Der Schleier der Frauen im Gottesdienst

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Der 1. Brief des heiligen Apostels Paulus an die Korinther 11. Kapitel

Der Schleier der Frauen im öffentlichen Gottesdienst (Vers 2-6)

Paulus (…) seine Maßnahmen zur Sicherung der kirchlichen Zucht und seine Entscheidungen in der christlichen Lehre entsprangen nicht eigenem Gutdünken, sondern ordneten sich in die allgemeinen Überlieferungen der Kirche ein. Nun drohte gerade in Korinth eine Sonderentwicklung vom kirchlichen Brauchtum abzubiegen. Den Leitern der Gemeinde bereitete das ernste Sorge und hatte ein entsprechende Anfrage an Paulus veranlaßt. Gerade Paulus trat in den Missionsgebieten als Vorkämpfer der christlichen Freiheit auf. Er betonte auch mit Nachdruck, dass die im Judentum und Heidentum eingerissene Minderbewertung des personalen Menschentums der Frau in der Lebensgemeinschaft mit Christus aufgehört habe. Mann und Frau stehen als religiöse Persönlichkeiten gleich berechtigt da, sind „einer in Christus“ (Gal. 3, 26 bis 28).

Aus dieser wahren Erlösungs-Botschaft für die Frauenseele hatten jedoch korinthische Frauen ganz verkehrte Folgerungen gezogen. Sie verwechselten die religiöse Freiheit mit Aufhebung von Sitte und Brauch und wollten ihre Gleichstellung mit den Männern dadurch vor aller Welt bekunden, dass sie den allgemein üblichen Schleier ablegen und unverhüllt in den gottesdienstlichen Versammlungen erschienen. Die innere Gleichwertigkeit unterschieden sie nicht von äußerer Gleichartigkeit. Paulus erkannte mit apostolischem Weitblick, dass es sich hier nicht nur um eine örtliche Frage der Frauenmode, sondern um eine Erscheinung handle, die an Grundsätzliches rührte. Darum geht er in seinen Richtlinien von den ganz weiten Gesichtspunkten aus.

Die kirchliche Ordnung, die von den Frauen hier verletzt wird, beruht auf einer von Gott selbst gewollten hierarchischen Stufung. Ordnung erfordert Unterordnung. Wie es für Christus als Mensch keine Demütigung ist, dass er sich Gott unterordnet, in Gott sein Haupt anerkennt, wie es für den Mann keine Unehre ist, Christus als Haupt über sich zu haben, so vergibt die Frau sich nichts, indem sie den Mann als ihr Haupt gelten läßt. Ist doch diese ganze Rangordnung nicht menschlicher Willkür und Herrschsucht entsprungen, sondern beruht auf auf göttlichem Gesetz. Wollte also die christliche Frau ihren Mann nicht als ihr Haupt anerkennen, so fiele sie dadurch aus der Gott gewollten Reihe: Frau – Mann – Christus – Gott heraus.

Wird aber die Frau nicht gerade dadurch, dass als ihr Haupt der Mann, als des Mannes Haupt aber Christus genannt ist, religiös zurück gesetzt? Oft schon ist unsere Stelle so missdeutet worden. Vom inneren Wert der Frau als religiöser Persönlichkeit, von ihrem persönlichen Stehen zu Christus im Gnadenleben, ist aber hier gar nicht die Rede. Als Glied des mystischen Leibes Christi hat die Frau im Reich der Übernatur in Christus unmittelbar ihr Haupt wie der Mann. Sie ist nicht weniger Kind Gottes, nicht zu einer minderen Heiligkeit berufen als der Mann. Paulus spricht hier von der Rangordnung im hierarchisch-rechtlichen Sinn. Wenn irgendwo, dann soll sich diese Rangordnung bekunden, wenn Mann oder Frau öffentlich vor Gott stehen, also beim Beten oder beim gebrauch der prophetischen Redegabe in der gottesdienstlichen Gemeinde-Versammlung. Da es die damalige Sitte forderte, dass ein freier Mann mit unbedecktem Haupt in der Gemeinschaft anderer auftrat, so wäre es eine Verleugnung der christlichen Manneswürde gewesen, wenn ein Mann beim beten oder prophetischen Reden das Haupt verhüllte. Darin läge aber zugleich eine Entehrung Christi, des geistigen Hauptes des Mannes. Als Christ hat ja der Mann keinen andern als Christus über sich.

Umgekehrt bei der Frau. Es war unter Juden und Heiden Sitte, dass eine ehrbare Frau sich nur verschleiert in der Öffentlichkeit zeigte. Ging eine jüdische Frau unbedeckten Hauptes aus, so galt das als etwas so Schandbares, dass ihr Mann sie deshalb ohne Auszahlung der Hochzeits-Verschreibung entlassen durfte. Einer Frau die Kopfbedeckung weg zu nehmen, war eine schwere Beleidigung. Beim Verfahren gegen eine des Ehebruchs verdächtige Frau hatte ihr der Priester vor dem Herrn das Haupt zu entblößen (4. Mos. 5, 18). Noch zur Zeit Tertullians waren jüdische Frauen an ihrem Schleier zu erkennen.

Von der griechisch-römischen Sitte bemerkt Plutarch: „Es ist geziemender, dass die Frauen verhüllt, die Männer dagegen unverhüllt auf der Straße erscheinen.“ Frauen, die unverschleiert gingen, gaben damit zu verstehen, dass sie nicht zu den ehrbaren gerechnet sein wollten. Ehrlose waren zudem am kurz geschorenen Haar zu erkennen. Von unseren germanischen Vorfahren berichtet Tacitus, dass der Mann seiner untreuen Gattin in Gegenwart der Verwandten die Haare abschnitt, sie entblößt aus dem Hause jagte und durchs ganze Dorf peitschte. Indem sich also die korinthischen Christinnen über Sitte und Brauch hinweg setzten und ohne Schleier sich am Gottesdienst beteiligten, stellten sie nicht nur sich selbst in ein höchst fragwürdiges Licht, sondern brachten auch Unehre über ihren Mann, ihr Haupt. Dieser hatte doch ein recht darauf, nicht als Gatte einer ehrlosen Frau zu gelten, d. h. einer Frau, die wie eine Hetäre auftrat.

Mit scharfer Ironie fordert der Apostel die neuerungssüchtigen Frauen auf, doch Ernst zu machen in ihrer Emanzipation und nicht auf halbem Wege stehen zu bleiben. Dass sie den Schleier ablege, ist der erste Schritt zur Gleichstellung mit den Ehrlosen. Da sollen sie gleich den zweiten Schritt tun und sich wie diese das Haar scheren und sich rasieren lassen, um ganz wie die Männer auszusehen. Sie wollen ja um jeden Preis ihre Gleichberechtigung mit dem Mann zeigen und darum keinen Schleier mehr tragen weil ja auch die Männer keinen tragen. Das lange haar läßt sie doch noch als Frauen erkennen. Also fort damit! Paulus weiß, dass die Frauen von Korinth davor zurück schrecken und Bedenken tragen werden, so weit zu gehen. Dann mögen sie also nach Sitte und Brauch den Schleier beibehalten. –
aus: Herders Bibelkommentar, Die Heilige Schrift für das Leben erklärt, Bd. XV, 1937, S. 258 – S. 260

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