Mit welchen Gesinnungen Gott suchen

Mit welchen Gesinnungen man Gott suchen muss

Die Magier und die Hirten finden Jesum Christum, welchen Herodes vergebens sucht. Mit welchen Gesinnungen man Gott suchen muss, um ihn gewiß finden zu können.

Der Himmel und die Erde hatten der Welt die Geburt Jesu Christi angekündigt. Die Hirten finden ihn ungeachtet ihrer Einfalt, ungeachtet ihrer geringen Bildung. Auch die Magier finden ihn, obwohl sie so weit nicht bloß von dem Ort seiner Geburt, sondern auch von der Wahrheit seiner Religion entfernt sind. Nur Herodes, der schlaue und mächtige König; Herodes, von dessen Palast er nur sieben Meilen entfernt ist; Herodes, der über so viele Mittel, über so viele Waffen, über so viele Leute verfügen kann, nur Herodes findet ihn nicht. Der Tyrann sieht die Absichten seiner törichten Wut vereitelt. Und warum? Weil die Magier religiös und fromm sind; Herodes aber ist ein Frevler, ein gottloser; die Unaufrichtigkeit, die Doppelzüngigkeit, die Treulosigkeit können Jesum Christum nicht finden. Man darf Gott nicht mit dem Gefühl eines geheimen Hasses im Herzen suchen, sondern man muss ihn mit dem frommen Verlangen des Glaubens suchen. Das demütige Gebet ebnet die Wege, um zu ihm zu gelangen: das und die Gabe seiner selbst ist das Mittel, um ihn zu entdecken und ihn zu besitzen. Es müssen also auch wir den Glauben, die Frömmigkeit, die Aufrichtigkeit der Magier nachahmen, wenn wir wie die Magier unsern Gott finden wollen. So ist es; wer Jesum Christum finden will, der muss, den Magiern nachfolgend, sogleich mit aller Bereitwilligkeit des Herzens seinem göttlichen Ruf antworten; der muss wahrhaftig das Verlangen haben, durch seinen Glauben erleuchtet und durch seine Gnade geheiligt zu werden. Mit diesen Gesinnungen wird Jesus Christus wirklich gefunden, er wird bald gefunden, er wird immer gefunden. Gott ist gut, liebreich, erbarmungsvoll gegen diejenigen, die einen demütigen Geist, ein gerades und aufrichtiges Herz haben: Quam bonus, Israel, Deus iis qui recto sunt corde! (Ps. 72) Wer ihn so sucht, der findet ihn; wer ihn so findet, der lebt von seinem göttlichen Leben, und ist ewig glücklich in ihm und mit ihm: Laudabunt Dominum qui requirunt eum; vivent corda eorum in saeculum saeculi. (Ps. 21)

Aber wehe den neuen Herodes, welche mit der Liebe zur Wahrheit auf der Zunge, und mit der Falschheit im Herzen nach der Religion forschen, nicht um an sie zu glauben, sondern um gegen sie zu kämpfen; welche über das göttliche Gesetz nachgrübeln, nicht um es zu erfüllen, sondern um sich den Pflichten desselben zu entziehen: Vae duplici corde. (Eccl. 2) Nein, sagt der heilige Gregor, nein, diejenigen finden Gott nicht, die ihn zu suchen vorgeben, aber sich immer weiter von ihm entfernen. Und wenn sie ihn einmal finden, so wird es der strenge Gott sein, der rächende Gott, der sie verdammt, nicht der erbarmungsvolle und gnädige Gott, der sie errettet und selig macht. –
aus: P. Joachim Ventura, Exgeneral der Theatiner, Die Schönheiten des Glaubens, Sechster Band, 3. Teil, S. 62 – S. 64