Der 1. Brief des heiligen Apostels Paulus an Timotheus 2. Kapitel
Ermahnungen des Apostels Paulus an die Männer und Frauen
In den öffentlichen Versammlungen betet für alle Menschen, besonders für die Obrigkeiten, damit sie euch in Ruhe lassen und selbst zum Heile gelangen; denn Gott will, dass alle Menschen selig werden, da Ein Gott und Ein Mittler für Alle ist, und ich auch zur Verkündigung des Heiles für Alle zum Heidenapostel bestimmt worden bin. Das Gebet sollen die Männer mit aufgehobenen, reinen Händen in Liebe verrichten, und die Weiber dabei in sittsamer Kleidung erscheinen. In stiller Untergebenheit sollen diese in den Versammlungen hören und lernen, aber nicht lehren, wodurch sie sich über die Männer erheben würden; denn Adam ward vor Eva erschaffen, und nicht Adam sondern Eva ward überlistet: sie können aber durch Kinder gebären selig werden, wenn sie gute Christinnen bleiben, und ihre Kinder in der Furcht Gottes erziehen.
1. Darum (1) ermahne ich vor allen Dingen (2), dass Bitten, Gebete, Fürbitten, Danksagungen geschehen für alle Menschen (3),
2. für Könige und für alle Obrigkeiten, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit (4).
3. Denn dieses ist gut und wohlgefällig vor Gott, unserm Heiland,
4. welcher will, dass alle Menschen selig werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen (5).
5. Denn ein Gott ist, und Ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus,
6. der sich selbst zum Lösegeld für Alle hingegeben hat (6), als Zeugnis zu seiner Zeit (7),
7. wozu ich als Prediger und Apostel eingesetzt bin (ich rede die Wahrheit, ich lüge nicht), als Lehrer der Heiden in Glaube und Wahrheit (8).
8. Ich will demnach (9), dass die Männer an allen Orten beten, und reine Hände aufheben, ohne Zorn und Streitsucht. (10)
9. Desgleichen sollen sich auch die Weiber in anständiger Kleidung mit Schamhaftigkeit und Sittsamkeit schmücken, nicht mit geflochtenen Haaren, oder Gold oder Perlen oder kostbarem Gewand (11): 1. Petr. 3, 3.
10. sondern, was sich ziemt für Weiber, die Gottesfurcht an den Tag geben, durch gute Werke.
11. Das Weib soll sich stille halten (12), und lernen mit aller Untertänigkeit (13):
12. zu lehren aber gestatte ich dem Weibe nicht, noch sich zu erheben über den Mann, sondern sie soll sich stille halten (14); 1. Kor. 14, 34.
13. denn Adam wurde zuerst geschaffen, darnach Eva (15):
14. und Adam ward nicht verführt (16), das Weib aber ward verführt und fiel in Übertretung (17).
15. Sie wird aber selig werden durch Kindergebären, wenn sie im Glauben und in Liebe und Heiligung und Sittsamkeit verharrt (18).
Anmerkungen:
(1) Dies geht wahrscheinlich auf Vers 15 des vorigen Kap. zurück. Darum weil Christus gekommen ist, alle Sünder, alle Menschen selig zu machen, ermahne ich dich, als Bischof deiner Gemeinde die Anordnung zu treffen, dass in den öffentlichen Versammlungen für alle Menschen gebetet werde (Chrys.). Vers 4 bestätigt diese Erklärung. Man könnte „darum“ auch auf die Liebe (k. 1, 5 u. 18) beziehen, die bei Allen bezweckt werden soll. Darum weil die Liebe erzielt werden soll, sollt ihr in Liebe für Alle beten. Dass hier von Gebeten in öffentlichen Versammlungen die Rede sei, erhellt deutlich aus V. 8, 9ff.
(2) Vorzüglich.
(3) Das Wort Fürbitten scheint eine Erklärung der ersteren zwei Worte zu sein. Danksagungen sind Dankgebete für empfangene Wohltaten.
(4) Dass Gott sie zum Guten leite, damit wir, statt von ihnen verfolgt zu werden, vielmehr ein ruhiges, stilles Leben führen können, das allein der Gottseligkeit und Übung christlicher Tugenden gewidmet ist.
(5) Dieses Gebet für die Obrigkeiten, dass Gott sie zum Glauben leiten wolle, ist Gott angenehm; denn er will, dass alle Menschen zur Erkenntnis der christlichen Lehre gelangen, und gerettet werden.
(6) Gott will alle selig haben; denn Alle haben Einen und denselben Mittler, der in die Mitte zwischen den beleidigten Gott und alle sündigen Menschen getreten ist, und an sich die Sünden Aller strafen ließ, um Alle loszukaufen von der ewigen Verdammnis, die sie durch ihre Sünden verdient hatten, und dieser Mittler ist der Mensch Christus Jesus. Er heißt hier vorzugsweise Mensch, um anzuzeigen, dass sein Erlösungswerk der ganzen Menschheit angehöre, und weil er dieses, nur so ferne er die Menschheit annahm, vollbringen konnte.
