Die Apokalypse des hl. Johannes – Kap. 22, 1-21

Die Geheime Offenbarung des Johannes Epilog

1. Der Fluss, der vom Throne Gottes fließt, symbolisiert die Freude und das Glück, die die Seelen der Auserwählten in ihrem Besitz Gottes und der Vereinigung mit Ihm überfluten. Dies ist das lebendige Wasser, das unser Herr uns versprochen hat: „Wer von diesem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird nicht mehr dürsten in Ewigkeit, sondern das Wasser, dass ich ihm geben werde, wird in ihm zur Wasserquelle, die ins ewige Leben fort strömt.“ (1)

2. Der Baum des Lebens steht in der Mitte der Stadt an beiden Ufern des Flusses, steht allen zur Verfügung und gibt allen ewiges Leben. Seine zwölf Früchte, die jeden Monat reifen, symbolisieren die Glückseligkeit des Himmels, die für alle Ewigkeit ohne Unterbrechung sein wird. In diesem Leben ist die Frucht des Baumes die Heilige Eucharistie, und ihre Blätter die Lehren Christi und Seiner Kirche. Im Himmel ist die Frucht die Herrlichkeit der selig machenden Vision; und die Blätter sind die nebensächliche Glorie der Heiligen. (2)

3-5. Die Sünde wird nicht mehr sein, und die Heiligen werden Gott dienen und ihn verherrlichen, den sie von Angesicht zu Angesicht betrachten. „Jetzt sehen wir durch einen Spiegel rätselhaft; alsdann aber von Angesicht zu Angesicht: jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, so wie auch ich erkannt bin.“ (3) Der auf die Stirnen der Heiligen geschriebene Name Gottes ist ein Zeichen ihrer Adoption als Kinder Gottes durch Taufe und Firmung. „Seht, welche Liebe uns der Vater erwiesen hat, dass wir Gottes Kinder heißen und sind.“ (4)
Die Nacht soll nicht mehr sein; die Heiligen brauchen weder die Lampe des Glaubens noch das leitende Licht der Kirche. Gott Selbst wird ihr Licht sein und sie werden für immer mit Ihm herrschen. „Selig sind die, die in Deinem Haus wohnen, o Herr: sie werden Dich für immer und ewig preisen.“ (5)

6, 7. Der Engel, der Johannes als Führer beim Anblick des neuen Jerusalems diente, versichert ihm nun, dass diese Visionen wahre Offenbarungen dessen sind, was die Zukunft für die Kirche bereit hält. Sie sind wahr, weil Gott Selbst sie dem hl. Johannes durch den Dienst des Engels offenbart hat. In einer früheren Vision befahl Gott dem hl. Johannes zu schreiben, „denn diese Worte sind sehr gewiß und wahr.“ (6) Ihre Vollendung ist nahe bevorstehend, denn hat nicht unser Herr gesagt: „Siehe, ich komme bald. Selig ist, wer die Worte der Prophezeiung dieses Buches bewahrt.“ Die gleiche Warnung findet sich in den einleitenden Worten der Apokalypse: „Selig ist, wer liest und hört die Worte dieser Weissagung; und bewahrt das, was darin geschrieben steht; denn die Zeit ist nahe“; ihre Erfüllung begann schon in den Tagen des Hl. Johannes. (7)

8, 9. Wahrscheinlich waren viele dieser Visionen nicht zum Schreiben anvertraut, bis der heilige Johannes nach Ephesus zurückgekehrt war, wo er sie seinen Jüngern diktieren konnte, wie es bei den anderen Aposteln üblich war. Daher achtet er sorgfältig auf ihre Echtheit: „Ich, Johannes, bin der, der diese Dinge gesehen und gehört hat.“ Vielleicht schrieb er diese Worte mit eigener Hand als eine Art Unterschrift, wie der hl. Paulus in seinem ersten Korintherbrief. (8)
Als die Visionen und Offenbarungen beendet waren, warf Johannes sich als Abschiedsgruß vor dem Engel nieder, aber der Engel lehnte dieses Zeichen des Respekts ab, denn als Propheten Gottes waren sie gleichwertig. Die Worte des Engels deuten darauf hin, dass er derselbe ist, den der heilige Johannes bei einer früheren Gelegenheit fälschlicher Weise für unseren Herrn gehalten hat. (9) Dort beabsichtigte der heilige Johannes göttliche Anbetung, wie durch die griechische Deutung angezeigt. Hier kann es keinen Fehler geben; der heilige Johannes ist sich bewusst, dass sein Führer einer der sieben Engel ist, die die Phiolen des Zorns ausgießen. (10) Dieser Unterschied spiegelt sich in der Verwendung einer griechischen Auslegung wider, die häufig im Alten Testament zu finden ist, um die Ehre auszudrücken, die Engeln und Personen höchsten Ranges gezollt wird.
10. Dem heiligen Johannes wird geboten, das Buch seiner Prophezeiung nicht zu versiegeln; es ist sofort der Kirche zu veröffentlichen, weil die Zeit für seine Erfüllung bereits begonnen hat. (11)

