Die Gottlosigkeit der Heiden und ihre Laster

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Der hl. Völkerapostel Paulus: Römerbrief - Die Gottlosigkeit der Heiden

Der Römerbrief des heiligen Apostels Paulus 1. Kapitel Vers 18-32

Die Gottlosigkeit der Heiden und ihre gräulichsten Laster

In der (…) folgenden Abhandlung, dass alle, Heiden und Juden strafwürdig sind und der Gnade bedürfen, spricht er zuerst von der Gottlosigkeit der Heiden, die Gott, obwohl sie ihn erkannten, aber ihm die Ehre nicht geben wollten, in die gräulichsten Laster versinken ließ.

18. Denn (1) es offenbart sich der Zorn Gottes vom Himmel über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit Gottes (2) durch Ungerechtigkeit aufhalten (3):

19. denn, was von Gott erkennbar ist, das ist unter ihnen offenbar; denn Gott hat es ihnen geoffenbart (4):

20. denn das Unsichtbare an ihm (5) ist seit Erschaffung der Welt in den erschaffenen Dingen erkennbar und sichtbar, nämlich seine ewige Kraft und Gottheit (6), so dass sie keine Entschuldigung haben (7).

21. Denn nachdem sie Gott erkannt hatten, haben sie ihn nicht als Gott verherrlicht (8), noch ihm gedankt, sondern wurden eitel in ihren Gedanken (9), und ihr Herz ward verfinstert (10): Eph. 4, 17.

22. sie gaben sich für Weise aus, sind aber zu Toren geworden.

23. Sie vertauschten die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes mit dem Gleichnis und Bild des vergänglichen Menschen, auch der Vögel, und vierfüßigen und kriechenden Tiere. (11)

24. Darum überlies sie Gott den Lüsten ihres Herzens, der Unreinigkeit, so dass sie ihre eigenen Leiber an sich selbst schändeten (12),

25. sie, welche die Wahrheit Gottes mit der Lüge (13) vertauschten, und mehr das Geschöpf verehrten und anbeteten, als den Schöpfer, welcher gepriesen sei in Ewigkeit. Amen.

26. Darum überließ sie Gott schändlichen Lüsten: denn ihre Weiber vertauschten den natürlichen Gebrauch mit dem, der wider die Natur ist (14).

27. Und desgleichen verließen auch die Männer den natürlichen Gebrauch des Weibes, und entbrannten in ihren Begierden gegeneinander, indem sie, Männer mit Männern, Schändlichkeit trieben, und (so) den Lohn, der ihrer Verirrung gebührte, an sich selbst empfingen.

28. Und wie sie die Erkenntnis Gottes verwarfen, überließ sie Gott dem verwerflichen Sinn, zu tun, was sich nicht geziemt (15):

29. sie wurden voll jeglicher Ungerechtigkeit, Bosheit, Hurerei, Habsucht, Schalkheit, voll Neid, Mord, Zank, Arglist, Bösartigkeit (16), Ohrenbläser,

30. Verleumder, bei Gott verhasst (17), schmähsüchtig (18), hoffärtig, prahlerisch, erfindsam im Bösen, ungehorsam gegen die Eltern.

31. vernunftlos, unbändig (19), lieblos, treulos, unbarmherzig (20):

32. welche, nachdem sie die Gerechtigkeit Gottes erkannt hatten (21), nicht einsahen, dass wie, welche solches tun, des Todes würdig sind (22); und nicht allein, die solches tun, sondern auch, die denen Beifall geben, welche es tun (23).

Anmerkungen:

(1) Dieses „denn“ gibt die Ursache an, warum die Rechtfertigung Aller durch Gott geschehen soll.

(2) „Gottes“ ist nicht im Griech.

(3) Mit Recht spreche ich (Vers 17) von Rechtfertigung aller; denn alle sind ungerecht, der Rechtfertigung bedürftig, vorerst die Heiden, auf welchen die Strafe Gottes unverkennbar ruht. – Von ihnen heißt es, dass sie die Wahrheit Gottes durch Ungerechtigkeit aufhalten, weil sie die bessere Erkenntnis von Gott in sich und anderen nicht zur Entwicklung kommen lassen, sie gleichsam im Kerker eingeschlossen halten (Anselmus). Der Apostel scheint hier von der Ungerechtigkeit der Menschen im allgemeinen zu sprechen; aber dass vorzüglich die Heiden gemeint sind, erhellt deutlich aus dem Folgenden.