(7) Der durch sich selbst, durch seinen Kreuzestod bezeugt hat zu seiner Zeit, dass die Weissagungen der Propheten von dem Versöhnungstod des Messias in Erfüllung gegangen sind.
(8) Dieses Zeugnis kund zu machen, das Zeugnis, dass Christus für Alle Schuld und Strafe auf sich genommen, bin ich zum Prediger und Apostel von Gott bestellt worden, zum Lehrer des wahren echten Glaubens auch für die Heiden. – Paulus spricht von seinem Beruf zum Heidenapostel, um dadurch noch anschaulicher zu machen, dass Alle zum Heil berufen seien. Darum setzte er auch die Beteuerung bei: Ich rede die Wahrheit etc.
(9) rücksichtlich jener öffentlichen Gebete für alle Menschen (V. 1.2).
(10) Ich will, dass die Männer an allen kirchlichen Versammlungs-Orten in andächtiger Gebärdung, in reiner, Gott gefälliger Gemütsbeschaffenheit, in liebreicher Gesinnung, mit Fernhaltung alles Zornes über Andere und der daraus herrührenden Streitsucht beten. – In der ansehnlichen Gemeinde zu Ephesus gab es wahrscheinlich, wie zu Jerusalem (Apostelg. 2, 46: 8, 3), mehrere Versammlungs-Häuser zum öffentlichen Gottesdienst. Der Apostel scheint diese Vorschrift zu geben, weil die Männer nicht in allen Versammlungs-Orten mit der gehörigen Andacht dem Gottesdienst beiwohnten. Einige mögen mit Groll im Herzen dabei erschienen sein, und Streitreden selbst am heiligen Ort gewechselt haben. Auch zu den folgenden Bemerkungen scheinen Unordnungen Veranlassung gegeben zu haben.
(11) Kommst du, spricht der heilige Chrysostomus, als eine Putzdecke in die Kirche, um zu tanzen? Suchst du hier Hochzeits- oder andere sinnliche Freuden? Bist du gekommen, dich zur Schau auszustellen? Dazu ist nichts das Gewand einer Bittenden. Du bist gekommen, Gott um Verzeihung für deine Sünden anzuflehen, wie kannst du dich auf ausgelassene Weise schmücken?
(12) Statt zu schwätzen und sich zu unterhalten in der Kirche.
(13) Als untergeben dem Mann lerne sie von dem Mann.
(14) Lehren, was ein Sich-Erheben über den Mann wäre, gestatte ich dem Weib nicht: in der Kirche soll sie schweigen. In den Verordnungen der Apostel liest man: Wir gestatten nicht, dass Frauen lehren in der Kirche, sondern sie sollen beten und den Lehrern zuhören. Denn auch selbst unser Lehrer und Herr Jesus Christus hat, da er uns, die zwölf aussandte, das Volk und die Heiden zu bekehren, nirgends Frauen ausgesandt zur Predigt, obwohl er das hätte können; denn es waren bei uns die Mutter des Herrn und seine weiblichen Verwandten.
(15) Dem Mann gebührt der Vorzug, weil er vor dem Weib geschaffen, und wie der Apostel 1. Kor. 11, 8 bemerkt, das Weib von dem Mann genommen ward. – Das Weib hat Alles, selbst ihr Dasein von dem Mann; es soll darum auch die Lehre von ihm nehmen.
(16) d. h. überlistet, betrogen.
(17) Adam fiel nicht in die Sünde, weil er betrogen, überlistet ward, sondern das Weib (1. Mos. 3, 6): Adam ließ sich nur aus Liebe zu dem Weib, die Gott ihm zur Gehilfin gegeben, zur Sünde verleiten. Eben darum weil das Weib so überlistet, getäuscht werden kann, taugt sie nicht zur Lehrerin der Wahrheit. Einmal, sagt der heilige Chrysostomus, hat das Weib übel gelehrt, und den Mann und Alles ins Verderben gestürzt: darum soll sie nicht fürder lehren, sondern schweigen, und vom Mann lernen, gut zu reden und zu handeln.
(18) Denn dann wird sie ihre Kinder nicht bloß leiblich, sondern auch geistig gebären, d. i. christlich erziehen, wenigstens all ihr Möglichstes tun, um sie im Guten zu erhalten. Nachdem der Apostel dem Weib öffentlich zu lehren verboten, entschädigt er sie dadurch, dass er ihr das Wort für ihre Kinder läßt, sie christlich zu erziehen. Der schönste Beruf der Frauen ist, Kinder nicht nur für die Welt zu gebären, sondern auch für Gott zu erziehen: das soll ihre vorzüglichste Beschäftigung sein. Im Griech.: Kinder gebären, wenn sie (die Kinder) im Glauben… verharren, d. h. wenn die Mutter das Ihrige treulich anwendet, dass ihre Kinder im Guten verharren. –
aus: Joseph Franz Allioli, Die Heilige Schrift des alten und neuen Testamentes. Aus der Vulgata, 6. Bd. 1838, S. 281 – S. 283