Zeugnis der heiligen Schrift für die Unfehlbarkeit des Papstes
Ist die Kirche unerschütterlich, so auch das Fundament
Die erste Stelle der hl. Schrift, auf die wir zur Begründung unserer Thesis hinweisen, ist jene hoch gefeierte Stelle bei Matthäus:
„Selig bist du, Simon Barjona, weil Fleisch und Blut es dir nicht geoffenbart hat, sondern mein Vater, der im Himmel ist; und ich sage dir, du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen; und dir werde ich die Schlüssel des Himmelreichs geben, und was du immer auf Erden gebunden haben wirst, wird auch im Himmel gebunden sein, und was du immer auf Erden gelöst haben wirst, wird auch im Himmel gelöst sein.“ (Matth. 16-17)
Christus verheißt mit diesen Worten seiner Kirche offenbar einen unerschütterlichen Fortbestand, und erklärt Petrus ebenso bestimmt zum Fundament derselben.
Ist nun aber die Kirche unerschütterlich – so ist es auch das Fundament derselben; kann sie nicht fallen, so kann es gewiss auch ebenso wenig das Fundament, auf dem es steht; denn weicht das Fundament eines Gebäudes, so stürzt das ganze Gebäude zusammen.
Das Leben der Kirche ist wesentlich durch den Glauben bedingt und gründet sich auf denselben. Irrt sich die Kirche im Glauben, dann ist sie überwunden. Somit bringt von selbst die Eigenschaft des hl. Petrus als Fundament der Kirche, als welches Christus ihn erklärt, dessen Unfehlbarkeit im Glauben mit sich. Mit andern Worten, der Felsengrund der Kirche, von der Christus spricht, ist der unerschütterliche Glaube Petri. –
Was aber von Petrus als Fundament der Kirche gilt, gilt notwendig auch von seinen Nachfolgern im Primat, wie wir sogleich ausführlicher beweisen wollen. So verstanden denn auch die hl. Väter die angezogenen Worte Christi. Hören wir einige derselben:
„Petrus wird Fels genannt“, schreibt der hl. Gregor von Nazianz, „und die Grundfeste der Kirche ist seinem Glauben anvertraut.“ Petrus Petra vocatur atque Ecclesiae fundamenta fidei suae concredita habet.
Der hl. Ambrosius: „Der Glaube ist also die Grundfeste der Kirche; denn nicht vom Fleisch, sondern von dem Glauben des Petrus ist gesagt worden, daß die Pforten des Todes ihn nicht überwältigen werden.“ Non enim de carne sed de fide Petri dictum est; quia portae mortis ei non praevalebunt.
Der hl. Epiphanius: „Der Apostelfürst Petrus, welcher wie ein fester Fels geworden ist, auf welchen, wie auf eine Grundfeste der Glaube des Herrn sich stützt, und auf welchen die Kirche auf alle Weise gebaut ist.“ Qui quidem solidae Petrae instar nobis extitit – cui velut fundamento Domini fides innititur, supra quam Ecclesia modis omnibus aedificata est.
Der hl. Augustin: „Er hat Petrus einen Felsen genannt, und die Grundfeste der Kirche in diesem Glauben gepriesen.“ Nominavit Petram, et laudavit firmamentum Ecclesiae in ista fide.
„Auf diesen Felsen; er sagte nicht auf Petrus; denn er hat auch nicht auf einen Menschen, sondern auf den Glauben desselben, nämlich des Petrus, gebaut.“ Non dixit super Petrum; neque neim super hominem sed super fidem ejus, scilicet Petri aedificavit. Also der Verfasser er ersten Rede auf das Pfingstfest, unter den Werken des hl. Chrysostomus.
Der hl. Cyrillus von Alexandrien, wenn er eben diese Stelle auslegt: „Ich meine, Christus bezeichnet durch den Felsen nichts anderes als den unerschütterlichen, überaus festen Glauben des Jüngers, auf welchem (Glauben) die Kirche Christi so gegründet und befestigt wurde, daß sie nicht fallen könne, und unbezwingbar den Pforten der Hölle wäre.“ Petram opinor nihil aliud quam inconcussam et firmissimam discipuli fidem vocavit, in qua Ecclisa Christi ita fundata et firmata esset, ut non laberetur et esset inexpugnabilis infernorum portis.