(4) Denn die Kenntnis Gottes und seiner göttlichen Eigenschaften liegt unter ihnen offen da vermöge der Offenbarung Gottes in der Natur, in der Schöpfung, Erhaltung und Regierung der Welt, wie gleich folgt.

(5) Gottes unanschaubares Wesen.

(6) Seine ewige göttliche Allmacht, die bei allem Wechsel der Dinge besteht.

(7) Wenn sie Unwissenheit vorgeben, oder die bessere Erkenntnis, die unter ihnen offenbar ist und darum auch in ihnen sein muss, in sich und andern unterdrücken (Vers 28).

(8) durch ein tugendhaftes Leben, nachdem er ihnen seine Gottheit in den erschaffenen Dingen geoffenbart hatte.

(9) Verfielen auf eitle Gedanken, auf Götzendienst. Siehe 4. Kön. 17, 15; Jer. 2, 5. Hier beginnt die Beschreibung des göttlichen Zornes (Vers 18) oder der Verlassenheit von Gott, als Strafe gegen diejenigen, welche ihn nicht erkennen und verehren wollten Vers 24).

(10) Aus dem Gott vergessenen Leben Leben kam die Erblindung des Verstandes. Der Apostel leitet den Verfall in Abgötterei nicht von Unwissenheit, sondern von dem verkehrten Willen und dem daraus entspringenden lasterhaften Leben ab. Sieh da, wie ein von Leidenschaften betörtes Herz auch den Verstand umnebelt! Woher kommt der Unglaube anders, als von einem verderbten Herzen?

(11) Die Heiden stellten ihre Götter nicht nur in Menschengestalt dar, sondern verehrten auch fast alle Arten der Tiere als göttliche Wesen. Siehe über die Torheit des Götzendienstes Isa. 44, 12; Jer. 10,3-5; Dan. 5, 23; Weish. 13, 11-19: 15, 7ff. Baruch 6. Auch der Christ treibt oft Götzendienst, wenn dieser auch feinerer Art ist; denn alles, was der Mensch mehr als Gott oder gegen Gottes Willen liebt, ist ein Götze.

(12) Da sie sich gegen ihr besseres Wissen solchen Verirrungen hingaben, ließ Gott zu, dass sie in die unnatürlichen Sünden der Wollust fielen, Selbstbefleckung und Knabenschändung trieben. Gott straft Sünde mit Sünde, oder lässt zu, dass auf Sünde noch größere Sünde folge.

(13) Den wahren Gott mit falschen, niedrigen Göttern (Isa. 28, 15; Jer. 13, 25).

(14) trieben widernatürliche Unzucht. Siehe Vers 17.

(15) Im Griech.: wie sie‘ s nicht der Mühe wert hielten, die Erkenntnis von Gott zu behalten. – Sinn: Wie die Menschen Gott verlassen und ihr Herz von ihm abgewendet hatten, so verließ nun Gott auch sie (Apostg. 14, 15), und so geschah es, dass die Verehrung der falschen Götter die Heiden in noch größere Lasterhaftigkeit stürzte, als schon vor dem Götzendienst herrschte. Siehe das Folgende.

(16) Im Griech.: Schlechtigkeit

(17) Im Griech.: Gottesverächter.

(18) Im Griech.: übermütig.

(19) Im Griech.: treulos.

(20) Ein treues Bild des heidnischen Sittenverfalles! Erkenne daraus zugleich, was der Mensch wird, wenn man ihn dem eigenen Verderben überlässt.

(21) Gott und das Gesetz; Gott durch Nachdenken über die erschaffenen Dinge (Vers 19, 20), das Gesetz in ihrem Gewissen.

(22) Des Todes an Leib und Seele oder der größten Strafen.

(23) Im Griech.: welche, nachdem sie die Gerechtigkeit Gottes erkannt hatten, und einsahen, dass die des Todes würdig sind, welche solches tun, dennoch nicht nur solches tun, sondern auch denen Beifall etc. Die Lesart unserer Vulgata hat mehrere sehr alte griechische Handschriften für sich. –
aus: Joseph Franz Allioli, Die Heilige Schrift des alten und neuen Testamentes. Aus der Vulgata, 6. Bd. 1838, S. 15 – S. 17

Category: Heilige Schrift
Tags: Allioli
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