Die Botschaft von Fatima für die heutige Zeit
Nur die einzig Sündelose kann Rettung erwirken
Gott weist die Menschheit in ihrer großen Not hin auf jenes Herz, in dem die Mensch gewordene, unendliche Barmherzigkeit des Sohnes Gottes und des Sohnes Mariens sich verbindet mit dem Hilfreichsten und Gütigsten, was die Erde und die Schöpfung kennt: mit der mütterlichen Liebe und dem Helferwillen eines heiligen, jungfräulichen Herzens.
„Beten wir die göttliche Gerechtigkeit an“ – sagte Pius XII. am 31. Oktober 1942 -, „aber zweifeln wir nicht an der göttlichen Barmherzigkeit, denn der Vater, der im Himmel ist, vergißt seiner Barmherzigkeit, denn der Vater, der im Himmel ist, vergißt seiner Barmherzigkeit selbst in den Tagen seines Zornes nicht. „Auch in deinem Zorn wirst du deiner Erbarmung eingedenk sein“ (Hab. 3,2) – Maria ist aber die sichtbare Barmherzigkeit Gottes! – „Rufen wir sie an“, – fährt der Papst fort – „denn sie nur kann uns helfen; sie, die voll Mitleid in der Voraussicht des so unermeßlichen Unglücks, mit dem Gottes Gerechtigkeit die Welt heimsucht, schon im vorhinein hinwies auf Gebet und Buße als auf den Weg der Rettung…“
In seiner unendlichen Barmherzigkeit ist Gott einverstanden, daß Maria, die Königin und Mutter der Menschheit, sich nieder neige zu den Menschenkindern, ihnen in ihrer Not entgegen komme und wie wissen lasse: Gewiß, das Maß ist voll; zu viel und zu herausfordernd sind die Beleidigungen Gottes und des Erlösers, als daß seine göttliche Gerechtigkeit sie noch länger dulden und ungestraft ertragen könnte. Nur die einzig Sündelose kann noch Hilfe und Rettung von Gott erwirken, und ihr makelloses, Unbeflecktes Herz wird der Weg zur Rettung sein. In ihrer mütterlichen Güte will sie auch die ihr vom Kreuz heran anvertraute Menschheit wieder retten und zu Gott führen. Und sie wird die Rettung der heutigen, verirrten Menschheit auch erreichen, wenn man den Weg geht, den sie durch ihre Sündelosigkeit und durch ihr Einssein mit dem Erlöser uns angibt: „Die Menschen sollen aufhören, Gott den Herrn zu beleidigen, der schon so sehr beleidigt ist“; dann wird Mariens Herz allen „eine Zufluchtstätte sein und zugleich der Weg, der sie zu Gott hinführt“.
Im Mittelpunkt der Botschaft von Fatima steht die Verehrung des Unbefleckten Herzens Mariens, die aber nicht nur und nicht so sehr eine bloß äußere Andacht in Worten und Gebeten sein soll, als vielmehr ein Eingehen auf die Wünsche und Absichten ihres Herzens und eine ständig wachsende Angleichung an ihr heiliges Innenleben, das von der vollkommensten Gottes- und Nächstenliebe beherrscht und geleitet ist.
Wenn dadurch Gott unsere Liebe zu Maria mehren will, so soll diese auch immer neu entfacht und gesteigert werden durch den Hinweis darauf, daß auch das Herz der Jungfrau-Mutter so viel Undank und Schmähung erfährt und daß es darum gilt, diese Kränkung durch verdoppelte Abbitte und liebende Sühne wieder gutzumachen und durch um so größere Aufmerksamkeit und Liebe zu ersetzen.
aus: Ferdinand Baumann SJ, Fatima und die Rettung der Welt, 1951, S. 128-132