; es sind ihrer drei, aber sie sind einander gleich.
Diese göttliche Lehre gepredigt durch die heiligen Apostel
Diese göttliche Lehre haben denn auch die heiligen Apostel dem Auftrag Christi gemäß aller Welt gepredigt. Das ersehen wir noch heute aus ihren Briefen an die christlichen Gemeinden, in denen sie den Gläubigen im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes ihren apostolischen Gruß entbieten und jede der drei Personen unzweideutig als Gott bezeichnen.
Diese göttliche Lehre den heiligen Kirchenvätern von den Aposteln überliefert
Diese Lehre haben die heiligen Kirchenväter von den Aposteln empfangen und einhellig sowohl schriftlich als mündlich überliefert. Wir finden dieselbe schon in den Schriften der nächsten Nachfolger der Apostel, beim hl. Papst Klemens, dem hl. Bischof Ignatius, dem hl. Märtyrer Justinus u.s.f. Ihr begegnen wir in den Kirchenversammlungen der ersten Jahrhundert, und in allen heißt es: So glauben, bekennen und lehren wir, weil unsere Vorfahren, die Nachfolger der Apostel, so geglaubt, bekannt und gelehrt haben. Der hl. Augustinus (Bch. 1 üb. Die Dreieinigkeit K. 4) beteuert, daß er keinen katholischen Schriftsteller gefunden, der über die heiligste Dreifaltigkeit etwas anderes gelehrt habe (als was die katholische Kirche heute noch vorträgt). Und schon der hl. Bischof und Blutzeuge Irenäus (Bch. 1 geg. die Häres. Nr. 10), der nur einige Jahrzehnte später als die Apostel lebte, schreibt: „Die auf dem ganzen Erdkreis bis ans Ende der Erde ausgebreitete Kirche hat sowohl von den Aposteln als von ihren Schülern denselben Glauben empfangen, der da ist an einen Gott, den allmächtigen Vater, und an Jesus Christus, den Sohn Gottes, und an den Hl. Geist.“
Diese göttliche Lehre durch die katholische Kirche stets siegreich verfochten
Diese göttliche Lehre hat endlich die katholische Kirche stets siegreich verfochten. Schon in den ersten Jahrhunderten verdammte sie die Lehre der Sabellianer und Paulianer, welche den unterschied der göttlichen Personen aufhoben; dann die der Arianer, welche die Gottheit des Sohnes, und die der Macedonianer, welche die Gottheit des Hl. Geistes leugneten. Später bekämpfte sie die Lehre der Tritheisten, so genannt, weil sie die Gottheit in drei Götter teilten, und in den letzt verflossenen Jahrhunderten die der Sozinianer und Arminianer, welche dem modernen Rationalismus den Weg bahnten.
Aus dem Gesagten geht gewiß dieses eine hervor: wenn irgend eine Lehre unzweifelhaft von Gott geoffenbart ist, so ist es die Lehre von der heiligsten Dreifaltigkeit. Unser Glaube an dieselbe ruht somit auf felsenfestem Grund, und jeder freiwillige Zweifel in dieser Sache wäre Torheit und Sünde. –
Quelle: P. Joseph Deharbes größere Katechismuserklärung, Bd. 1, 1911, S. 163 – S. 166