Antichrist und Zerstörung der Kirche

Sieben Charakterzüge der antiliturgischen Häresie

Abt Guéranger nennt folgende Charakterzüge:

1.) Der erste Charakter der antiliturgischen Häresie ist der Hass gegen die Tradition in den Formeln des Kultus. Jeder Sektierer, welcher eine neue Lehre einführen will, findet sich unfehlbar der Liturgie gegenüber, welche die Tradition in ihrer höchsten Macht ist, und er kann nicht ruhen, bis er diese Stimme zum Schweigen gebracht, bis er die Blätter zerrissen hat, welche den Glauben der vergangenen Jahrhunderte in sich bergen.

2.) Es ist in der Tat das zweite Prinzip der antiliturgischen Sekte, die Formeln im kirchlichen Stil durch Schriftlesungen zu ersetzen.

3.) Das dritte Prinzip der Häretiker bezüglich der Reform der Liturgie ist, sobald man sieht, daß die Schrift sich nicht, wie sie es möchten, allen ihren Wünschen fügt, neue Formen zu verfertigen und einzuführen, …

4.) Auf diese Weise fangen alle Sektierer ohne Ausnahme damit an, die Rechte des Altertums in Anspruch zu nehmen (*); sie wollen das Christentum von Allem, was der Irrtum und die Leidenschaften der Menschen Falsches und Gottes Unwürdiges damit vermischt haben, befreien; sie wollen nichts als Ursprüngliches, und geben vor, die christliche Einrichtung wieder bei der Wiege aufzunehmen.

5.) In dem Kultus alle jene Zeremonien, alle jene Formen zu beseitigen, welche Mysterien ausdrücken… keine Sakramente außer der Taufe, … keine Sakramentalien, keine Segnungen, keine Bilder, keine Heiligenreliquien, keine Prozessionen, keine Wallfahrten usw. Es gibt keinen Altar mehr, sondern nur einen Tisch; kein Opfer wie in jeder Religion, sondern nur noch ein Abendmahl.

6.) So folgt notwendig, daß ihre Urheber den Gebrauch der Volkssprache für den Gottesdienst wieder in Anspruch nehmen. Dies ist ebenfalls einer der Hauptpunkte in den Augen der Sektierer. Der Kultus, sagen sie, ist nichts Geheimes; das Volk muss verstehen, was es singt. Der Hass gegen die lateinische Sprache ist dem Herzen aller Feinde Roms angeboren.

7.) Die Befreiung von der Mühe und Unbequemlichkeit, welche die Übungen der papistischen Liturgie den Leibern auflegen. Zuerst kein Fasten, keine Enthaltsamkeit mehr; keine Kniebeugung bei dem Gebete mehr; für den Diener des Tempels keine täglichen Offizien mehr zu verrichten, ja keine kanonischen Gebete mehr im Namen der Kirche zu rezitieren. Das ist eines der Hauptmerkmale der großen protestantischen Emanzipation: die Summe der öffentlichen und privaten Gebete zu vermindern.“

aus: Prosper Gueranger, Geschichte der Liturgie, 1854, Erster Band, S. 410 – S. 417

siehe den ausführlichen Beitrag: Prinzipien der Häretiker bezüglich Liturgiereform

(*) siehe Pius XII.: Altertumssucht in der Liturgie