Die Apokalypse des hl. Johannes – Kap. 21, 1-27
Die Beschreibung des himmlischen Jerusalems
1-4. Eine frühere Vision enthüllte dem heiligen Johannes die Zerstörung der gegenwärtigen Welt durch eine Rückkehr zum Chaos wie zu Beginn der Schöpfung: Diese Zerstörung wird durch ein Feuer vollbracht, wie der heilige Petrus eindeutig sagt: „Der Himmel und die Erde, die jetzt sind, werden durch dasselbe Wort aufbewahrt und vorbehalten fürs Feuer am Tage des Gerichtes und der Verdammung der gottlosen Menschen… Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb, da werden die Himmel mit großen Krachen vergehen, die Elemente vor Hitze zerschmelzen, und die Erde samt den Werken auf ihr verbrennen.“ (1) Von den Elementen, die durch Feuer gereinigt wurden, wird Gott eine neue bilden, eine verherrlichte Erde als geeignete Wohnstätte für die verherrlichten Leiber der Gerechten. Dann wird die Kirche triumphieren, – das neue Jerusalem -, auf die Erde herabkommen, um die Stiftshütte Gottes mit den Menschen zu sein. Sie werden sein Volk sein und Er wird ihr Gott sein. Sie werden für immer mit Ihm glücklich sein; “der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer noch Weinen, noch Kummer wird mehr sein, denn die früheren Dinge sind vergangen.“
Die Erneuerung der Erde vervollständigt die von Petrus erwähnte „Wiederherstellung aller Dinge“. (2) Es ist die Offenbarung, nach der die ganze Natur in Erwartung stöhnt und schwankt, und auf die Adoption der Söhne Gottes wartet. (3) Isaias prophezeit auch diese Erneuerung: “Denn wie die neuen Himmel und die neue Erde, die ich vor mir bestehen mache, spricht der Herr: so wird auch euer Same und euer Name bestehen.“ (4) Daher schreibt der heilige Petrus: “Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in welchen Gerechtigkeit wohnt.“ (5) Die „Himmel“ in diesem Zusammenhang beziehen sich wahrscheinlich auf den Raum, der von der die Erde umgebenden Atmosphäre eingenommen wird. Dies war die Meinung von St. Augustinus und St. Thomas von Aquin. Andere glauben, dass es alle Himmelskörper umfasst – das gesamte Universum. Das „Meer“ kann wörtlich genommen werden, obwohl es sich symbolisch auf die Nationen bezieht, die sich gegen die Kirche stellen. (6)
5, 6. Das Werk der Erlösung ist jetzt selbst für die unbelebte Natur vollendet, die durch die Sünde des Menschen verflucht worden war: „Denn das Geschöpf der Eitelkeit unterworfen, nicht freiwillig, sondern um dessen willen, der es unterworfen hat auf Hoffnung hin, weil auch selbst das Geschöpf von der Dienstbarkeit der Verderbtheit befreit wird zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes.“ (7)
Alles begann in Christus durch die Schöpfung; sie finden nun ihr Schicksal in Ihm, der „Alpha und Omega, Anfang und Ende“ ist. Jetzt gibt er Seinen Gläubigen das Wasser des ewigen Lebens, – das Leben der Vereinigung mit Ihm in der seligmachenden Vision.
7, 8. Das ewige Glück ist für diejenigen allein bestimmt, die im Kampf mit Versuchung und Sünde diese überwinden. Alle anderen werden die ewigen Qualen der Hölle erleiden, die der zweite Tod ist.
9, 10. Einer der sieben Engel, die die Phiolen des Zorns ausgegossen haben, nimmt St. Johannes im Geist auf einen hohen Berg, damit er sozusagen aus der Vogelperspektive auf das neue Jerusalem schaut, das vom Himmel herabkommt, alles erleuchtet von göttlicher Pracht. Die große Ausdehnung der Stadt zeigt sich auch in der Notwendigkeit, sie von einem hohen Berg aus zu betrachten.
11. Die Herrlichkeit Gottes erleuchtet die Stadt, deren strahlende Schönheit mit den blinkenden Farbtönen des Jaspis, und dem durchsichtigen Glanz des Kristalls verglichen wird.
12, 13. Die starken, hoch aufragenden Mauern versichern, dass kein Feind seine Bewohner angreifen oder Frieden und Glück, die in ihm herrschen, stören kann. Die zwölf Tore, die mit den Namen der zwölf Stämme beschriftet sind, bedeuten, dass viele von jedem Stamm gerettet werden, und durch diese Stämme die Nationen gesegnet sein werden. (8) Daher gibt es auf jeder Seite drei Tore, die zeigen, dass alle Völker berufen sind zum Glauben und zur Rettung.
