Der 1. Brief des heiligen Apostels Paulus an Timotheus 4. Kapitel
1. Brief an die Korinther Kap. 4, Vers 1-6 Die eine falsche Enthaltsamkeit lehren
So anerkannt erhaben aber die christliche Lehre ist, so wird sie doch nicht immer rein bewahrt werden; denn von der letzten Zeit verkündet der heilige Geist, dass Irrlehrer aufstehen werden, welche vom Glauben abfallen, und eine falsche Enthaltsamkeit lehren. Predige du dagegen, dass Alles durch Gottes Wort und Gebet geheiligt wird, und überlasse dich nicht fabelhaften Lehren. Übe dich vielmehr in der Gottseligkeit, und lebe ganz für deinen Beruf.
1. Der Geist aber sagt deutlich (1), dass in den letzten Zeiten (2) Einige vom Glauben abfallen, und irreführenden Geistern und Teufelslehren Gehör geben werden: 2. Tim. 3, 1; 2. Petr. 3, 3; Jud. 18.
2. die mit Scheinheiligkeit Lügen reden, gebrandmarkt in ihrem eigenen Gewissen (3):
3. die verbieten zu heiraten, und Speisen zu genießen, welche Gott geschaffen hat, dass sie mit Danksagung genossen werden von den Gläubigen, und von denen (4), welche die Wahrheit erkannt haben;
4. denn Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts verwerflich, was mit Danksagung genossen wird (5);
5. denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und das Gebet (6).
6. Wenn du dieses den Brüdern vorträgst (7), so wirst du ein guter Diener Jesu Christi sein, genährt mit den Worten des Glaubens und der guten Lehre, welche du erlangst hast. (8)
Anmerkungen:
(1) durch mich und andere Propheten (1. Kor. 7, 40: 12, 28).
(2) in der jetzigen Zeit des erschienenden Heilandes. Diese heißt als die letzte Entwicklungs-Periode des göttlichen Reiches auf Erden auch die letzte Zeit (1. Kor. 10, 11).
(3) Sie geben sich mit ihren Lügen den Schein, wahre Lehrer zu sein; aber ihr eigenes Gewissen straft sie Lügen, stempelt sie zu Lügnern.
(4) Nämlich von denen etc.
(5) Der Apostel hat hier (Vers 3, 4) jene Irrlehrer im Augen, welche manche Speisen und Genüsse an sich für schädlich und sündhaft hielten, und die unsinnigsten körperlichen Abtötungen und Entbehrungen über sich nahmen, um sich mit den Engeln in Verbindung zu setzen, und von ihnen Offenbarungen zu erhalten. S. Kol. 2, 18. 21. Auch in der Folgezeit traten derlei Irrlehrer auf, unter denen sich besonders die Enkratiten, welche die Ehe, und die Manichäer auszeichneten, welche den Genuss des Fleisches und Weines für sündhaft, Beide für ein Erzeugnis des Satans hielten. Hüte dich wohl, die Lästerung nachzusprechen, als handle die katholische Kirche ebenso wie diese Irrlehrer, wenn sie nur die Ehelosen zu den höheren Kirchenämtern zuläßt, und wenn sie an gewissen Tagen den Genuss der Fleischspeisen untersagt. Die Kirche hält die Ehe nicht für sündhaft, vielmehr für heilig, und sie gebietet die Ehelosigkeit nicht, sondern erklärt nur, dass sie keine Andern in den höheren Kirchendienst aufnehmen könne, als solche, welche sich selber um des Himmelreiches willen verschnitten, die Ehelosigkeit freiwillig übernommen haben. Sie untersagt auch nicht darum den Genuss des Fleisches an gewissen Tagen, weil sie das Fleisch an und für sich für unrein, sündhaft hält: sondern weil sie einen üppig genährten Körper nicht für sehr tauglich zu den geistlichen Übungen an Buß- und Trauertagen, und es zum heil unserer Seele überhaupt für zuträglich hält, wenn wie uns manchmal etwas Angenehmes versagen, und unseren Eigenwillen zum Opfer bringen. Die Kirche ist hierin mit dem Arzt zu vergleichen. Wie dieser manche Speisen und Genüsse nur darum untersagt, weil die Entbehrung in der Krankheit zur Erlangung der Gesundheit beiträgt, so untersagt auch die Kirche jene Speisen nur darum, weil es heilsam ist, die Seele im Gehorsam zu üben, und dem Körper das zu entziehen, was seine sinnliche Begierlichkeit nährt und reizt. Glaube ja nicht, sagt der heilige Augustin, dass die Diener Gottes sich darum das Fleisch versagen, weil sie es für unrein halten, sondern sie enthalten sich von der kräftigeren Nahrung, um den Körper in Zucht und Unterwürfigkeit zu erhalten.
(6) Denn jede Speise wird als etwas Gott Zugehöriges, heiliges erklärt durch das Wort, das Gott sprach, als er dem Menschen die Nahrung anwies (1. Mos. 1, 29: 9, 3), und durch das Tischgebet, das bei dem Genuss derselben verrichtet wird. Das Tischgebet ist also eine apostolische Vorschrift, aber wie wenig wird sie beachtet! Fast ist nur mehr der gemeine Mann dankbar für seine kärgliche Speise; der Reiche und Vornehme setzt sich ohne Aufblick zum Himmel zu seinen vollen Schüsseln und geht auch so wieder davon.
(7) Wenn du vor diesen Irrlehrern warnst, und ihrer falschen Lehre die wahre entgegen setzest.
(8) Ein Diener Jesu, bei dem die erlangte echte Lehre in Saft und Blut übergegangen ist. –
aus: Joseph Franz Allioli, Die Heilige Schrift des alten und neuen Testamentes. Aus der Vulgata, 6. Bd. 1838, S. 287 – S. 288