Päpstliches Lehramt

Papst Pius IX. über die Freimaurerei –

Aus dem Schreiben an den Erzbischof von Paris v. 6. Oktober 1865

Außerdem können Wir es nicht unterlassen, Dir noch andere Bemerkungen zu machen, die sicher auch von großer Bedeutung sind.

In der Tat, Ehrwürdiger Bruder, Wir können nicht verbergen, wie außerordentlich Unser Schmerz und Unser Erstaunen gewesen, als Wir erfahren haben, daß Du dem Leichenbegängnis des Marschalls Magnan, Großmeisters des Freimaurer-Ordens vorgestanden, während die maurerischen Abzeichen an dem Katafalk angebracht waren, und die mit denselben Abzeichen versehenen Mitglieder der verurteilten Sekte denselben umgaben.

In dem Briefe, den Du an Uns gerichtet, und der vom 1. August dieses Jahres datiert ist, behauptest Du, daß diese Abzeichen weder von Dir noch von Deiner Geistlichkeit gesehen worden; mit einem Worte, Dir in keinerlei Weise bekannt gewesen seien; aber, Ehrwürdiger Bruder, Du wußtest sehr wohl, daß der Verstorbene während seines Lebens das Unglück gehabt, das Amt dieser verbotenen Sekte, gewöhnlich Grand-Orient genannt, zu bekleiden; folglich konntest Du leicht voraussehen, daß die Mitglieder dieser Sekte den Beerdigungs-Feierlichkeiten beiwohnen, und daß dieselben sich beeilen würden, mit ihren Abzeichen zu paradieren.

Deshalb hättest Du in Deinem Gewissen diese Erwägungen reiflich überlegen und Dich vor diesen Beerdigungs-Feierlichkeiten in Acht nehmen sollen. Durch Deine Nichtanwesenheit und Nichtteilnahme wäre das Erstaunen und das Ärgernis vermieden worden, welches bei allen Katholiken durch Deine Beteiligung an dem Begräbnis mit Recht erregt worden ist.

Du weißt wohl, daß die freimaurerischen und andere ungehörigen Gesellschaften, durch die römischen Bischöfe, Unsere Vorgänger und durch Uns selbst verdammt wurden; daß selbst sehr schwere Strafen gegen dieselben ausgesprochen sind. (Unsere Enzyklika v. 9. November 1846 und an anderen Stellen.)

Diese gottlosen Sekten verschiedenen Namens verbunden unter einander durch die gleiche Schuld ihrer unheilvollen verbrecherischen Absichten, glühend von dem schwärzesten Hasse gegen Unsere heilige Religion und den apostolischen Stuhl, bemühen sich so sowohl durch verpestete Schriften, welche sie überall verbreiten, als durch verbrecherische Hantierungen und mancherlei teuflische Künste, überall die Sitten und den Geist zu verderben, jeden Begriff von Ehrlichkeit, Wahrheit und Gerechtigkeit zu vertilgen, an allen Orten ungeheuerliche Meinungen auszustreuen, die abscheulichsten Laster und die unerhörtesten Ruchlosigkeiten zu üben und zu verbreiten, die Herrschaft jeglicher rechtmäßigen Autorität zu erschüttern, die katholische Kirche, womöglich ebenso wie jede weltliche Gesellschaft umzustürzen und Gott selbst aus dem Himmel zu vertreiben.

Quelle: Offizielle Aktenstücke zu dem von Sr. Heiligkeit dem Papst Pius IX. nach Rom berufenen Oekumenischen Concil, Bd. 1, 1869, S. 113 – S. 114

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