14. Die zwölf Grundsteine tragen die Namen der zwölf Apostel, weil der Christ „auf die Grundfeste der Apostel und Propheten erbaut wurde, während Christus Jesus selbst der Haupt-Eckstein ist, durch welchen das ganze Gebäude zusammen gefügt ist, und heran wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn.“ (9)
15, 16. Der Engel misst die Stadt und stellt fest, dass es sich um einen Kubus handelt, ein Symbol der Perfektion. Die Dimensionen setzen sich aus den mystischen Zahlen 12 und 1000 zusammen, Symbole der Vollkommenheit und Unermesslichkeit. Das (Meß-)Rohr ist aus Gold, dem Symbol der Nächstenliebe, um anzuzeigen, dass niemand ins himmlische Jerusalem gelangen kann, wenn er nicht mit guten Werken bereichert ist und trägt den Schatz der christlichen Nächstenliebe.
17. Die Höhe der Außenmauer, die die Stadt umgibt, ist unbedeutend im Vergleich zur Höhe der Stadt, die vollkommen sicher in sich ist und keine Schutzmauer benötigt. Die Mauer wird in Ellen gemessen, ein Maß, das bei Menschen üblich ist, aber jetzt vom Engel in einem mystischen Sinn verwendet wird.
18-21. Die Beschreibung des mystischen Jerusalem ist offensichtlich symbolisch. Die Dimensionen bedeuten Vollkommenheit und Unermesslichkeit; das Gold und die Edelsteine erinnern uns daran, dass es notwendig ist, das Gold der wahren Liebe und die Juwelen der Tugenden und guten Werke zu haben. Nur so können wir in diese Stadt von glänzendem Gold und funkelnden Edelsteinen eintreten.
„Verzweifelt, diesen erhabensten Teil seiner Vision in Worte zu fassen und ihn im Einklang mit unserem Verständnis darstellen zu wollen, greift der heilige Johannes auf die harmonischen Proportionen der Zahlen und die abwechslungsreichen und zarten Töne von Edelsteinen zurück. Bis wir den Himmel sehen und in das volle Licht Gottes getaucht sein, werden wir niemals alles entdecken, was der Apostel damit vermitteln wollte; aber während wir hier unten sind, gibt uns nichts eine höhere Vorstellung von der Seligkeit des Himmels als der betrachtende St. Johannes, dem meist erleuchteten und inspirierten von den heiligen Schriftstellern, völlig ohnmächtig, die Freuden, die sie für uns bereithält, in menschlicher Sprache auszudrücken.“ (10) Wir können nur mit dem heiligen Paulus sagen: „Was kein Auge gesehen, kein Ohr gehört hat, und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott für die vorbereitet hat, die Ihn lieben.“ (11)
22, 23. In der himmlischen Stadt gibt es keinen Tempel, weil Gott und das Lamm selbst der Tempel sind. Dort ist jede Seele mit Gott vereint und mit dem Licht Seiner ewigen Herrlichkeit überflutet, das alles geschaffene Licht nutzlos macht.
24-27. Die Auserwählten aller Völker werden in diesem „unzugänglichen Licht“ (12) wohnen, und die Könige der Erde werden ihre Glorie und Ehre dahin bringen, um sie vor den Thron Gottes zu legen. Die Tore der Stadt sind nachts nicht wie die der irdischen Städte geschlossen, weil die „Nacht nicht mehr sein wird.“ Nur diejenigen, die von Herzen rein sind und deren Namen im Buch des Lebens geschrieben sind, können durch diese Tore eintreten.
(1) 2. Petr. 3, 7-10.
(2) Apg. 3, 21.
(3) Röm. 8, 20-23.
(4) Isaias 66, 22.
(5) 2. Petr. 3, 13.
(6) Cf. Schneider-Thurston, „The Other Life“, Kap. 13.
(7) Röm. 8, 20. 21.
(8) Gen. 22, 18; 26, 4.
(9) Eph. 2, 20. 21.
(10) Fouard, „St. John“, page 130.
(11) 1. Kor. 2, 9; siehe auch Isaias 64, 4.
(12) 1. Tim. 6, 16 –
aus: Rev. E. Sylvester Berry, Die Apokalypse des heiligen Johannes [The Apocalypse of St. John, Columbus, OH: John W. Winterich, 1921], S. 209-216; mit Imprimatur; eigene Übersetzung