Die Visionen der Anna Katharina Emmerich
Die Feinde des allerheiligsten Altarssakramentes
Es wurden ihr auch die Maßregeln selbst und deren schreckliche Folgen gezeigt, welche die Aufklärer, wo immer sie zu Macht und Einfluß gelangten, ergriffen, um den Gottesdienst und alle Mittel und Übungen der Frömmigkeit zu zerstören, oder so nichtig und bedeutungslos zu machen, wie es die Redensarten von „Licht, Liebe, Geist“ waren, unter welchen sie die trostlose Leerheit ihres Gottes entfremdeten Treibens sich und Anderen zu verbergen suchten.
„Ich hatte“, erzählte sie im April 1820, „wieder ein Bild von der großen Not hier und an fernen Orten. Es war, als sehe ich der Geistlichkeit befehlen, von etwas abzulassen, was sie nicht konnte. Ich sah viele alte Priester und einige alte Franziskaner, jedoch nicht in Ordenskleidern, und besonders einen alten Geistlichen ganz entsetzlich weinen. Ich sah, daß auch einige junge mit ihnen weinen. Ich sah andere, worunter alle Lauen, gerne in den üblen Handel eingehen. Ich sah die alten Getreuen unter vieler Betrübnis dem Verbot sich fügen und ihre Kirchen schließen. Ich sah viele andere fromme Leute aus den Bauern und Bürgern an sie sich anschließen, und es war, als teilten sich die Menschen in zwei Parteien, eine gute und eine schlechte.“
S. 309
Während der ganzen Oktav von Fronleichnam 1821 hatte sie Bilder von dem Zustand der Anbetung des hl. Sakramentes in allen deutschen Ländern. Sie wehklagte unter Schmerzen, wie elend und vernachlässigt sie dieselbe erblickte und äußerte, nur da, wo noch Prozessionen mit dem hl. Sakrament und öftere Aussetzungen stattfänden, stehe es besser; wären aber diese nicht, wodurch doch hie und da in einem lauen Gemüt der Glaube wieder neue, kräftigere Wurzeln schlage, so würde die Anbetung des hl. Sakramentes ganz in Verfall und dieses selbst in Vergessenheit geraten. Sie sprach dies mit bestimmter Rücksicht auf jene Teile der Kirche, wo sie vor dem „Licht der Aufklärung“ und unter dem Regiment der „Freisinnigkeit, Liebe und Toleranz“ Alles hatte verdorren und ersterben gesehen, und erlitt für künftige Erneuerung des Glaubens und der Frömmigkeit große Peinen unter den Formen mühseliger Weinbergsarbeit und Ausreutung von Nesseln und geilem Unkraut.Ihre Hände waren dabei mit blauen Malen und Nesselbrand ganz bedeckt. Im Monat Dezember war ihr Auge wieder dahin gewendet und der Anblick des wachsenden Verderbens riß sie zu solchen Mitleiden hin, daß, die ohnehin mit Peinen aller Art Überbürdete, mit heißem Flehen zu neuen Leiden sich anerbot…
S. 311
Bei einer andern Veranlassung sprach sie die ernsten Worte aus: „Ich sehe die Feinde des hl. Sakraments, welche die Kirchen schließen und seine Anbetung verhindern, in große Strafe kommen. Ich sehe sie krank und ohne Priester und Sakrament im Sterben.“
S. 314
Vom Weißen Sonntag bis zum dritten nach Ostern 1820 steigerten sich ihre Sühnungs-Peinen so sehr, daß die an außerordentliche Leidenszustände längst gewohnte Umgebung den Anblick derselben kaum mehr zu ertragen im Stande war. Anna Katharina litt wegen der von Wessenbergs Anhängern ausgehenden Bekämpfung des Zölibates der Priester und der mit diesem unseligen Treiben verknüpften namenlosen Ärgernisse.
S. 314
aus: K. E. Schmöger CSsR, Das Leben der gottseligen Anna Katharina Emmerich, Zweiter Band, 1873