11-13. Christus Selbst spricht jetzt Worte der Warnungen und Ermutigungen aus. Die Bösen mögen in ihren Übeln fortfahren und Sünde auf Sünde häufen, aber sie müssen wissen, dass Gott mit ihnen nach ihren Werken verfahren wird. Auf der anderen Seite lass den Gerechten noch mehr gerechtfertigt werden; lass ihn gute Werke zu guten Werke hinzufügen, denn er wird entsprechend belohnt. Ich bin es, das Alpha und Omega, das Erste und das Letzte, der Anfang und das Ende, der bestrafen und belohnen wird alle Menschen in Gerechtigkeit gemäß ihren Werken.

14, 15. Selig sind also die, die ihre Gewänder im Blut des Lammes durch Taufe, Buße und Martyrium gewaschen haben, denn sie werden in das himmlische Jerusalem eingehen und vom Baum des Lebens genährt werden. Aber wehe den Bösen (Hunden), die draußen bleiben müssen, wo „Heulen und Zähne knirschen“ (12) sein wird. Sie sollen keinen Anteil am Baum des Lebens haben, denn Christus hat gesagt: „Gebt das Heilige nicht den Hunden.“ (13)

16. Unser Herr Selbst bestätigt nun die Wahrheit der Offenbarungen, die er Seinen Aposteln gemacht hat: Ich bin es, Jesus, habe meinen Engel gesandt, um diese Dinge den Kirchen zu bezeugen; Ich bin die Wurzel und der Stamm Davids, der helle Morgenstern.

17. Der hl. Johannes bestätigt jetzt in seinem eigenen Namen, dass die Kirche, die Braut Christi, vom Heiligen Geist geleitet, sich nach dem herrlichen Kommen ihres göttlichen Bräutigams sehnt. Alle, die ihre Stimme hören, schließen sich dem gleichen Gebet an. Mögen diejenigen, die nach dem Wasser des Lebens dürsten, es reichlich erhalten!

18, 19. Der Apostel war sich der Risiken bewusst, die sein Buch durch Häretiker, die die Kirchen in Kleinasien befallen hatten, bergen würde. Er war ein Zeuge ihrer Schläue, die heiligsten Texte zu interpolieren und zu fälschen. Daher droht er jedem, der sich erdreisten will, seine Prophezeiungen in irgendeiner Weise zu verstümmeln, mit einem Anathem. Diese Warnung sollte auf alle Schriften ausgedehnt werden, von denen die Apokalypse nur das letzte Kapitel ist. (14)

20. Unser Herr, der die Wahrheit dieser Prophezeiungen bezeugt, sagt: „Siehe, ich komme bald.“ Aus Herzen voller Glauben und Liebe schreien wir: „So sei es. Komm Herr Jesus!“

Betrachtung über die Prophezeiungen der Apokalypse sollte unseren Glauben an Gott stärken und unseren Eifer für Seine heilige Kirche vergrößern. Sie sagen die große Verfolgung des Antichristen voraus, dessen Nahen durch viele Zeichen vorausgesehen ist; wir wissen jedoch, dass die Kirche endgültig über die Mächte der Hölle triumphieren und friedlich über alle Völker herrschen wird. Durch Gebete und gute Werke können wir die Barmherzigkeit Gottes anflehen, um diese Tage der Prüfung für die Auserwählten zu verkürzen. (15) Möge Er das Kommen Seines Königreiches beschleunigen! „Dein Reich komme; Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel.“

Anmerkungen:

(1) Joh. 4, 13. 14; Ps. 35, 9. 10.
(2) Cath. Encyc., vol. VIII. p. 174.
(3) 1. Kor. 13, 12.
(4) 1. Joh. 3, 1.
(5) Ps. 83, 5.
(6) Kap. 21, 5.
(7) Kap. 1, 3.
(8) 1. Kor. 16, 21.
(9) Kap. 29, 10.
(10) Kap. Kap. 21, 9.
(11) Kap. 10, 4.
(12) Luk. 13, 28.
(13) Matth. 7, 6.
(14) Fouard, „St. Johannes“ p. 134
(15) Matth. 24, 22. –
aus: Rev. E. Sylvester Berry, Die Apokalypse des heiligen Johannes [The Apocalypse of St. John, Columbus, OH: John W. Winterich, 1921], S. 216-225; mit Imprimatur; eigene Übersetzung