Lehrschreiben der Päpste

Vatikanisches Konzil und ordentliches Lehramt – Teil 1

Die Zustimmung zu den Lehren der Enzykliken ist erforderlich

Trotz der unterschiedlichen Ansichten über die Existenz der unfehlbaren päpstlichen Lehre in den Enzykliken gibt es einen Punkt, in dem sich alle Theologen offensichtlich einig sind. Sie alle sind überzeugt, dass alle Katholiken im Gewissen verpflichtet sind, den Doktrinen, die der Heilige Vater lehrt, wenn er zur Weltkirche Gottes auf Erden spricht, ohne sein von Gott gegebenes Charisma der Unfehlbarkeit anzuwenden, eine endgültige innere religiöse Zustimmung zu geben. Ausgehend von der Frage, ob eine einzelne Enzyklika oder eine Gruppe von Enzykliken eine spezifisch unfehlbare Lehre enthalten kann, sind sich alle Theologen einig, dass diese religiöse Zustimmung mit den Lehren übereinstimmen muss, die der Papst in diesen Dokumenten aufnimmt. Diese Zustimmung ist, wie Lercher festgestellt hat, erforderlich, bis die Kirche es vorziehen könnte, die zuvor vorgelegte Lehre zu ändern, oder bis verhältnismäßig schwerwiegende Gründe für den Verzicht auf die in einem päpstlichen Dokument enthaltenen nicht unfehlbaren Lehre auftauchen. [59] Es versteht sich von selbst, dass jeder Grund, der die Aufgabe einer in einer päpstlichen Erklärung eingenommenen Position rechtfertigen würde, sehr ernst sein müsste.

Es ist jedoch durchaus verständlich, dass die Pflicht des Katholiken, die in den Enzykliken vermittelten Lehren anzunehmen, auch wenn der Heilige Vater solche Lehren nicht als Teil seines unfehlbaren Lehramtes vorlegt, nicht nur auf der Dikta der Theologen beruht. Die Autorität, die diese Verpflichtung auferlegt, ist die des römische Pontifex selbst. Der Verantwortung des Heiligen Vaters, für die Schafe aus der Herde Christi zu sorgen, entspricht seitens der Mitglieder der Kirche die grundlegende Verpflichtung, seinen Anweisungen sowohl in Lehr- als auch in Disziplinar-Angelegenheiten zu folgen. Auf diesem Gebiet hat Gott dem Heiligen Vater eine Art Unfehlbarkeit gegeben, die sich vom Charisma der doktrinellen Unfehlbarkeit im engeren Sinne unterscheidet. Er hat die Kirche so aufgebaut und angeordnet, dass diejenigen, die den Anweisungen folgen, die dem gesamten Reich Gottes auf Erden gegeben wurden, niemals in die Lage versetzt werden, sich selbst durch diesen Gehorsam spirituell zu ruinieren. Unser Herr wohnt in seiner Kirche so, dass diejenigen, die den disziplinarischen und doktrinellen Richtlinien dieser Gesellschaft gehorchen, niemals Gott missfallen können durch ihre Befolgung der Lehren und Gebote, die der universalen streitenden Kirche gegeben wurden. Daher kann es keinen triftigen Grund geben, auch die nicht unfehlbare Lehrautorität des Stellvertreters Christi auf Erden abzulehnen.

Anmerkungen:

 59. Vgl. Lercher, op. cit ., p. 520. –
Von Pater Joseph Clifford Fenton
Auszug aus: American Ecclesiastical Review, Vol. CXXI, August 1949.

übersetzt aus dem englischen Original:
http://www.catholicapologetics.info/apologetics/protestantism/piutreatise.htm

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