Der hl. Leo schreibt: „So sehr gefiel Jesu diese Erhabenheit des Glaubens, daß er Petrus selig sprechend, demselben zugleich die hehre Festigkeit eines Felsens verlieh, auf welchen gegründet, die Kirche die Pforten der Hölle und die Gesetze des Todes stets überwältigen würde.“ Tantum in hac fidei sublimitate complacuit, ut beatitudinisfelicitatet donatus, sacram immobilis Petrae acciperet firmutatem, super quam fundata Ecclesia, portis inferi et mortis legibus praevaleret.
Daß diese Auslegung auch zu seiner Zeit der gemeinsame Glaube der Kirche war, bezeugt Johannes von Orleans in seinem III. Buch „de cultu imaginum“.
Endlich Cäsarius von Cisterz: „Auf diesen Felsen, das ist, auf die Festigkeit deines Glaubens, von welcher du deinen Zunamen erhältst, werde ich meine Kirche bauen.“ Super hanc Petram, id est super fidei tuae firmitatem, a qua cognominaris, aedificabo Ecclesiam meam.
Die hl. Väter verstanden somit diese Stellen in dem Sinne, der die Wahrheit unserer Thesis unwidersprechbar feststellt, nämlich daß der Primat, den Christus Petrus verlieh, unzertrennbar dessen Unfehlbarkeit nicht nur als Apostel, sondern als Primas der Kirche in sich schloss.
Wir ziehen die zweite Schlussfolge und sagen: „Was von Petrus als Haupt der Kirche gilt, das gilt auch von allen seinen Nachfolgern, als Haupt der Kirche, auf durchaus gleiche Weise; denn wie mit dem hl. Augustin die hl. Väter einhellig bemerken, ‚was Christus Petrus an kirchlicher Gewalt übergeben, hat er ihm nicht für seine Person, sondern für seine Kirche, also auch für seine Nachfolger gegeben.‘ Mit Recht sagt daher Leo der Große serm. 3. de anniv. Assumpt. C. 3. „Es dauert die Ordnung der Wahrheit, und der hl. Petrus, indem er in der empfangenen Festigkeit des Felsens ausharrt, hat die erhaltenen Steuerruder der Kirche nicht verlassen, – seine Gewalt lebt auf seinem Sitz, und sein Ansehen ragt hervor. In der Person meiner Niedrigkeit also soll derjenige geehrt werden, dessen Würde auch in dem unwürdigen Erben nicht geschwächt ist.“
Hunderte von Vätern allgemeiner Konzilien sprachen auf dieselbe Weise ihren Glauben aus, feierten die Glaubenskraft Petri in seinen Nachfolgern, und riefen, wenn Rom entschied, mit den Vätern des vierten und sechsten allgemeinen Conciliums: „Petrus hat durch Leo – durch Agatho geredet“, „Petrus per Leonem locutus est“. „Charta et atramentum videbatur et per Agathonem Petrus loquebatur.“ – Erfüllt von dieser Glaubensüberzeugung konnten die Väter desselben sechsten Conciliums dem Papst schreiben: – „Tibi itaque quid gerendum sit relinquimus, stanti super firmam fidei Petram.“ – „Dir, der du auf dem festen Felsen des Glaubens stehst, überlassen wir die Verfügung über alles.“ Dies war auch ihr Bekenntnis außer den Konzilien.
„Du bist“, schrieb Sergius, Bischof von Cypern, an Papst Theodor, „wie mit Wahrheit das göttliche Wort ausspricht, Petrus, und auf deiner Grundfeste sind die Säulen der Kirche befesteigt.“ Tu es sicut divinum veraciter pronuntiat verbum Petrus, et super fundamentum tuum Ecclesiae columnae firmatatae sunt.
Kräftiger noch äußert sich der hl. Anselm, Bischof von Lucca: „Wenn selbst Patriarchen“, sagt er, „vom Glauben abfallen, so steht doch der Römische auf der Grundfeste desselben Glaubens, wenn gleich bestürmt, wenn gleich erschüttert, dennoch unbeweglich fest; denn Himmel und Erde werden vergehen, der gesagt hat: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen“. „In ejusdem fidei fundamento licet pulsatus licet concussus tamen stetit immobilis. Coelum enim et terra transibunt, verba autem ipsius non transibunt qui ixit: Tu es Petrus etc.“ –
aus: F. X. Weninger SJ, Die Unfehlbarkeit des Papstes als Lehrer der Kirche, 1869, S. 30 – S. 36
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