Der Brief an die Hebräer – Vers 8-13
An die Stelle des Alten Bundes tritt der Neue Bund
6. Nun aber hat er einen um so besseren Priester-Dienst erhalten, je mehr er Mittler eines besseren Bundes ist, der auf besseren Verheißungen beruht. (1)
7. Denn wenn jener Erste nicht mangelhaft gewesen wäre, so würde ja für den Zweiten keine Stelle gesucht worden sein.
8. Denn (2) er tadelt sie und spricht (3): Siehe, es kommen die Tage, spricht der Herr, da ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließe,
9. nicht gemäß dem Bunde, welchen ich mit ihren Vätern schloß am Tage, da ich ihre Hand ergriff, um sie aus dem Lande Ägypten zu führen; denn sie verblieben nicht bei meinem Bunde, und ich achtete ihrer (deshalb) nicht, spricht der Herr (4):
10. sondern dies ist der Bund, den ich mit dem Hause Israel nach diesen Tagen schließen will, spricht der Herr: Ich will meine Gesetze in ihren Sinn legen, und in ihr Herz schreiben; ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein. (5)
11. Da wird Keiner seinen Nächsten, Keiner seinen Bruder lehren, und ihm sagen müssen: Erkenne den Herrn! Denn sie werden mich Alle kennen, vom Kleinsten bis zum Größten unter ihnen;
12. denn gnädig werde ich sein ihren Ungerechtigkeiten, und ihrer Sünden hinfür nicht mehr gedenken. (6)
13. Indem er aber sagt: „einen neuen“, macht er den ersten alt; was aber veraltet ist und hinfällig wird, ist seinem Ende nahe. (7)
Anmerkungen von Allioli:
(1) auf Verheißung der Entsündigung, Heiligung, Beseligung durch den Glauben. Christus hat den neuen Bund, das neue Bündnis des Vaters mit den Menschen vermittelt, zuwege gebracht durch sein Lehren, Leben, Sterben (1. Tim. 2, 5. 6)
(2) Der Apostel zeigt nun, wie Gott wirklich frühe schon seine Absicht kund tat, an die Stelle des Alten Bundes den Neuen treten zu lassen.
(3) Denn indem Gott die Juden tadelt, daß sie dem alten Bündnis nicht treu waren (Jer. 31, 32), verheißt er erbarmungsvoll einen neuen, kräftigeren Bund. S. Jer. 31, 31 ff.
(4) eine bloße Erneuerung desselben würde also auch nicht kräftig genug gewirkt haben. Bemerke: Wenn der alte Bund unvollkommen war, ist er darum nicht zwecklos gewesen. Er hatte in der göttlichen Erziehung des Menschengeschlechtes seinen wohl berechneten Zweck: als aber dieser erreicht war, sollte etwas Anderes an seine Stelle treten.
(5) Der alte Bund, den Gott mit Israel in Ägypten schloß, war ein äußeres Gesetz auf steinernen Tafeln mit vielen äußeren Religions-Vorschriften und Staats-Einrichtungen: der neue Bund sollte ein inneres, durch die Gnade ins Herz geschriebenes Gesetz sein, vermöge welchem man Gott im Geiste und der Wahrheit dient. S. Joh. 4, 23.
(6) Die Belehrung und Überzeugung wird in jener Zeit nicht von den Menschen etwa durch Wissenschaft kommen, sondern unmittelbar von Gott selbst (Isa. 54, 13; Joh. 6, 45), insofern der Glaube eine Gabe Gottes ist. Auch wird dieser so allgemein sein, daß auch die Ungebildetsten in den Geheimnissen des Heiles unterrichtet werden. Diese allgemeine Verbreitung der göttlichen Erkenntnis wird eine Folge der göttlichen Erbarmung (des Opfertodes Jesu Christi) sein.
(7) Da Gott ausdrücklich das kommende Bündnis ein neues nennt, so wird das vorige dadurch als veraltet, abgeschafft erklärt. –
aus: Joseph Franz Allioli, Die Heilige Schrift des alten und neuen Testamentes. Aus der Vulgata, 6. Bd. 1838, S. 342 – S. 343