Antichrist und Neue Kirche
Teilhard de Chardin
Teilhard blieb deshalb in der Kirche, weil er, wie er an einen Priester-Apostaten schrieb, glaubte, dass er innerhalb der Kirche seine Ideen besser propagieren könne.
Sein Ziel war eine Umfunktionierung des Christentums. „Manchmal erschrecke ich ein wenig, wenn ich an die Umformung denke, der ich mein Denken unterziehen muss…“
Teilhard war sich bewusst, dass er innerlich mit seiner Kirche gebrochen hatte: „Rom und ich“ – eine kühne Parallelstellung – „haben zwei verschiedene Konzeptionen der Welt.“ (aus: Albert Drexel, Ein neuer Prophet?)
Teilhard ein neuer Prophet?
„Ich glaube nicht, dass Gott angebetet werden sollte“ – (von einer Konferenz, die 1947 stattfand).
„Was mein Interesse immer mehr dominiert, ist das Bemühen, in mir selbst eine neue Religion zu etablieren und um mich herum zu verbreiten (nennen wir sie ein verbessertes Christentum, wenn wir so wollen), deren persönlicher Gott nicht mehr der große neolithische Grundbesitzer vergangener Zeiten ist, sondern die Seele der Welt…..“(Brief an Leontine Zanta, 26. Januar 1936).
„Christus rettet. Aber müssen wir nicht schnell hinzufügen, dass auch Christus durch die Evolution gerettet wird?“ (Le Christique, 1955)
„Unser Jahrhundert ist wahrscheinlich religiöser als jedes andere. Wie könnte es nicht sein, wenn solche Probleme gelöst werden? Das einzige Problem ist, dass es noch keinen Gott gefunden hat, den es anbeten kann.“ (Das Phänomen des Menschen).
„Durch natürliche Evolution empor zu Gott“
In der letzten Tagebuch-Eintragung am Gründonnerstag vor seinem Tode fasst Teilhard „die beiden Artikel seines Credo“ zusammen: „das Universum ist zentriert evolutiv nach oben, nach vorne – Christus ist sein Zentrum.“ Entsprechend nennt Teilhard de Chardin die einzige Tat der Welt „die Inkorporation der Gläubigen in Christus – diese vollzieht sich wie eine natürliche Evolution.“
„Empor zu Gott durch die Welt“. Nicht verlassen sollen wir die Welt, die sich von Gott durch Erbsünde und persönliche Schuld getrennt hat – sondern hegelianisch-marxistisch, die Welt als kosmischen Leib Christi verstehen, in den wir durch „natürliche Evolution“ eingestiftet werden sollen, damit Christus seine Vollendung durch uns erfahren kann.
In den Frühschriften verdeutlicht Teilhard diese Aussage: „es gibt eine Vereinigung mit Gott und eine Vereinigung mit der Erde und eine Vereinigung mit Gott durch die Erde.“ Die Erde ist für Teilhard das „Sakrament der Welt“, weil sie diaphan (=durchscheinend, durchsichtig) geworden, Omega aufleuchten lässt. Diese Naturalisierung der Glaubens-Geheimnisse führt auch dazu, aus dem Sühnetod Christi für unsere Sünde den Tod ganz allgemein als das verzehrende und reinigende Feuer anzusehen, das den Teil geläutert ins Ganze zurückführt. Christus beschenkt uns nicht im Sakrament seines persönlichen Leibes und Blutes mit seiner erlösenden Gegenwart – sondern verzehrt uns, sich an unsere Stelle setzend! Omega braucht die Opferspeise: das Wachstum dieser Welt, um seinen eigenen Hunger nach Vollendung bzw. Ergänzung seiner Teile zu stillen!
„Etwas Unheimliches, Diabolisches“ kommentiert der protestantische Theologe G. Steck. Wer ist dieser „Geist der Erde“? dessen Erscheinen Vernichtung bedeutet. Bestimmt nicht Christus, vielmehr der Antichrist, der sich anmaßt, Fürst dieser Welt zu sein.
Teilhard de Chardins mythologische Aufhebung der sakramentalen Kirche
Aus dem Bemühen Teilhards über alle konfessionellen Grenzen hinweg „Christus als den im Universum Anzubetenden“ zu verkünden, ist die Anbetung des Universums als Christus geworden! Alle metaphysisch-theologischen Unterscheidungen sind in einem Naturmythos aufgehoben, der Christus als „organisches Zentrum“ dieser Erde, als Naturtrieb verherrlicht! (aus: Stockhausen, Inkarnation des Logos, 2008, S. 954 – S. 595)